Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

will; sie fragen, ob sie daran eine Aenderung beliebt. -- Ei ja, sprach sie, haltet Ihr mich für eine Mittlerin? Nein, nein, wer um mich selbst wirbt, den höre ich an, wenn er sonst mir gefällt. Allein kuppeln will und verstehe ich nicht. -- Ei, du kleine Närrin, fiel ihr der Helfer ins Wort, du kennst die vornehmen Leute noch nicht. Die schmachten daheim für sich und geben für einen einzigen lieben Blick alle Schätze der Erde hin. -- Also bloß das Ding ihr zeigen? fragte sie. Nun, so zeigt es nur mir, dann will ich Euch sagen, ob -- ei, welche Pracht, rief sie aus, als er die Brustspange hervorzog: gebt es nur her, das wird, das muß sie annehmen. -- Ein Rubin von ungewöhnlicher Größe und tief dunklem Feuer, den große milchweiße Perlen umgaben; zu beiden Seiten ein saftgrüner Smaragd und wiederum eine länglich gerundete Perle von bläulichem Schimmer. Die zierliche Fassung war überall kunstreich durch farbigen Schmelz belebt. Savello hätte dafür das Herz großer Damen einkaufen mögen.

Der helleinbrechende Tag mahnte die Magd an ihr Geschäft zu gehen, erinnerte den Helfer an die Gefahren, in welche ein längeres Weilen seine Pläne und sogar seine Person hätte verwickeln dürfen. Auf den Abend ward an einer mehr gesicherten Stelle der Gartenmauer eine neue Zusammenkunft beredet. Dann schlich der kecke Späher unter den Bäumen fort, schlüpfte tief gebückt durch das Gestrüppe die Felsen hinunter. Ehe er in die Schlucht sich versenkte, blickte er noch ein Mal

will; sie fragen, ob sie daran eine Aenderung beliebt. — Ei ja, sprach sie, haltet Ihr mich für eine Mittlerin? Nein, nein, wer um mich selbst wirbt, den höre ich an, wenn er sonst mir gefällt. Allein kuppeln will und verstehe ich nicht. — Ei, du kleine Närrin, fiel ihr der Helfer ins Wort, du kennst die vornehmen Leute noch nicht. Die schmachten daheim für sich und geben für einen einzigen lieben Blick alle Schätze der Erde hin. — Also bloß das Ding ihr zeigen? fragte sie. Nun, so zeigt es nur mir, dann will ich Euch sagen, ob — ei, welche Pracht, rief sie aus, als er die Brustspange hervorzog: gebt es nur her, das wird, das muß sie annehmen. — Ein Rubin von ungewöhnlicher Größe und tief dunklem Feuer, den große milchweiße Perlen umgaben; zu beiden Seiten ein saftgrüner Smaragd und wiederum eine länglich gerundete Perle von bläulichem Schimmer. Die zierliche Fassung war überall kunstreich durch farbigen Schmelz belebt. Savello hätte dafür das Herz großer Damen einkaufen mögen.

Der helleinbrechende Tag mahnte die Magd an ihr Geschäft zu gehen, erinnerte den Helfer an die Gefahren, in welche ein längeres Weilen seine Pläne und sogar seine Person hätte verwickeln dürfen. Auf den Abend ward an einer mehr gesicherten Stelle der Gartenmauer eine neue Zusammenkunft beredet. Dann schlich der kecke Späher unter den Bäumen fort, schlüpfte tief gebückt durch das Gestrüppe die Felsen hinunter. Ehe er in die Schlucht sich versenkte, blickte er noch ein Mal

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0072"/>
will; sie                fragen, ob sie daran eine Aenderung beliebt. &#x2014; Ei ja, sprach sie, haltet Ihr mich für                eine Mittlerin? Nein, nein, wer um mich selbst wirbt, den höre ich an, wenn er sonst                mir gefällt. Allein kuppeln will und verstehe ich nicht. &#x2014; Ei, du kleine Närrin, fiel                ihr der Helfer ins Wort, du kennst die vornehmen Leute noch nicht. Die schmachten                daheim für sich und geben für einen einzigen lieben Blick alle Schätze der Erde hin.                &#x2014; Also bloß das Ding ihr zeigen? fragte sie. Nun, so zeigt es nur mir, dann will ich                Euch sagen, ob &#x2014; ei, welche Pracht, rief sie aus, als er die Brustspange hervorzog:                gebt es nur her, das wird, das muß sie annehmen. &#x2014; Ein Rubin von ungewöhnlicher Größe                und tief dunklem Feuer, den große milchweiße Perlen umgaben; zu beiden Seiten ein                saftgrüner Smaragd und wiederum eine länglich gerundete Perle von bläulichem                Schimmer. Die zierliche Fassung war überall kunstreich durch farbigen Schmelz belebt.                Savello hätte dafür das Herz großer Damen einkaufen mögen.</p><lb/>
        <p>Der helleinbrechende Tag mahnte die Magd an ihr Geschäft zu gehen, erinnerte den                Helfer an die Gefahren, in welche ein längeres Weilen seine Pläne und sogar seine                Person hätte verwickeln dürfen. Auf den Abend ward an einer mehr gesicherten Stelle                der Gartenmauer eine neue Zusammenkunft beredet. Dann schlich der kecke Späher unter                den Bäumen fort, schlüpfte tief gebückt durch das Gestrüppe die Felsen hinunter. Ehe                er in die Schlucht sich versenkte, blickte er noch ein Mal<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0072] will; sie fragen, ob sie daran eine Aenderung beliebt. — Ei ja, sprach sie, haltet Ihr mich für eine Mittlerin? Nein, nein, wer um mich selbst wirbt, den höre ich an, wenn er sonst mir gefällt. Allein kuppeln will und verstehe ich nicht. — Ei, du kleine Närrin, fiel ihr der Helfer ins Wort, du kennst die vornehmen Leute noch nicht. Die schmachten daheim für sich und geben für einen einzigen lieben Blick alle Schätze der Erde hin. — Also bloß das Ding ihr zeigen? fragte sie. Nun, so zeigt es nur mir, dann will ich Euch sagen, ob — ei, welche Pracht, rief sie aus, als er die Brustspange hervorzog: gebt es nur her, das wird, das muß sie annehmen. — Ein Rubin von ungewöhnlicher Größe und tief dunklem Feuer, den große milchweiße Perlen umgaben; zu beiden Seiten ein saftgrüner Smaragd und wiederum eine länglich gerundete Perle von bläulichem Schimmer. Die zierliche Fassung war überall kunstreich durch farbigen Schmelz belebt. Savello hätte dafür das Herz großer Damen einkaufen mögen. Der helleinbrechende Tag mahnte die Magd an ihr Geschäft zu gehen, erinnerte den Helfer an die Gefahren, in welche ein längeres Weilen seine Pläne und sogar seine Person hätte verwickeln dürfen. Auf den Abend ward an einer mehr gesicherten Stelle der Gartenmauer eine neue Zusammenkunft beredet. Dann schlich der kecke Späher unter den Bäumen fort, schlüpfte tief gebückt durch das Gestrüppe die Felsen hinunter. Ehe er in die Schlucht sich versenkte, blickte er noch ein Mal

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:26:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:26:17Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/72
Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich: Der letzte Savello. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 2. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 125–209. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_savello_1910/72>, abgerufen am 02.05.2024.