Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.über sich selbst. Einmal sagte der Bub: Der Bär wird den Vater noch umbringen. -- Da sprang es auf und hatte die Augen voll dicker Thränen. Es war mir, als wäre das meine Frau, die sich angstvoll an mich drängte, die mich um Verzeihung flehte und um mich weinte. Einmal sagte ich zu dem Kinde: Komm doch zu mir. Da ward es purpurroth und lief davon. Langsam wurden wir die besten Freunde. Keiner meiner Buben war so wie ich. Möchtest du Füchse schießen? Ja, sagt der Bub, wenn es nicht so knallen möchte. Wenn ich so erzählte von einem Bären: Nun, er kam auf mich zu. Was glaubst du, was ich that? Sagt der Bub: Du bist fortgelaufen. Das Mädchen aber lacht nur. Oft nahm sie ein Wolfsfell und schreckte die Beiden, die sich unter den Rock der Mutter versteckten. Kennt ihr denn die Schwester nicht? -- Mutter, sagten sie, sie ist dann ein wirklicher Wolf; ihre Augen funkeln so und sie heult, daß es ein Vergnügen ist. War ich fort vom Hause, trieb das Kind unruhig im ganzen Hause herum. Wenn der Vater nur nicht umwirft. -- Wie soll er umwerfen? -- O, ich kenne die Walachen, die braunen; es sind wilde Thiere. Oder wenn der Bär -- Der Vater schießt ihn gerade auf den weißen über sich selbst. Einmal sagte der Bub: Der Bär wird den Vater noch umbringen. — Da sprang es auf und hatte die Augen voll dicker Thränen. Es war mir, als wäre das meine Frau, die sich angstvoll an mich drängte, die mich um Verzeihung flehte und um mich weinte. Einmal sagte ich zu dem Kinde: Komm doch zu mir. Da ward es purpurroth und lief davon. Langsam wurden wir die besten Freunde. Keiner meiner Buben war so wie ich. Möchtest du Füchse schießen? Ja, sagt der Bub, wenn es nicht so knallen möchte. Wenn ich so erzählte von einem Bären: Nun, er kam auf mich zu. Was glaubst du, was ich that? Sagt der Bub: Du bist fortgelaufen. Das Mädchen aber lacht nur. Oft nahm sie ein Wolfsfell und schreckte die Beiden, die sich unter den Rock der Mutter versteckten. Kennt ihr denn die Schwester nicht? — Mutter, sagten sie, sie ist dann ein wirklicher Wolf; ihre Augen funkeln so und sie heult, daß es ein Vergnügen ist. War ich fort vom Hause, trieb das Kind unruhig im ganzen Hause herum. Wenn der Vater nur nicht umwirft. — Wie soll er umwerfen? — O, ich kenne die Walachen, die braunen; es sind wilde Thiere. Oder wenn der Bär — Der Vater schießt ihn gerade auf den weißen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0083"/> über sich selbst. Einmal sagte der Bub: Der Bär wird den Vater noch umbringen. — Da sprang es auf und hatte die Augen voll dicker Thränen.</p><lb/> <p>Es war mir, als wäre das meine Frau, die sich angstvoll an mich drängte, die mich um Verzeihung flehte und um mich weinte.</p><lb/> <p>Einmal sagte ich zu dem Kinde: Komm doch zu mir. Da ward es purpurroth und lief davon.</p><lb/> <p>Langsam wurden wir die besten Freunde.</p><lb/> <p>Keiner meiner Buben war so wie ich.</p><lb/> <p>Möchtest du Füchse schießen? Ja, sagt der Bub, wenn es nicht so knallen möchte.</p><lb/> <p>Wenn ich so erzählte von einem Bären: Nun, er kam auf mich zu. Was glaubst du, was ich that? Sagt der Bub: Du bist fortgelaufen. Das Mädchen aber lacht nur.</p><lb/> <p>Oft nahm sie ein Wolfsfell und schreckte die Beiden, die sich unter den Rock der Mutter versteckten. Kennt ihr denn die Schwester nicht? — Mutter, sagten sie, sie ist dann ein wirklicher Wolf; ihre Augen funkeln so und sie heult, daß es ein Vergnügen ist.</p><lb/> <p>War ich fort vom Hause, trieb das Kind unruhig im ganzen Hause herum. Wenn der Vater nur nicht umwirft. — Wie soll er umwerfen? — O, ich kenne die Walachen, die braunen; es sind wilde Thiere. Oder wenn der Bär —</p><lb/> <p>Der Vater schießt ihn gerade auf den weißen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0083]
über sich selbst. Einmal sagte der Bub: Der Bär wird den Vater noch umbringen. — Da sprang es auf und hatte die Augen voll dicker Thränen.
Es war mir, als wäre das meine Frau, die sich angstvoll an mich drängte, die mich um Verzeihung flehte und um mich weinte.
Einmal sagte ich zu dem Kinde: Komm doch zu mir. Da ward es purpurroth und lief davon.
Langsam wurden wir die besten Freunde.
Keiner meiner Buben war so wie ich.
Möchtest du Füchse schießen? Ja, sagt der Bub, wenn es nicht so knallen möchte.
Wenn ich so erzählte von einem Bären: Nun, er kam auf mich zu. Was glaubst du, was ich that? Sagt der Bub: Du bist fortgelaufen. Das Mädchen aber lacht nur.
Oft nahm sie ein Wolfsfell und schreckte die Beiden, die sich unter den Rock der Mutter versteckten. Kennt ihr denn die Schwester nicht? — Mutter, sagten sie, sie ist dann ein wirklicher Wolf; ihre Augen funkeln so und sie heult, daß es ein Vergnügen ist.
War ich fort vom Hause, trieb das Kind unruhig im ganzen Hause herum. Wenn der Vater nur nicht umwirft. — Wie soll er umwerfen? — O, ich kenne die Walachen, die braunen; es sind wilde Thiere. Oder wenn der Bär —
Der Vater schießt ihn gerade auf den weißen
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Zitationshilfe: | Sacher-Masoch, Leopold von: Don Juan von Kolomea. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 197–279. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sacher_kolomea_1910/83>, abgerufen am 16.07.2024. |