Die folgenden Mittheilungen rühren von einem Poeten her, welcher seinerzeit Einiges von sich reden gemacht, nun¬ mehr aber, wie so mancher Andere, verschollen und vergessen ist. Das Wenige, das er geschrieben, mag noch hie und da im Bücherschranke eines Literaturfreundes oder in dem bestäub¬ testen Fache einer Leihbibliothek zu finden sein, und der Zukunft bleibt es anheim gestellt, ob sein Name noch einmal genannt werden wird oder nicht.
Am 15. April ....
Ostern ist vorüber, theuerster Fritz, und allmälig schließen sich die Salons der Residenz. Ach, wie oft hab' ich im Laufe dieses Winters Deiner und der stillen Universitätsstadt gedacht, wo Du mit einer kleinen Schaar begeisterter Hörer ganz Deiner Wissenschaft lebtest, während ich hier von Einladungen und gesellschaftlichen Verpflichtungen aller Art im Kreise herum¬ gejagt, zu keiner Ruhe und Sammlung des Geistes, zu keiner
Die folgenden Mittheilungen rühren von einem Poeten her, welcher ſeinerzeit Einiges von ſich reden gemacht, nun¬ mehr aber, wie ſo mancher Andere, verſchollen und vergeſſen iſt. Das Wenige, das er geſchrieben, mag noch hie und da im Bücherſchranke eines Literaturfreundes oder in dem beſtäub¬ teſten Fache einer Leihbibliothek zu finden ſein, und der Zukunft bleibt es anheim geſtellt, ob ſein Name noch einmal genannt werden wird oder nicht.
Am 15. April ....
Oſtern iſt vorüber, theuerſter Fritz, und allmälig ſchließen ſich die Salons der Reſidenz. Ach, wie oft hab' ich im Laufe dieſes Winters Deiner und der ſtillen Univerſitätsſtadt gedacht, wo Du mit einer kleinen Schaar begeiſterter Hörer ganz Deiner Wiſſenſchaft lebteſt, während ich hier von Einladungen und geſellſchaftlichen Verpflichtungen aller Art im Kreiſe herum¬ gejagt, zu keiner Ruhe und Sammlung des Geiſtes, zu keiner
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0095"n="[79]"/><p><hirendition="#in">D</hi>ie folgenden Mittheilungen rühren von einem Poeten<lb/>
her, welcher ſeinerzeit Einiges von ſich reden gemacht, nun¬<lb/>
mehr aber, wie ſo mancher Andere, verſchollen und vergeſſen<lb/>
iſt. Das Wenige, das er geſchrieben, mag noch hie und da<lb/>
im Bücherſchranke eines Literaturfreundes oder in dem beſtäub¬<lb/>
teſten Fache einer Leihbibliothek zu finden ſein, und der Zukunft<lb/>
bleibt es anheim geſtellt, ob ſein Name noch einmal genannt<lb/>
werden wird oder nicht.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><prendition="#right">Am 15. April ....</p><lb/><p>Oſtern iſt vorüber, theuerſter Fritz, und allmälig ſchließen<lb/>ſich die Salons der Reſidenz. Ach, wie oft hab' ich im Laufe<lb/>
dieſes Winters Deiner und der ſtillen Univerſitätsſtadt gedacht,<lb/>
wo Du mit einer kleinen Schaar begeiſterter Hörer ganz<lb/>
Deiner Wiſſenſchaft lebteſt, während ich hier von Einladungen<lb/>
und geſellſchaftlichen Verpflichtungen aller Art im Kreiſe herum¬<lb/>
gejagt, zu keiner Ruhe und Sammlung des Geiſtes, zu keiner<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[79]/0095]
Die folgenden Mittheilungen rühren von einem Poeten
her, welcher ſeinerzeit Einiges von ſich reden gemacht, nun¬
mehr aber, wie ſo mancher Andere, verſchollen und vergeſſen
iſt. Das Wenige, das er geſchrieben, mag noch hie und da
im Bücherſchranke eines Literaturfreundes oder in dem beſtäub¬
teſten Fache einer Leihbibliothek zu finden ſein, und der Zukunft
bleibt es anheim geſtellt, ob ſein Name noch einmal genannt
werden wird oder nicht.
Am 15. April ....
Oſtern iſt vorüber, theuerſter Fritz, und allmälig ſchließen
ſich die Salons der Reſidenz. Ach, wie oft hab' ich im Laufe
dieſes Winters Deiner und der ſtillen Univerſitätsſtadt gedacht,
wo Du mit einer kleinen Schaar begeiſterter Hörer ganz
Deiner Wiſſenſchaft lebteſt, während ich hier von Einladungen
und geſellſchaftlichen Verpflichtungen aller Art im Kreiſe herum¬
gejagt, zu keiner Ruhe und Sammlung des Geiſtes, zu keiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Saar, Ferdinand von: Novellen aus Österreich. Heidelberg, 1877, S. [79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/saar_novellen_1877/95>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.