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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Dogma von der Constanz der Arten.
Pflanzenreiches, so findet sich als Ergebniß, daß zunächst gewisse
große, natürliche Gruppen mehr und mehr zur Anerkennung
gelangen und in den Vordergrund des systematischen Calcules
treten; so die Gruppen der Thallophyten, der Muscineen, Ge-
fäßkryptogamen, Gymnospermen, Dicotylen und Monocotylen.
Man war jedoch weit davon entfernt, diese großen Abtheilungen
der gesammten Pflanzenwelt in ihrer Coordination richtig auf-
zufassen. Es war mehr der Sprachgebrauch, der sie nach und
nach als die Haupttypen zu Tage förderte; in den Systemen
selbst traten einzelne derselben zu sehr, andere zu wenig hervor,
oder es wurden neben ihnen noch andere unberechtigte Grup-
pen angenommen: bei Bartling z. B., dessen System bis 1850
und länger als eines der natürlichsten gelten konnte, ist De
Candolle
's Eintheilung des Pflanzenreiches in Zellenpflanzen
und Gefäßpflanzen noch festgehalten, jene werden richtig in zwei
Hauptgruppen in Thallophyten und Muscineen (Homonemeae
und Heteronemeae) eingetheilt; die anderen in Gefäßkryptoga-
men und Phanerogamen gespalten; die Phanerogamen jedoch zer-
fallen in Mono- und Dicotylen, die ihrerseits in 4 Gruppen
eingetheilt sind; eine derselben ist charakterisirt durch das Vor-
handensein eines Vitellus, d. h. eines von Perisperm umgebenen
Endosperms; eine ganz künstliche Abtheilung. Die drei anderen
sind als apetal, monopetal und polypetal bezeichnet, den Ape-
talen jedoch die Coniferen und Cycadeen beigezählt. Weniger
befriedigend ist die von Endlicher 1)
gewählte Haupteintheilung

1) Stefan Ladislaus Endlicher 1805 in Presburg geboren,
verließ das Studium der Theologie und wurde 1828 Scriptor an der
Hofbibliothek in Wien, 1836 Custos der botan. Abtheilung des Hofnatura-
lienkabinets. Nachdem er 1840 promovirt, übernahm er die Professur der
Botanik und die Direction des botan. Gartens in Wien. Seine Bibliothek
und Herbar im Werth von 24000 Thalern schenkte er dem Staat; von
seinem Privatvermögen gründete er die "Annalen des Wiener-Museums"
kaufte er botanische Sammlungen und theuere Bücher und bestritt er die
Herausgabe seiner sowie fremder Werke. Sein Vermögen wurde so bei
geringem Gehalt endlich aufgezehrt und im März 1849 machte er seinem

Dogma von der Conſtanz der Arten.
Pflanzenreiches, ſo findet ſich als Ergebniß, daß zunächſt gewiſſe
große, natürliche Gruppen mehr und mehr zur Anerkennung
gelangen und in den Vordergrund des ſyſtematiſchen Calcules
treten; ſo die Gruppen der Thallophyten, der Muscineen, Ge-
fäßkryptogamen, Gymnospermen, Dicotylen und Monocotylen.
Man war jedoch weit davon entfernt, dieſe großen Abtheilungen
der geſammten Pflanzenwelt in ihrer Coordination richtig auf-
zufaſſen. Es war mehr der Sprachgebrauch, der ſie nach und
nach als die Haupttypen zu Tage förderte; in den Syſtemen
ſelbſt traten einzelne derſelben zu ſehr, andere zu wenig hervor,
oder es wurden neben ihnen noch andere unberechtigte Grup-
pen angenommen: bei Bartling z. B., deſſen Syſtem bis 1850
und länger als eines der natürlichſten gelten konnte, iſt De
Candolle
's Eintheilung des Pflanzenreiches in Zellenpflanzen
und Gefäßpflanzen noch feſtgehalten, jene werden richtig in zwei
Hauptgruppen in Thallophyten und Muscineen (Homonemeae
und Heteronemeae) eingetheilt; die anderen in Gefäßkryptoga-
men und Phanerogamen geſpalten; die Phanerogamen jedoch zer-
fallen in Mono- und Dicotylen, die ihrerſeits in 4 Gruppen
eingetheilt ſind; eine derſelben iſt charakteriſirt durch das Vor-
handenſein eines Vitellus, d. h. eines von Periſperm umgebenen
Endoſperms; eine ganz künſtliche Abtheilung. Die drei anderen
ſind als apetal, monopetal und polypetal bezeichnet, den Ape-
talen jedoch die Coniferen und Cycadeen beigezählt. Weniger
befriedigend iſt die von Endlicher 1)
gewählte Haupteintheilung

