Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877."Ja, es sind glückliche Leute", sprach er, ohne hin zu "Ach geh'," sagte sie leise und langte nach einer rothen "Resi", fuhr er fort -- es war das erste Mal, daß er Sie erwiederte nichts; aber in dem Blicke, den sie zu Soll ich, der ich diese einfache Geschichte wahrheitsgetreu „Ja, es ſind glückliche Leute“, ſprach er, ohne hin zu „Ach geh',“ ſagte ſie leiſe und langte nach einer rothen „Reſi“, fuhr er fort — es war das erſte Mal, daß er Sie erwiederte nichts; aber in dem Blicke, den ſie zu Soll ich, der ich dieſe einfache Geſchichte wahrheitsgetreu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0178" n="162"/> <p>„Ja, es ſind glückliche Leute“, ſprach er, ohne hin zu<lb/> ſehen, wie im Traum. — „Wenn wir nur auch einmal Hoch¬<lb/> zeit haben könnten.“</p><lb/> <p>„Ach geh',“ ſagte ſie leiſe und langte nach einer rothen<lb/> Blume, die zu ihren Füßen blühte.</p><lb/> <p>„Reſi“, fuhr er fort — es war das erſte Mal, daß er<lb/> ſie ſo nannte — und legte ſeinen Arm ſcheu und bebend um<lb/> ihren Leib, „Reſi — ich hab' Dich ſo lieb!“</p><lb/> <p>Sie erwiederte nichts; aber in dem Blicke, den ſie zu<lb/> ihm aufſchlug, lag es für ihn wie ein wogendes Meer von<lb/> Glück. Und als jetzt drüben die Geigen lauter jubelten und<lb/> das Brautpaar, durch allſeitiges Rufen und Händeklatſchen<lb/> angefeuert, ſich im ſtürmiſchen Wirbel dahin ſchwang: da zog<lb/> er ſie feſt an's Herz und ihre Lippen ſchloſſen ſich zu einem<lb/> langen, tiefen Kuſſe zuſammen. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Soll ich, der ich dieſe einfache Geſchichte wahrheitsgetreu<lb/> zu erzählen mir vorgeſetzt, nun auch die Seligkeit zu ſchildern<lb/> verſuchen, welche die Beiden von jetzt an überkommen hatte?<lb/> Ich glaube, daß ich darauf verzichten darf; und zwar nicht<lb/> blos deshalb, weil keine Worte zu dem Gefühl hinanreichen,<lb/> das ihnen mit einem Male den vollen Lichtglanz, den über¬<lb/> ſchwänglichen Reichthum des Daſeins erſchloſſen hatte; ſondern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0178]
„Ja, es ſind glückliche Leute“, ſprach er, ohne hin zu
ſehen, wie im Traum. — „Wenn wir nur auch einmal Hoch¬
zeit haben könnten.“
„Ach geh',“ ſagte ſie leiſe und langte nach einer rothen
Blume, die zu ihren Füßen blühte.
„Reſi“, fuhr er fort — es war das erſte Mal, daß er
ſie ſo nannte — und legte ſeinen Arm ſcheu und bebend um
ihren Leib, „Reſi — ich hab' Dich ſo lieb!“
Sie erwiederte nichts; aber in dem Blicke, den ſie zu
ihm aufſchlug, lag es für ihn wie ein wogendes Meer von
Glück. Und als jetzt drüben die Geigen lauter jubelten und
das Brautpaar, durch allſeitiges Rufen und Händeklatſchen
angefeuert, ſich im ſtürmiſchen Wirbel dahin ſchwang: da zog
er ſie feſt an's Herz und ihre Lippen ſchloſſen ſich zu einem
langen, tiefen Kuſſe zuſammen. —
Soll ich, der ich dieſe einfache Geſchichte wahrheitsgetreu
zu erzählen mir vorgeſetzt, nun auch die Seligkeit zu ſchildern
verſuchen, welche die Beiden von jetzt an überkommen hatte?
Ich glaube, daß ich darauf verzichten darf; und zwar nicht
blos deshalb, weil keine Worte zu dem Gefühl hinanreichen,
das ihnen mit einem Male den vollen Lichtglanz, den über¬
ſchwänglichen Reichthum des Daſeins erſchloſſen hatte; ſondern
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