Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.wies sie flüchtig auf den jungen Mann und sagte: "Unser "Attache -- einstweilen noch ohne Attachement", setzte "Desto besser!" lachte der Graf, indem er eine zierliche Die Freifrau warf einen raschen Blick auf ihn; dann wies ſie flüchtig auf den jungen Mann und ſagte: „Unſer „Attaché — einſtweilen noch ohne Attachement“, ſetzte „Deſto beſſer!“ lachte der Graf, indem er eine zierliche Die Freifrau warf einen raſchen Blick auf ihn; dann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0274" n="258"/> wies ſie flüchtig auf den jungen Mann und ſagte: „Unſer<lb/> Vetter, Graf Rödern.“</p><lb/> <p>„Attach<hi rendition="#aq">é</hi> — einſtweilen noch ohne Attachement“, ſetzte<lb/> der Freiherr, während der Erwähnte und ich uns gegenſeitig<lb/> verneigten, wie ſcherzend hinzu; aber ſeine Stimme klang ſcharf.</p><lb/> <p>„Deſto beſſer!“ lachte der Graf, indem er eine zierliche<lb/> Reitgerte, die er in der Hand hielt, nachläſſig hin und her¬<lb/> ſchwenkte. „Man kommt noch immer früh genug in's Joch<lb/> — und ich liebe die Ungebundenheit.“</p><lb/> <p>Die Freifrau warf einen raſchen Blick auf ihn; dann<lb/> zog ſie mich angelegentlich in ein Geſpräch, Dieſes und Jenes,<lb/> das eben nahe lag, ergreifend und eine Zeit lang feſthaltend.<lb/> Dabei hatte ich nun Gelegenheit, mich mehr und mehr in den<lb/> Zauber ihrer Schönheit zu verſenken. Was ich ſchon einſt<lb/> aus der Ferne an ihr hatte bewundern können: der volle und<lb/> doch geſchmeidige Wuchs; das lichte, von dunklen Haaren,<lb/> wie von einer nächtigen Wolke umfloſſene Antlitz; die großen,<lb/> langbewimperten Sammetaugen — das Alles trat mir jetzt in<lb/> ſeiner ganzen Pracht entgegen, während zugleich die feinſten<lb/> und individuellſten Reize ſichtbar wurden. Um den zarten,<lb/> roſigen Mund ſpielte, während ſie ſprach, ein berauſchendes<lb/> Lächeln, und dabei zuckten und zitterten ihre weiten Naſen¬<lb/> flügel manchmal ganz eigenthümlich, was ihren Zügen bei<lb/> aller Weichheit einen höchſt energiſchen Ausdruck verlieh. Wie<lb/> ſie ſo in nachläſſiger Haltung vor mir ſaß und mit der perl¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0274]
wies ſie flüchtig auf den jungen Mann und ſagte: „Unſer
Vetter, Graf Rödern.“
„Attaché — einſtweilen noch ohne Attachement“, ſetzte
der Freiherr, während der Erwähnte und ich uns gegenſeitig
verneigten, wie ſcherzend hinzu; aber ſeine Stimme klang ſcharf.
„Deſto beſſer!“ lachte der Graf, indem er eine zierliche
Reitgerte, die er in der Hand hielt, nachläſſig hin und her¬
ſchwenkte. „Man kommt noch immer früh genug in's Joch
— und ich liebe die Ungebundenheit.“
Die Freifrau warf einen raſchen Blick auf ihn; dann
zog ſie mich angelegentlich in ein Geſpräch, Dieſes und Jenes,
das eben nahe lag, ergreifend und eine Zeit lang feſthaltend.
Dabei hatte ich nun Gelegenheit, mich mehr und mehr in den
Zauber ihrer Schönheit zu verſenken. Was ich ſchon einſt
aus der Ferne an ihr hatte bewundern können: der volle und
doch geſchmeidige Wuchs; das lichte, von dunklen Haaren,
wie von einer nächtigen Wolke umfloſſene Antlitz; die großen,
langbewimperten Sammetaugen — das Alles trat mir jetzt in
ſeiner ganzen Pracht entgegen, während zugleich die feinſten
und individuellſten Reize ſichtbar wurden. Um den zarten,
roſigen Mund ſpielte, während ſie ſprach, ein berauſchendes
Lächeln, und dabei zuckten und zitterten ihre weiten Naſen¬
flügel manchmal ganz eigenthümlich, was ihren Zügen bei
aller Weichheit einen höchſt energiſchen Ausdruck verlieh. Wie
ſie ſo in nachläſſiger Haltung vor mir ſaß und mit der perl¬
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