nicht mit in den Begriff desselben hineinzog, was sich jedoch später leicht corrigiren ließ. Das, was Gärtner jetzt Embryo nannte, war bisher besonders auch von Linne und Jussieu als corculum seminis bezeichnet worden; offenbar glaubte man damit Caesalpin's Sprachgebrauch festgehalten zu haben, der jedoch, wie wir sahen, als cor seminis die Stelle betrachtete, wo die Cotyledonen aus dem Keim entspringen, welche Stelle Caesalpin fälschlich für die Grenze von Wurzel und Stamm- theil und dementsprechend für den Sitz der Pflanzenseele hielt. So war endlich nach 200 Jahren auch das Wort beseitigt, welches noch an die Anschauungen Caesalpin's betreffs der Pflanzenseele erinnern konnte.
In Deutschland, wo ungefähr 30 Jahre früher auch die glänzenden Untersuchungen Kölreuter's wenig Anklang gefun- den hatten, wo 1793 Conrad Sprengel's merkwürdige Untersuchungen über die Beziehungen des Blüthenbaues zur In- sectenwelt unverstanden blieben; konnte auch ein Werk, wie das in Rede stehende von Gärtner, kaum einen fruchtbaren Boden finden; wie er im zweiten Theil 1791 sich beklagt, waren in drei Jahren von dem ersten epochemachenden Bande noch nicht 200 Exemplare gedruckt. Desto mehr Anklang fand Gärtner's Werk in Frankreich, wo die Academie es unter denjenigen, welche in letzter Zeit den Wissenschaften den meisten Gewinn gebracht hatten, als das zweite bezeichnete; dort lebte eben der Mann, der den ganzen Werth einer solchen Arbeit zu ermessen ver- mochte, Antoine Laurent de Jussieu. Doch fehlte es auch in Deutschland, wo übrigens die Einzelbeschreibung behaglich fortwucherte, nicht ganz an Männern, welche Gärtner's Leistung ebenso wie die Bedeutung des natürlichen Systems zu schätzen wußten. So vor Allem A. J. G. V. Batsch (1761 bis 1802) Professor in Jena, der selbst 1802 eine tabula affini- totum regni vegetabilis mit Charakteristik der Gruppen und Familien herausgab. Noch mehr trug wohl zur Klärung der Ansichten über das Wesen des natürlichen Systems nicht nur, sondern über die Aufgabe der wissenschaftlichen Botanik überhaupt
Dogma von der Conſtanz der Arten.
nicht mit in den Begriff desſelben hineinzog, was ſich jedoch ſpäter leicht corrigiren ließ. Das, was Gärtner jetzt Embryo nannte, war bisher beſonders auch von Linné und Juſſieu als corculum seminis bezeichnet worden; offenbar glaubte man damit Caeſalpin's Sprachgebrauch feſtgehalten zu haben, der jedoch, wie wir ſahen, als cor seminis die Stelle betrachtete, wo die Cotyledonen aus dem Keim entſpringen, welche Stelle Caeſalpin fälſchlich für die Grenze von Wurzel und Stamm- theil und dementſprechend für den Sitz der Pflanzenſeele hielt. So war endlich nach 200 Jahren auch das Wort beſeitigt, welches noch an die Anſchauungen Caeſalpin's betreffs der Pflanzenſeele erinnern konnte.
In Deutſchland, wo ungefähr 30 Jahre früher auch die glänzenden Unterſuchungen Kölreuter's wenig Anklang gefun- den hatten, wo 1793 Conrad Sprengel's merkwürdige Unterſuchungen über die Beziehungen des Blüthenbaues zur In- ſectenwelt unverſtanden blieben; konnte auch ein Werk, wie das in Rede ſtehende von Gärtner, kaum einen fruchtbaren Boden finden; wie er im zweiten Theil 1791 ſich beklagt, waren in drei Jahren von dem erſten epochemachenden Bande noch nicht 200 Exemplare gedruckt. Deſto mehr Anklang fand Gärtner's Werk in Frankreich, wo die Academie es unter denjenigen, welche in letzter Zeit den Wiſſenſchaften den meiſten Gewinn gebracht hatten, als das zweite bezeichnete; dort lebte eben der Mann, der den ganzen Werth einer ſolchen Arbeit zu ermeſſen ver- mochte, Antoine Laurent de Juſſieu. Doch fehlte es auch in Deutſchland, wo übrigens die Einzelbeſchreibung behaglich fortwucherte, nicht ganz an Männern, welche Gärtner's Leiſtung ebenſo wie die Bedeutung des natürlichen Syſtems zu ſchätzen wußten. So vor Allem A. J. G. V. Batſch (1761 bis 1802) Profeſſor in Jena, der ſelbſt 1802 eine tabula affini- totum regni vegetabilis mit Charakteriſtik der Gruppen und Familien herausgab. Noch mehr trug wohl zur Klärung der Anſichten über das Weſen des natürlichen Syſtems nicht nur, ſondern über die Aufgabe der wiſſenſchaftlichen Botanik überhaupt
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Dogma von der Conſtanz der Arten.
nicht mit in den Begriff desſelben hineinzog, was ſich jedoch
ſpäter leicht corrigiren ließ. Das, was Gärtner jetzt Embryo
nannte, war bisher beſonders auch von Linné und Juſſieu
als corculum seminis bezeichnet worden; offenbar glaubte man
damit Caeſalpin's Sprachgebrauch feſtgehalten zu haben, der
jedoch, wie wir ſahen, als cor seminis die Stelle betrachtete,
wo die Cotyledonen aus dem Keim entſpringen, welche Stelle
Caeſalpin fälſchlich für die Grenze von Wurzel und Stamm-
theil und dementſprechend für den Sitz der Pflanzenſeele hielt.
So war endlich nach 200 Jahren auch das Wort beſeitigt,
welches noch an die Anſchauungen Caeſalpin's betreffs der
Pflanzenſeele erinnern konnte.
In Deutſchland, wo ungefähr 30 Jahre früher auch die
glänzenden Unterſuchungen Kölreuter's wenig Anklang gefun-
den hatten, wo 1793 Conrad Sprengel's merkwürdige
Unterſuchungen über die Beziehungen des Blüthenbaues zur In-
ſectenwelt unverſtanden blieben; konnte auch ein Werk, wie das
in Rede ſtehende von Gärtner, kaum einen fruchtbaren Boden
finden; wie er im zweiten Theil 1791 ſich beklagt, waren in
drei Jahren von dem erſten epochemachenden Bande noch nicht
200 Exemplare gedruckt. Deſto mehr Anklang fand Gärtner's
Werk in Frankreich, wo die Academie es unter denjenigen, welche
in letzter Zeit den Wiſſenſchaften den meiſten Gewinn gebracht
hatten, als das zweite bezeichnete; dort lebte eben der Mann,
der den ganzen Werth einer ſolchen Arbeit zu ermeſſen ver-
mochte, Antoine Laurent de Juſſieu. Doch fehlte es
auch in Deutſchland, wo übrigens die Einzelbeſchreibung behaglich
fortwucherte, nicht ganz an Männern, welche Gärtner's
Leiſtung ebenſo wie die Bedeutung des natürlichen Syſtems zu
ſchätzen wußten. So vor Allem A. J. G. V. Batſch (1761
bis 1802) Profeſſor in Jena, der ſelbſt 1802 eine tabula affini-
totum regni vegetabilis mit Charakteriſtik der Gruppen und
Familien herausgab. Noch mehr trug wohl zur Klärung der
Anſichten über das Weſen des natürlichen Syſtems nicht nur,
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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