Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877."Unten in Krain bauen sie die Eisenbahn weiter", fuhr Sie schüttelte langsam das Haupt. "Du willst nicht Resi? Und sieh', noch Eins. Ich hab' "Ach", jammerte sie, "was Du da sagst, ist Alles schön "Er muß Dich fortlassen. Du bist kein Kind mehr. "Glaub' mir, er läßt mich nicht gehen -- und mit „Unten in Krain bauen ſie die Eiſenbahn weiter“, fuhr Sie ſchüttelte langſam das Haupt. „Du willſt nicht Reſi? Und ſieh', noch Eins. Ich hab' „Ach“, jammerte ſie, „was Du da ſagſt, iſt Alles ſchön „Er muß Dich fortlaſſen. Du biſt kein Kind mehr. „Glaub' mir, er läßt mich nicht gehen — und mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0182" n="166"/> <p>„Unten in Krain bauen ſie die Eiſenbahn weiter“, fuhr<lb/> er fort. „Dort finden wir Arbeit.“</p><lb/> <p>Sie ſchüttelte langſam das Haupt.</p><lb/> <p>„Du willſt nicht Reſi? Und ſieh', noch Eins. Ich hab'<lb/> einmal gehört, daß ausgediente Soldaten, die im Krieg waren,<lb/> Bahnwächter werden können. Ich laß' mir ein Geſuch ſchrei¬<lb/> ben; vielleicht glückt es mir und wir bekommen dann eines<lb/> von den kleinen Häuſern, wie ſie unten am Geleiſe ſtehen,<lb/> und können darin leben als Mann und Frau. — Und wenn<lb/> es damit nichts iſt“, ſetzte er raſch hinzu, da ſie noch immer<lb/> kein Zeichen der Beiſtimmung gab, ſondern nur heftiger weinte,<lb/> „wenn es damit nichts iſt, ſo muß es auch recht ſein. Wir<lb/> wollen ein paar Jahre fleißig arbeiten und ſparen, ſo viel<lb/> wir können — Aber ſo ſprich doch ein Wort, Reſi!“</p><lb/> <p>„Ach“, jammerte ſie, „was Du da ſagſt, iſt Alles ſchön<lb/> und gut; aber Du bedenkſt Ein's nicht: daß mich der Auf¬<lb/> ſeher nicht fortläßt.“</p><lb/> <p>„Er muß Dich fortlaſſen. Du biſt kein Kind mehr.<lb/> Auch hat er ſonſt nichts mit Dir zu ſchaffen. Du biſt eine<lb/> Arbeiterin, wie jede andere, und kannſt gehen, wann und wo¬<lb/> hin Du willſt.“</p><lb/> <p>„Glaub' mir, er läßt mich <hi rendition="#g">nicht</hi> gehen — und mit<lb/><hi rendition="#g">Dir</hi> ſchon gar nicht! — Ich hab' Dir's bis jetzt verſchwie¬<lb/> gen“, fuhr ſie nach einer Pauſe fort, während ſich ihr Antlitz<lb/> mit dunkler Röthe überzog, „aber nun muß ich Dir's ſagen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0182]
„Unten in Krain bauen ſie die Eiſenbahn weiter“, fuhr
er fort. „Dort finden wir Arbeit.“
Sie ſchüttelte langſam das Haupt.
„Du willſt nicht Reſi? Und ſieh', noch Eins. Ich hab'
einmal gehört, daß ausgediente Soldaten, die im Krieg waren,
Bahnwächter werden können. Ich laß' mir ein Geſuch ſchrei¬
ben; vielleicht glückt es mir und wir bekommen dann eines
von den kleinen Häuſern, wie ſie unten am Geleiſe ſtehen,
und können darin leben als Mann und Frau. — Und wenn
es damit nichts iſt“, ſetzte er raſch hinzu, da ſie noch immer
kein Zeichen der Beiſtimmung gab, ſondern nur heftiger weinte,
„wenn es damit nichts iſt, ſo muß es auch recht ſein. Wir
wollen ein paar Jahre fleißig arbeiten und ſparen, ſo viel
wir können — Aber ſo ſprich doch ein Wort, Reſi!“
„Ach“, jammerte ſie, „was Du da ſagſt, iſt Alles ſchön
und gut; aber Du bedenkſt Ein's nicht: daß mich der Auf¬
ſeher nicht fortläßt.“
„Er muß Dich fortlaſſen. Du biſt kein Kind mehr.
Auch hat er ſonſt nichts mit Dir zu ſchaffen. Du biſt eine
Arbeiterin, wie jede andere, und kannſt gehen, wann und wo¬
hin Du willſt.“
„Glaub' mir, er läßt mich nicht gehen — und mit
Dir ſchon gar nicht! — Ich hab' Dir's bis jetzt verſchwie¬
gen“, fuhr ſie nach einer Pauſe fort, während ſich ihr Antlitz
mit dunkler Röthe überzog, „aber nun muß ich Dir's ſagen.
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