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Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bar zu sein schien. Unter diesem Geplauder hatte eines der Pferde unbemerkt auf der harten Römerstraße den Hufbeschlag abgestoßen, das Eisen verloren. Ein Diener ward zurückgesandt, es aufzusuchen; von der übrigen Begleitung hielten Einige, Jenen zu erwarten, Andere folgten langsam dem Prinzen, welcher den Vorfall nicht beachtend im Trabe fortritt. Es verfloßen einige Minuten, ehe Savello bemerkte, daß er Jenen weit vorangekommen war. Von seinem Gefolge war nur ein Einziger ihm zur Seite geblieben.

Er hielt an, um von seiner Begleitung nicht zu weit sich zu entfernen; eine Vorsicht, zu welcher die Bestimmungsgründe in der Umgebung Roms nie gefehlt haben. Savello schien ungeduldig die Ursache der Zögerung zu erspähen; sein Begleiter indeß, welcher unter so Vielen allein mit wahrer Liebe ihm anhing, suchte, weil die Gelegenheit sich darbot, dem Grunde seiner Verstimmung auf die Spur zu kommen; nicht aus Neugier, mehr in der Hoffnung, ihn zu trösten und aufzurichten.

Weil du mich drängst, erwiderte Savello, und wir allein sind, will ich meine Schwäche und Thorheit dir eingestehen. Schon am frühen Morgen sandte man aus dem Stalle die Botschaft herauf, daß mein Leibpferd, der Schwarze, sich widerspenstig bezeige, um sich schlage, beiße und auf keine Weise Zaum und Sattel dulden wolle. Ich befahl ein anderes aufzuzäumen; doch auch von diesem kam die Meldung, daß es sich gesträubt

bar zu sein schien. Unter diesem Geplauder hatte eines der Pferde unbemerkt auf der harten Römerstraße den Hufbeschlag abgestoßen, das Eisen verloren. Ein Diener ward zurückgesandt, es aufzusuchen; von der übrigen Begleitung hielten Einige, Jenen zu erwarten, Andere folgten langsam dem Prinzen, welcher den Vorfall nicht beachtend im Trabe fortritt. Es verfloßen einige Minuten, ehe Savello bemerkte, daß er Jenen weit vorangekommen war. Von seinem Gefolge war nur ein Einziger ihm zur Seite geblieben.

Er hielt an, um von seiner Begleitung nicht zu weit sich zu entfernen; eine Vorsicht, zu welcher die Bestimmungsgründe in der Umgebung Roms nie gefehlt haben. Savello schien ungeduldig die Ursache der Zögerung zu erspähen; sein Begleiter indeß, welcher unter so Vielen allein mit wahrer Liebe ihm anhing, suchte, weil die Gelegenheit sich darbot, dem Grunde seiner Verstimmung auf die Spur zu kommen; nicht aus Neugier, mehr in der Hoffnung, ihn zu trösten und aufzurichten.

Weil du mich drängst, erwiderte Savello, und wir allein sind, will ich meine Schwäche und Thorheit dir eingestehen. Schon am frühen Morgen sandte man aus dem Stalle die Botschaft herauf, daß mein Leibpferd, der Schwarze, sich widerspenstig bezeige, um sich schlage, beiße und auf keine Weise Zaum und Sattel dulden wolle. Ich befahl ein anderes aufzuzäumen; doch auch von diesem kam die Meldung, daß es sich gesträubt

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[0038] bar zu sein schien. Unter diesem Geplauder hatte eines der Pferde unbemerkt auf der harten Römerstraße den Hufbeschlag abgestoßen, das Eisen verloren. Ein Diener ward zurückgesandt, es aufzusuchen; von der übrigen Begleitung hielten Einige, Jenen zu erwarten, Andere folgten langsam dem Prinzen, welcher den Vorfall nicht beachtend im Trabe fortritt. Es verfloßen einige Minuten, ehe Savello bemerkte, daß er Jenen weit vorangekommen war. Von seinem Gefolge war nur ein Einziger ihm zur Seite geblieben. Er hielt an, um von seiner Begleitung nicht zu weit sich zu entfernen; eine Vorsicht, zu welcher die Bestimmungsgründe in der Umgebung Roms nie gefehlt haben. Savello schien ungeduldig die Ursache der Zögerung zu erspähen; sein Begleiter indeß, welcher unter so Vielen allein mit wahrer Liebe ihm anhing, suchte, weil die Gelegenheit sich darbot, dem Grunde seiner Verstimmung auf die Spur zu kommen; nicht aus Neugier, mehr in der Hoffnung, ihn zu trösten und aufzurichten. Weil du mich drängst, erwiderte Savello, und wir allein sind, will ich meine Schwäche und Thorheit dir eingestehen. Schon am frühen Morgen sandte man aus dem Stalle die Botschaft herauf, daß mein Leibpferd, der Schwarze, sich widerspenstig bezeige, um sich schlage, beiße und auf keine Weise Zaum und Sattel dulden wolle. Ich befahl ein anderes aufzuzäumen; doch auch von diesem kam die Meldung, daß es sich gesträubt

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/38>, abgerufen am 29.03.2024.