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Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672.

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weilen es ausserhalb mit dreyen Gräben / einer hohen dicken Mauer / und starcken Bollwerken / wohl versehen / und daher mit so wenigem Volck übel zu gewinnen war. Bey selbiger Blocquirung sind nicht mehr / als drey Personen / von Ihren giftigen Kugeln tödlich beschädiget / aber doch bald wiederum curiret, worden.

Ein grosser Wunderbaum Im Monat April gieng es gar auf Persien zu. Die Hauptstadt / da der König Hof zu halten pflegt / heist Spahan oder Ispahan; Wir kunnten aber nicht sonderlich tieff ins Land kommen. Allein + einen Baum traffen Wir an / unter dessen Schatten auf die drey tausend Menschen / und mehr / Sich verbergen kunnten; sintemühl seine Wurtzeln etlichmahl aus der Erden wieder gewachsen / und andere Neben-Bäume / aus eben diesen Wurtzeln / wieder getrieben / die sich weit ausgebreitet haben. Unzählich viel Leichter / und Liecht / fanden wir daran / hin und wieder hangend / und wegen der berühmten Heiligkeit des Orts viel Volcks / von allerley Nation; daher es kommen / daß auch dabey ein Priester-Haus gebauer / die zu gewissen Zeiten Ihre Abgötterey darinnen zu treiben pflegen. Es solte einer nicht viel Geld nehmen / und nur ein einiges Aestlein davon brechen / weil wohl zu besorgen / daß unfehlbahr Sein Leben kosten mögte.

[Abbildung]

+ Herr von Mandelslo / und Jürgen Andersen / beschreiben den Baum eben also. Nur daß Jener / pag. 21. dazu setzet: Am Haupt-Stamm war eine kleine Capelle gebauet / in welcher ein Benjanischer / oder Indianischer / Heiliger begraben ligt. An der Tühr saß ein Indianischer Pfaff / der das Grab hütete / und pflegte. Er führte Uns auch in die Capelle, zum Grab / dasselbe war mit Türkischen bunten Bohnen dick bestreuet / oben auf dem Grab stunden etliche brennende Lampen / welche der Pfaff weder Tag / noch Nacht / muß verleschen lassen. Uber dem Begräbnus war ein kleiner Himmel / von Seiden-Zeug gemachet. Dieser aber hän-

weilen es ausserhalb mit dreyen Gräben / einer hohen dicken Mauer / und starcken Bollwerken / wohl versehen / und daher mit so wenigem Volck übel zu gewinnen war. Bey selbiger Blocquirung sind nicht mehr / als drey Personen / von Ihren giftigen Kugeln tödlich beschädiget / aber doch bald wiederum curiret, worden.

Ein grosser Wunderbaum Im Monat April gieng es gar auf Persien zu. Die Hauptstadt / da der König Hof zu halten pflegt / heist Spahan oder Ispahan; Wir kunnten aber nicht sonderlich tieff ins Land kommen. Allein † einen Baum traffen Wir an / unter dessen Schatten auf die drey tausend Menschen / und mehr / Sich verbergen kunnten; sintemühl seine Wurtzeln etlichmahl aus der Erden wieder gewachsen / und andere Neben-Bäume / aus eben diesen Wurtzeln / wieder getrieben / die sich weit ausgebreitet haben. Unzählich viel Leichter / und Liecht / fanden wir daran / hin und wieder hangend / und wegen der berühmten Heiligkeit des Orts viel Volcks / von allerley Nation; daher es kommen / daß auch dabey ein Priester-Haus gebauer / die zu gewissen Zeiten Ihre Abgötterey darinnen zu treiben pflegen. Es solte einer nicht viel Geld nehmen / und nur ein einiges Aestlein davon brechen / weil wohl zu besorgen / daß unfehlbahr Sein Leben kosten mögte.

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† Herr von Mandelslo / und Jürgen Andersen / beschreiben den Baum eben also. Nur daß Jener / pag. 21. dazu setzet: Am Haupt-Stamm war eine kleine Capelle gebauet / in welcher ein Benjanischer / oder Indianischer / Heiliger begraben ligt. An der Tühr saß ein Indianischer Pfaff / der das Grab hütete / und pflegte. Er führte Uns auch in die Capelle, zum Grab / dasselbe war mit Türkischen bunten Bohnen dick bestreuet / oben auf dem Grab stunden etliche brennende Lampen / welche der Pfaff weder Tag / noch Nacht / muß verleschen lassen. Uber dem Begräbnus war ein kleiner Himmel / von Seiden-Zeug gemachet. Dieser aber hän-

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[6/0119] weilen es ausserhalb mit dreyen Gräben / einer hohen dicken Mauer / und starcken Bollwerken / wohl versehen / und daher mit so wenigem Volck übel zu gewinnen war. Bey selbiger Blocquirung sind nicht mehr / als drey Personen / von Ihren giftigen Kugeln tödlich beschädiget / aber doch bald wiederum curiret, worden. Im Monat April gieng es gar auf Persien zu. Die Hauptstadt / da der König Hof zu halten pflegt / heist Spahan oder Ispahan; Wir kunnten aber nicht sonderlich tieff ins Land kommen. Allein † einen Baum traffen Wir an / unter dessen Schatten auf die drey tausend Menschen / und mehr / Sich verbergen kunnten; sintemühl seine Wurtzeln etlichmahl aus der Erden wieder gewachsen / und andere Neben-Bäume / aus eben diesen Wurtzeln / wieder getrieben / die sich weit ausgebreitet haben. Unzählich viel Leichter / und Liecht / fanden wir daran / hin und wieder hangend / und wegen der berühmten Heiligkeit des Orts viel Volcks / von allerley Nation; daher es kommen / daß auch dabey ein Priester-Haus gebauer / die zu gewissen Zeiten Ihre Abgötterey darinnen zu treiben pflegen. Es solte einer nicht viel Geld nehmen / und nur ein einiges Aestlein davon brechen / weil wohl zu besorgen / daß unfehlbahr Sein Leben kosten mögte. Ein grosser Wunderbaum [Abbildung] † Herr von Mandelslo / und Jürgen Andersen / beschreiben den Baum eben also. Nur daß Jener / pag. 21. dazu setzet: Am Haupt-Stamm war eine kleine Capelle gebauet / in welcher ein Benjanischer / oder Indianischer / Heiliger begraben ligt. An der Tühr saß ein Indianischer Pfaff / der das Grab hütete / und pflegte. Er führte Uns auch in die Capelle, zum Grab / dasselbe war mit Türkischen bunten Bohnen dick bestreuet / oben auf dem Grab stunden etliche brennende Lampen / welche der Pfaff weder Tag / noch Nacht / muß verleschen lassen. Uber dem Begräbnus war ein kleiner Himmel / von Seiden-Zeug gemachet. Dieser aber hän-

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Zitationshilfe: Saar, Johann Jacob: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg, 1672, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_kriegsdienste_1672/119>, abgerufen am 21.11.2024.