Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.malten sich in seinen Zügen; es war, als wollte sich in seiner "Ueberlassen Sie sie ihrem Schicksale! Sie wird ihren Kaum hatte ich diese Worte gesprochen, als draußen hef¬ Alexis flog ihr wie verwandelt entgegen und ich erkannte, malten ſich in ſeinen Zügen; es war, als wollte ſich in ſeiner „Ueberlaſſen Sie ſie ihrem Schickſale! Sie wird ihren Kaum hatte ich dieſe Worte geſprochen, als draußen hef¬ Alexis flog ihr wie verwandelt entgegen und ich erkannte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0249" n="233"/> malten ſich in ſeinen Zügen; es war, als wollte ſich in ſeiner<lb/> Bruſt ein Umſchwung vorbereiten. „Und was ſollte mit Mimi<lb/> geſchehen?“ fragte er dumpf.</p><lb/> <p>„Ueberlaſſen Sie ſie ihrem Schickſale! Sie wird ihren<lb/> Weg zu finden wiſſen!“</p><lb/> <p>Kaum hatte ich dieſe Worte geſprochen, als draußen hef¬<lb/> tig an der Klingel geriſſen wurde und faſt gleichzeitig, mit<lb/> Sammt und Seide angethan, ein ſchmuckes Federhütlein unter¬<lb/> nehmend auf die krauſen Locken geſtülpt, Mimi zur Thüre<lb/> herein rauſchte. Sie ſtand bei meinem Anblick betroffen ſtill<lb/> und ihre Oberlippe zog ſich gehäſſig empor. Ihr Aeußeres<lb/> hatte ſich, ſeitdem ich ſie nicht mehr geſehen, bedeutend verän¬<lb/> dert. Sie war mächtig aufgeſchoſſen und ihre Geſichtszüge<lb/> hatten eine ſcharfe Deutlichkeit angenommen.</p><lb/> <p>Alexis flog ihr wie verwandelt entgegen und ich erkannte,<lb/> daß nun Alles verloren ſei. „Du ſiehſt, mein Engel“, ſtam¬<lb/> melte er, „ich habe Beſuch; tritt einſtweilen hier in's Neben¬<lb/> zimmer.“ Er geleitete ſie und ich vernahm, wie ſie drinnen<lb/> miteinander flüſterten. Nach einer Weile kam er zurück. „Sie<lb/> verzeihen“, ſagte er mit einiger Verlegenheit, „daß ich nicht<lb/> länger das Vergnügen haben kann — eine wichtige Angelegen¬<lb/> heit —“ Und während ich nach meinem Hute griff, fuhr er<lb/> fort: „Seien Sie überzeugt, daß ich Ihre Bemerkungen, Ihre<lb/> Rathſchläge zu würdigen weiß — daß ich ſie auch zum Theile<lb/> vollkommen anerkenne und Ihnen gewiß dankbar bin — es<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0249]
malten ſich in ſeinen Zügen; es war, als wollte ſich in ſeiner
Bruſt ein Umſchwung vorbereiten. „Und was ſollte mit Mimi
geſchehen?“ fragte er dumpf.
„Ueberlaſſen Sie ſie ihrem Schickſale! Sie wird ihren
Weg zu finden wiſſen!“
Kaum hatte ich dieſe Worte geſprochen, als draußen hef¬
tig an der Klingel geriſſen wurde und faſt gleichzeitig, mit
Sammt und Seide angethan, ein ſchmuckes Federhütlein unter¬
nehmend auf die krauſen Locken geſtülpt, Mimi zur Thüre
herein rauſchte. Sie ſtand bei meinem Anblick betroffen ſtill
und ihre Oberlippe zog ſich gehäſſig empor. Ihr Aeußeres
hatte ſich, ſeitdem ich ſie nicht mehr geſehen, bedeutend verän¬
dert. Sie war mächtig aufgeſchoſſen und ihre Geſichtszüge
hatten eine ſcharfe Deutlichkeit angenommen.
Alexis flog ihr wie verwandelt entgegen und ich erkannte,
daß nun Alles verloren ſei. „Du ſiehſt, mein Engel“, ſtam¬
melte er, „ich habe Beſuch; tritt einſtweilen hier in's Neben¬
zimmer.“ Er geleitete ſie und ich vernahm, wie ſie drinnen
miteinander flüſterten. Nach einer Weile kam er zurück. „Sie
verzeihen“, ſagte er mit einiger Verlegenheit, „daß ich nicht
länger das Vergnügen haben kann — eine wichtige Angelegen¬
heit —“ Und während ich nach meinem Hute griff, fuhr er
fort: „Seien Sie überzeugt, daß ich Ihre Bemerkungen, Ihre
Rathſchläge zu würdigen weiß — daß ich ſie auch zum Theile
vollkommen anerkenne und Ihnen gewiß dankbar bin — es
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