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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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dung des neuen architectonischen Systemes unstreitig die An-
wendung des spitzen, oder aus Segmenten zusammengesetzten
Bogens.

Alle strengeren Forscher *) stimmen darin überein, daß
nicht früher, als innerhalb der ersten Decennien des dreyzehn-
ten Jahrhunderts der spitze Bogen systematisch in Anwendung
gesetzt, ernstlich begünstigt worden ist. Als Nothbehelf brachte
man ihn allerdings schon ungleich früher, doch nur höchst
selten in Anwendung; wie man denn überhaupt voraussetzen
darf, daß die Möglichkeit dieser Constructionsart, deren ein-
fachste Formen bei den alten Völkern bekanntlich dem run-
den Bogen und demselben entsprechenden Gewölbe vorange-
gangen sind, **) jedem Baukundigen stets klar eingeleuchtet

habe.
*) S. Th. Warton, essay on Gothic Arch. (in den obss. on
the fairy Queen of Spenser, ed. 1762. p. 184.) "This style com-
menced about 1200."
Er stützt sich vornehmlich auf die Veränderun-
gen und Uebergänge in den Siegeln Heinrich III. Die unsrigen, die
französischen führen auf dass. Resultat. Murphy, plans and sections
of the church and abbey of Batalha, introd. p. 3. "The first spe-
cimens of this manner of building were, I believe, finished about the
beginning of the thirteenth Century."
Der Entwurf und die Grün-
dung der wichtigsten Gebäude in ganz ausgebildetem germ. Style fällt
bekanntlich in die zweyte Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts, der äl-
teren, einfacheren Formen in die erste. Diese Umwandlungen fallen in
eine so neue Epoche, daß es nicht schwer hielt, das Alter einer sehr gro-
ßen Zahl solcher Gebäude aus den Urkunden und Inschriften völlig
sicher zu stellen, wie es geschehen ist.
**) Mit den Bemerkungen aller neueren Forscher in Ueberein-
stimmung sagt Nibby (viaggio antiq. ne' contorni di Roma, T. 11.
p. 48
.) von Theilen der, vor nicht langer Zeit entdeckten, Wasserlei-
tung in der Nähe des alten Tusculum: "la volta di questa camera,
voltata ad arco acuto e simile in parte al tesoro d'Atreo presso
Micene e alle cosi dette Porte Ciclopiche
(s. das Werk des Dionigi),

dung des neuen architectoniſchen Syſtemes unſtreitig die An-
wendung des ſpitzen, oder aus Segmenten zuſammengeſetzten
Bogens.

Alle ſtrengeren Forſcher *) ſtimmen darin uͤberein, daß
nicht fruͤher, als innerhalb der erſten Decennien des dreyzehn-
ten Jahrhunderts der ſpitze Bogen ſyſtematiſch in Anwendung
geſetzt, ernſtlich beguͤnſtigt worden iſt. Als Nothbehelf brachte
man ihn allerdings ſchon ungleich fruͤher, doch nur hoͤchſt
ſelten in Anwendung; wie man denn uͤberhaupt vorausſetzen
darf, daß die Moͤglichkeit dieſer Conſtructionsart, deren ein-
fachſte Formen bei den alten Voͤlkern bekanntlich dem run-
den Bogen und demſelben entſprechenden Gewoͤlbe vorange-
gangen ſind, **) jedem Baukundigen ſtets klar eingeleuchtet

habe.
*) S. Th. Warton, essay on Gothic Arch. (in den obss. on
the fairy Queen of Spenser, ed. 1762. p. 184.) „This style com-
menced about 1200.“
Er ſtützt ſich vornehmlich auf die Veränderun-
gen und Uebergänge in den Siegeln Heinrich III. Die unſrigen, die
franzöſiſchen führen auf daſſ. Reſultat. Murphy, plans and sections
of the church and abbey of Batalha, introd. p. 3. „The first spe-
cimens of this manner of building were, I believe, finished about the
beginning of the thirteenth Century.“
Der Entwurf und die Grün-
dung der wichtigſten Gebäude in ganz ausgebildetem germ. Style fällt
bekanntlich in die zweyte Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts, der äl-
teren, einfacheren Formen in die erſte. Dieſe Umwandlungen fallen in
eine ſo neue Epoche, daß es nicht ſchwer hielt, das Alter einer ſehr gro-
ßen Zahl ſolcher Gebäude aus den Urkunden und Inſchriften völlig
ſicher zu ſtellen, wie es geſchehen iſt.
**) Mit den Bemerkungen aller neueren Forſcher in Ueberein-
ſtimmung ſagt Nibby (viaggio antiq. ne’ contorni di Roma, T. 11.
p. 48
.) von Theilen der, vor nicht langer Zeit entdeckten, Waſſerlei-
tung in der Nähe des alten Tusculum: „la volta di questa camera,
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Micene e alle cosi dette Porte Ciclopiche
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[224/0246] dung des neuen architectoniſchen Syſtemes unſtreitig die An- wendung des ſpitzen, oder aus Segmenten zuſammengeſetzten Bogens. Alle ſtrengeren Forſcher *) ſtimmen darin uͤberein, daß nicht fruͤher, als innerhalb der erſten Decennien des dreyzehn- ten Jahrhunderts der ſpitze Bogen ſyſtematiſch in Anwendung geſetzt, ernſtlich beguͤnſtigt worden iſt. Als Nothbehelf brachte man ihn allerdings ſchon ungleich fruͤher, doch nur hoͤchſt ſelten in Anwendung; wie man denn uͤberhaupt vorausſetzen darf, daß die Moͤglichkeit dieſer Conſtructionsart, deren ein- fachſte Formen bei den alten Voͤlkern bekanntlich dem run- den Bogen und demſelben entſprechenden Gewoͤlbe vorange- gangen ſind, **) jedem Baukundigen ſtets klar eingeleuchtet habe. *) S. Th. Warton, essay on Gothic Arch. (in den obss. on the fairy Queen of Spenser, ed. 1762. p. 184.) „This style com- menced about 1200.“ Er ſtützt ſich vornehmlich auf die Veränderun- gen und Uebergänge in den Siegeln Heinrich III. Die unſrigen, die franzöſiſchen führen auf daſſ. Reſultat. Murphy, plans and sections of the church and abbey of Batalha, introd. p. 3. „The first spe- cimens of this manner of building were, I believe, finished about the beginning of the thirteenth Century.“ Der Entwurf und die Grün- dung der wichtigſten Gebäude in ganz ausgebildetem germ. Style fällt bekanntlich in die zweyte Hälfte des dreyzehnten Jahrhunderts, der äl- teren, einfacheren Formen in die erſte. Dieſe Umwandlungen fallen in eine ſo neue Epoche, daß es nicht ſchwer hielt, das Alter einer ſehr gro- ßen Zahl ſolcher Gebäude aus den Urkunden und Inſchriften völlig ſicher zu ſtellen, wie es geſchehen iſt. **) Mit den Bemerkungen aller neueren Forſcher in Ueberein- ſtimmung ſagt Nibby (viaggio antiq. ne’ contorni di Roma, T. 11. p. 48.) von Theilen der, vor nicht langer Zeit entdeckten, Waſſerlei- tung in der Nähe des alten Tusculum: „la volta di questa camera, voltata ad arco acuto e simile in parte al tesoro d’Atreo presso Micene e alle cosi dette Porte Ciclopiche (ſ. das Werk des Dionigi),

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/246>, abgerufen am 27.11.2024.