Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.nem Tode für den neuen Pabst nichts Anderes, als die Logen, Die Logen des vaticanischen Palastes sind, als architek- nem Tode fuͤr den neuen Pabſt nichts Anderes, als die Logen, Die Logen des vaticaniſchen Palaſtes ſind, als architek- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0146" n="124"/> nem Tode fuͤr den neuen Pabſt nichts Anderes, als die Logen,<lb/> einige Mauerverzierungen, das dritte Zimmer im <placeName>Vatican</placeName>,<lb/> welches nach dem Brande des Borgo benannt wird, ferner<lb/> das Bildniß des Pabſtes, die farbigen Vorzeichnungen (Car-<lb/> tons) zu den beruͤhmten Tapeten. Suchen wir aus dieſen<lb/> Werken den Standpunkt zu ermitteln, aus welchem der Pabſt<lb/> die Kunſt auffaßte, und die Art, wie er ſie beguͤnſtigte.</p><lb/> <p>Die Logen des vaticaniſchen Palaſtes ſind, als architek-<lb/> toniſch-maleriſche Verzierung aufgefaßt, allerdings ein hoͤchſt<lb/> ausgezeichnetes, in ſeiner Art unvergleichbares Werk. Im<lb/> Einzelnen angeſehn, bieten ſie die Wunder des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118884840">Giovanni da<lb/> Udine</persName>, und, innerhalb der Stuccogeſimschen, kleine Figuren,<lb/> welche ſogar in der Ausfuͤhrung <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName> werth ſind. Allein<lb/> wie ſchaͤtzbar, an ſich ſelbſt genommen, die bibliſchen Darſtel-<lb/> lungen der Deckengewoͤlbe, beſonders die Geſchichten des Mo-<lb/> ſes und Joſeph, ſeyn moͤgen, ſo iſt doch ihr Auftreten an<lb/> dieſer Stelle und in ſolcher Unterordnung unter Dinge, welche<lb/> durchaus nichts damit zu ſchaffen haben, bedenklicher, als<lb/> man an der Stelle ſich einzuraͤumen pflegt. Es ſcheint mir<lb/> ein heuchleriſches Spiel mit Vorſtellungen, deren Bedeutung<lb/> ſich verloren hatte, im Sinne des Hofes, dem der Kuͤnſtler<lb/> diente, doch nicht in dem eigenen <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118597787">Raphaels</persName>, dem auch da-<lb/> mals nichts entfernter lag, als ein ſolches, aller Ernſtlichkeit<lb/> entbehrendes ſich Abfinden mit den Ideen, deren Darſtellung<lb/> ihn eben beſchaͤftigte. Die Waͤnde und Pfeiler enthalten eine<lb/> wundervolle Verflechtung von Formen der Natur und der<lb/> kuͤnſtleriſchen Willkuͤhr; was in den Deckengemaͤlden Anmuth<lb/> und Liebreiz zulaͤßt, iſt mit Luſt behandelt; die uͤbrigen, vor-<lb/> nehmlich die neuteſtamentlichen Gegenſtaͤnde, uͤberließ der Kuͤnſt-<lb/> ler ſeinen mindeſt beguͤnſtigten Schuͤlern.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0146]
nem Tode fuͤr den neuen Pabſt nichts Anderes, als die Logen,
einige Mauerverzierungen, das dritte Zimmer im Vatican,
welches nach dem Brande des Borgo benannt wird, ferner
das Bildniß des Pabſtes, die farbigen Vorzeichnungen (Car-
tons) zu den beruͤhmten Tapeten. Suchen wir aus dieſen
Werken den Standpunkt zu ermitteln, aus welchem der Pabſt
die Kunſt auffaßte, und die Art, wie er ſie beguͤnſtigte.
Die Logen des vaticaniſchen Palaſtes ſind, als architek-
toniſch-maleriſche Verzierung aufgefaßt, allerdings ein hoͤchſt
ausgezeichnetes, in ſeiner Art unvergleichbares Werk. Im
Einzelnen angeſehn, bieten ſie die Wunder des Giovanni da
Udine, und, innerhalb der Stuccogeſimschen, kleine Figuren,
welche ſogar in der Ausfuͤhrung Raphaels werth ſind. Allein
wie ſchaͤtzbar, an ſich ſelbſt genommen, die bibliſchen Darſtel-
lungen der Deckengewoͤlbe, beſonders die Geſchichten des Mo-
ſes und Joſeph, ſeyn moͤgen, ſo iſt doch ihr Auftreten an
dieſer Stelle und in ſolcher Unterordnung unter Dinge, welche
durchaus nichts damit zu ſchaffen haben, bedenklicher, als
man an der Stelle ſich einzuraͤumen pflegt. Es ſcheint mir
ein heuchleriſches Spiel mit Vorſtellungen, deren Bedeutung
ſich verloren hatte, im Sinne des Hofes, dem der Kuͤnſtler
diente, doch nicht in dem eigenen Raphaels, dem auch da-
mals nichts entfernter lag, als ein ſolches, aller Ernſtlichkeit
entbehrendes ſich Abfinden mit den Ideen, deren Darſtellung
ihn eben beſchaͤftigte. Die Waͤnde und Pfeiler enthalten eine
wundervolle Verflechtung von Formen der Natur und der
kuͤnſtleriſchen Willkuͤhr; was in den Deckengemaͤlden Anmuth
und Liebreiz zulaͤßt, iſt mit Luſt behandelt; die uͤbrigen, vor-
nehmlich die neuteſtamentlichen Gegenſtaͤnde, uͤberließ der Kuͤnſt-
ler ſeinen mindeſt beguͤnſtigten Schuͤlern.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |