Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

mentreffens theilte sie sich der Länge nach, schwenkte sich mit Blitzesschnelle links und rechts ab, um, nach einer schönen Bogenbewegung, auf dem anstoßenden offenen Felde eine glanzvolle Doppelhecke zu bilden. Beide Reihen hielten sich entfernt genug von der Straße, um Margarethens Reitern zu ähnlicher Bewegung Raum zu geben, welche sie ungesäumt, obwohl mit weniger Ordnung und Zierde, in Ausführung brachten.

Die Prinzessin hatte dem kriegerischen Gaukelspiele mit Theilnahme zugesehen und wendete, auf Ueberraschungen gefaßt, jetzt den Blick gegen die Straße, auf welcher in langem Zuge der junge Adel der Stadt und Umgegend heranritt, alle Künste damaliger Schule auslegend, die Capriole, die Corbetta und ähnliche Dinge, wenn es deren noch gab. Es war ein seiner, nicht unedler Anblick, da nun Alle gleichzeitig absaßen, die Pferde den Stallmeistern übergaben, um in geschlossenem Zuge der Prinzessin sich zu nahen, welche mit ihren Damen zu Pferde blieb, nur den Zügel leicht anzog, die Entgegenkommenden zu erwarten, oder in ruhiger Haltung sie zu empfangen.

Diese glänzende Blüte des römischen Adels war den welken Erscheinungen der neuesten Zeit auf keine Weise vergleichbar. Nach und nach verdrängten, verdunkelten wenigstens, die Angehörigen der geistlichen Gewalt die Sprößlinge jener Geschlechter, welche seit den Ottonen in der römischen Landschaft kaiserliche Lehen genommen hatten. Gegenwärtig zeigt der römische Adel,

mentreffens theilte sie sich der Länge nach, schwenkte sich mit Blitzesschnelle links und rechts ab, um, nach einer schönen Bogenbewegung, auf dem anstoßenden offenen Felde eine glanzvolle Doppelhecke zu bilden. Beide Reihen hielten sich entfernt genug von der Straße, um Margarethens Reitern zu ähnlicher Bewegung Raum zu geben, welche sie ungesäumt, obwohl mit weniger Ordnung und Zierde, in Ausführung brachten.

Die Prinzessin hatte dem kriegerischen Gaukelspiele mit Theilnahme zugesehen und wendete, auf Ueberraschungen gefaßt, jetzt den Blick gegen die Straße, auf welcher in langem Zuge der junge Adel der Stadt und Umgegend heranritt, alle Künste damaliger Schule auslegend, die Capriole, die Corbetta und ähnliche Dinge, wenn es deren noch gab. Es war ein seiner, nicht unedler Anblick, da nun Alle gleichzeitig absaßen, die Pferde den Stallmeistern übergaben, um in geschlossenem Zuge der Prinzessin sich zu nahen, welche mit ihren Damen zu Pferde blieb, nur den Zügel leicht anzog, die Entgegenkommenden zu erwarten, oder in ruhiger Haltung sie zu empfangen.

Diese glänzende Blüte des römischen Adels war den welken Erscheinungen der neuesten Zeit auf keine Weise vergleichbar. Nach und nach verdrängten, verdunkelten wenigstens, die Angehörigen der geistlichen Gewalt die Sprößlinge jener Geschlechter, welche seit den Ottonen in der römischen Landschaft kaiserliche Lehen genommen hatten. Gegenwärtig zeigt der römische Adel,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016"/>
mentreffens theilte sie sich der Länge nach, schwenkte sich mit                Blitzesschnelle links und rechts ab, um, nach einer schönen Bogenbewegung, auf dem                anstoßenden offenen Felde eine glanzvolle Doppelhecke zu bilden. Beide Reihen hielten                sich entfernt genug von der Straße, um Margarethens Reitern zu ähnlicher Bewegung                Raum zu geben, welche sie ungesäumt, obwohl mit weniger Ordnung und Zierde, in                Ausführung brachten.</p><lb/>
        <p>Die Prinzessin hatte dem kriegerischen Gaukelspiele mit Theilnahme zugesehen und                wendete, auf Ueberraschungen gefaßt, jetzt den Blick gegen die Straße, auf welcher in                langem Zuge der junge Adel der Stadt und Umgegend heranritt, alle Künste damaliger                Schule auslegend, die Capriole, die Corbetta und ähnliche Dinge, wenn es deren noch                gab. Es war ein seiner, nicht unedler Anblick, da nun Alle gleichzeitig absaßen, die                Pferde den Stallmeistern übergaben, um in geschlossenem Zuge der Prinzessin sich zu                nahen, welche mit ihren Damen zu Pferde blieb, nur den Zügel leicht anzog, die                Entgegenkommenden zu erwarten, oder in ruhiger Haltung sie zu empfangen.</p><lb/>
        <p>Diese glänzende Blüte des römischen Adels war den welken Erscheinungen der neuesten                Zeit auf keine Weise vergleichbar. Nach und nach verdrängten, verdunkelten                wenigstens, die Angehörigen der geistlichen Gewalt die Sprößlinge jener Geschlechter,                welche seit den Ottonen in der römischen Landschaft kaiserliche Lehen genommen                hatten. Gegenwärtig zeigt der römische Adel,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0016] mentreffens theilte sie sich der Länge nach, schwenkte sich mit Blitzesschnelle links und rechts ab, um, nach einer schönen Bogenbewegung, auf dem anstoßenden offenen Felde eine glanzvolle Doppelhecke zu bilden. Beide Reihen hielten sich entfernt genug von der Straße, um Margarethens Reitern zu ähnlicher Bewegung Raum zu geben, welche sie ungesäumt, obwohl mit weniger Ordnung und Zierde, in Ausführung brachten. Die Prinzessin hatte dem kriegerischen Gaukelspiele mit Theilnahme zugesehen und wendete, auf Ueberraschungen gefaßt, jetzt den Blick gegen die Straße, auf welcher in langem Zuge der junge Adel der Stadt und Umgegend heranritt, alle Künste damaliger Schule auslegend, die Capriole, die Corbetta und ähnliche Dinge, wenn es deren noch gab. Es war ein seiner, nicht unedler Anblick, da nun Alle gleichzeitig absaßen, die Pferde den Stallmeistern übergaben, um in geschlossenem Zuge der Prinzessin sich zu nahen, welche mit ihren Damen zu Pferde blieb, nur den Zügel leicht anzog, die Entgegenkommenden zu erwarten, oder in ruhiger Haltung sie zu empfangen. Diese glänzende Blüte des römischen Adels war den welken Erscheinungen der neuesten Zeit auf keine Weise vergleichbar. Nach und nach verdrängten, verdunkelten wenigstens, die Angehörigen der geistlichen Gewalt die Sprößlinge jener Geschlechter, welche seit den Ottonen in der römischen Landschaft kaiserliche Lehen genommen hatten. Gegenwärtig zeigt der römische Adel,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/16
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/16>, abgerufen am 21.11.2024.