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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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Vasari hochbewunderten Schönheit genug, um außer Zweifel zu
stellen, daß es von Raphael nicht gar lange nach der Ma-
donna Tempi und vor der Madonna del Cardellino gemalt
sey, welche letzte Vasari freylich früher anführt, doch nicht
deutlich ausspricht, ob er sie für älter halte, als die unsrige.

Man hat indeß dem Münchener Bilde die Originalität
streitig machen wollen. Im Jahre 1766 hatte zu Florenz
ein Bild sich angefunden, über dessen Entdeckung zwey Noten
des römischen und florentinifchen Herausgebers der Künstler-
leben des Vasari Auskunft geben, welche auch der sienesische
aufgenommen hat *). Lanzi gehet auf gewohnte Weise dar-
über hin **). "Vasari, sagt er, versetze dieses Bild in Ra-
phaels
zweite (florentinische) Epoche; allein auf dem des
Marchese Rinuccini habe man das Jahr 1516 gelesen."
Vielleicht ward schon zu Lanzi's Zeit die Aechtheit des Bil-
des in Zweifel gezogen und umging Lanzi, als Hausfreund
des Käufers, die verletzliche Frage. Von München aus ward
ich aufgefordert, dieses Bild, welches der Marchese Rinuccini,
wie man sagt für 16000 Kronen, erkauft hat, näher zu un-
tersuchen, zur Entscheidung zu bringen, ob es wirklich die
Originalität des Münchener Bildes in Zweifel stelle.

Nach viel vergeblicher Bemühung gelang es mir im J.
1818, von den erheblichen Sammlungen des Hauses Rinuc-
cini wenigstens dieses eine Bild besichtigen zu dürfen. Ich
hatte mindestens eine Copie aus der Zeit des Originales er-
wartet, fand aber ein ungleich späteres Bild, welches auf die
Hand eines niederländischen Malergesellen schließen läßt. Al-
penformen in dem gläsern durchsichtigen Landschaftsgrunde;

*) Vas. ed. Sen. Vol. V. p. 252.
**) Scuola Rom. ep. sec.
III. 5

Vaſari hochbewunderten Schoͤnheit genug, um außer Zweifel zu
ſtellen, daß es von Raphael nicht gar lange nach der Ma-
donna Tempi und vor der Madonna del Cardellino gemalt
ſey, welche letzte Vaſari freylich fruͤher anfuͤhrt, doch nicht
deutlich ausſpricht, ob er ſie fuͤr aͤlter halte, als die unſrige.

Man hat indeß dem Muͤnchener Bilde die Originalitaͤt
ſtreitig machen wollen. Im Jahre 1766 hatte zu Florenz
ein Bild ſich angefunden, uͤber deſſen Entdeckung zwey Noten
des roͤmiſchen und florentinifchen Herausgebers der Kuͤnſtler-
leben des Vaſari Auskunft geben, welche auch der ſieneſiſche
aufgenommen hat *). Lanzi gehet auf gewohnte Weiſe dar-
uͤber hin **). „Vaſari, ſagt er, verſetze dieſes Bild in Ra-
phaels
zweite (florentiniſche) Epoche; allein auf dem des
Marcheſe Rinuccini habe man das Jahr 1516 geleſen.“
Vielleicht ward ſchon zu Lanzi’s Zeit die Aechtheit des Bil-
des in Zweifel gezogen und umging Lanzi, als Hausfreund
des Kaͤufers, die verletzliche Frage. Von Muͤnchen aus ward
ich aufgefordert, dieſes Bild, welches der Marcheſe Rinuccini,
wie man ſagt fuͤr 16000 Kronen, erkauft hat, naͤher zu un-
terſuchen, zur Entſcheidung zu bringen, ob es wirklich die
Originalitaͤt des Muͤnchener Bildes in Zweifel ſtelle.

Nach viel vergeblicher Bemuͤhung gelang es mir im J.
1818, von den erheblichen Sammlungen des Hauſes Rinuc-
cini wenigſtens dieſes eine Bild beſichtigen zu duͤrfen. Ich
hatte mindeſtens eine Copie aus der Zeit des Originales er-
wartet, fand aber ein ungleich ſpaͤteres Bild, welches auf die
Hand eines niederlaͤndiſchen Malergeſellen ſchließen laͤßt. Al-
penformen in dem glaͤſern durchſichtigen Landſchaftsgrunde;

*) Vas. ed. Sen. Vol. V. p. 252.
**) Scuola Rom. ep. sec.
III. 5
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[65/0087] Vaſari hochbewunderten Schoͤnheit genug, um außer Zweifel zu ſtellen, daß es von Raphael nicht gar lange nach der Ma- donna Tempi und vor der Madonna del Cardellino gemalt ſey, welche letzte Vaſari freylich fruͤher anfuͤhrt, doch nicht deutlich ausſpricht, ob er ſie fuͤr aͤlter halte, als die unſrige. Man hat indeß dem Muͤnchener Bilde die Originalitaͤt ſtreitig machen wollen. Im Jahre 1766 hatte zu Florenz ein Bild ſich angefunden, uͤber deſſen Entdeckung zwey Noten des roͤmiſchen und florentinifchen Herausgebers der Kuͤnſtler- leben des Vaſari Auskunft geben, welche auch der ſieneſiſche aufgenommen hat *). Lanzi gehet auf gewohnte Weiſe dar- uͤber hin **). „Vaſari, ſagt er, verſetze dieſes Bild in Ra- phaels zweite (florentiniſche) Epoche; allein auf dem des Marcheſe Rinuccini habe man das Jahr 1516 geleſen.“ Vielleicht ward ſchon zu Lanzi’s Zeit die Aechtheit des Bil- des in Zweifel gezogen und umging Lanzi, als Hausfreund des Kaͤufers, die verletzliche Frage. Von Muͤnchen aus ward ich aufgefordert, dieſes Bild, welches der Marcheſe Rinuccini, wie man ſagt fuͤr 16000 Kronen, erkauft hat, naͤher zu un- terſuchen, zur Entſcheidung zu bringen, ob es wirklich die Originalitaͤt des Muͤnchener Bildes in Zweifel ſtelle. Nach viel vergeblicher Bemuͤhung gelang es mir im J. 1818, von den erheblichen Sammlungen des Hauſes Rinuc- cini wenigſtens dieſes eine Bild beſichtigen zu duͤrfen. Ich hatte mindeſtens eine Copie aus der Zeit des Originales er- wartet, fand aber ein ungleich ſpaͤteres Bild, welches auf die Hand eines niederlaͤndiſchen Malergeſellen ſchließen laͤßt. Al- penformen in dem glaͤſern durchſichtigen Landſchaftsgrunde; *) Vas. ed. Sen. Vol. V. p. 252. **) Scuola Rom. ep. sec. III. 5

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/87>, abgerufen am 23.11.2024.