Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877.Hauptes dargebrachte Grüße erwiedernd. Die Flucht der Hauptes dargebrachte Grüße erwiedernd. Die Flucht der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0293" n="277"/> Hauptes dargebrachte Grüße erwiedernd. Die Flucht der<lb/> Jahre hatte ihrem Antlitz, bis auf einige feine Fältchen um<lb/> den Mund, keinerlei Spuren aufgedrückt; vielmehr erſchien<lb/> ſie jetzt in erhabener, vergeiſtigter Schönheit, mit welcher<lb/> die weiße Beguine, der dunkle Faltenwurf der Gewänder<lb/> und das goldene Kreuz vor der Bruſt in ergreifendem Ein¬<lb/> klange ſtanden. Draußen am Thore harrte eine große ſchwer¬<lb/> fällige Kutſche; der ſchwarz gekleidete Diener öffnete den<lb/> Schlag — und die Oberin fuhr an der Seite der Schweſter<lb/> in das fröhliche Menſchengewühl belebter Gaſſen hinein — ihrem<lb/> Kloſter zu, das, wie ich ſpäter ſehen konnte, am äußerſten<lb/> Ende der Stadt auf einer ſanften, wipfelbeſchatteten An¬<lb/> höhe lag.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0293]
Hauptes dargebrachte Grüße erwiedernd. Die Flucht der
Jahre hatte ihrem Antlitz, bis auf einige feine Fältchen um
den Mund, keinerlei Spuren aufgedrückt; vielmehr erſchien
ſie jetzt in erhabener, vergeiſtigter Schönheit, mit welcher
die weiße Beguine, der dunkle Faltenwurf der Gewänder
und das goldene Kreuz vor der Bruſt in ergreifendem Ein¬
klange ſtanden. Draußen am Thore harrte eine große ſchwer¬
fällige Kutſche; der ſchwarz gekleidete Diener öffnete den
Schlag — und die Oberin fuhr an der Seite der Schweſter
in das fröhliche Menſchengewühl belebter Gaſſen hinein — ihrem
Kloſter zu, das, wie ich ſpäter ſehen konnte, am äußerſten
Ende der Stadt auf einer ſanften, wipfelbeſchatteten An¬
höhe lag.
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Zitationshilfe: | Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/293>, abgerufen am 20.07.2024. |