1) Stefan Ladislaus Endlicher 1805 in Presburg geboren,
verließ das Studium der Theologie und wurde 1828 Scriptor an der
Hofbibliothek in Wien, 1836 Cuſtos der botan. Abtheilung des Hofnatura-
lienkabinets. Nachdem er 1840 promovirt, übernahm er die Profeſſur der
Botanik und die Direction des botan. Gartens in Wien. Seine Bibliothek
und Herbar im Werth von 24000 Thalern ſchenkte er dem Staat; von
ſeinem Privatvermögen gründete er die „Annalen des Wiener-Muſeums“
kaufte er botaniſche Sammlungen und theuere Bücher und beſtritt er die
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geringem Gehalt endlich aufgezehrt und im März 1849 machte er ſeinem
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[157/0169] Dogma von der Conſtanz der Arten. Pflanzenreiches, ſo findet ſich als Ergebniß, daß zunächſt gewiſſe große, natürliche Gruppen mehr und mehr zur Anerkennung gelangen und in den Vordergrund des ſyſtematiſchen Calcules treten; ſo die Gruppen der Thallophyten, der Muscineen, Ge- fäßkryptogamen, Gymnospermen, Dicotylen und Monocotylen. Man war jedoch weit davon entfernt, dieſe großen Abtheilungen der geſammten Pflanzenwelt in ihrer Coordination richtig auf- zufaſſen. Es war mehr der Sprachgebrauch, der ſie nach und nach als die Haupttypen zu Tage förderte; in den Syſtemen ſelbſt traten einzelne derſelben zu ſehr, andere zu wenig hervor, oder es wurden neben ihnen noch andere unberechtigte Grup- pen angenommen: bei Bartling z. B., deſſen Syſtem bis 1850 und länger als eines der natürlichſten gelten konnte, iſt De Candolle's Eintheilung des Pflanzenreiches in Zellenpflanzen und Gefäßpflanzen noch feſtgehalten, jene werden richtig in zwei Hauptgruppen in Thallophyten und Muscineen (Homonemeae und Heteronemeae) eingetheilt; die anderen in Gefäßkryptoga- men und Phanerogamen geſpalten; die Phanerogamen jedoch zer- fallen in Mono- und Dicotylen, die ihrerſeits in 4 Gruppen eingetheilt ſind; eine derſelben iſt charakteriſirt durch das Vor- handenſein eines Vitellus, d. h. eines von Periſperm umgebenen Endoſperms; eine ganz künſtliche Abtheilung. Die drei anderen ſind als apetal, monopetal und polypetal bezeichnet, den Ape- talen jedoch die Coniferen und Cycadeen beigezählt. Weniger befriedigend iſt die von Endlicher 1) gewählte Haupteintheilung 1) Stefan Ladislaus Endlicher 1805 in Presburg geboren, verließ das Studium der Theologie und wurde 1828 Scriptor an der Hofbibliothek in Wien, 1836 Cuſtos der botan. Abtheilung des Hofnatura- lienkabinets. Nachdem er 1840 promovirt, übernahm er die Profeſſur der Botanik und die Direction des botan. Gartens in Wien. Seine Bibliothek und Herbar im Werth von 24000 Thalern ſchenkte er dem Staat; von ſeinem Privatvermögen gründete er die „Annalen des Wiener-Muſeums“ kaufte er botaniſche Sammlungen und theuere Bücher und beſtritt er die Herausgabe ſeiner ſowie fremder Werke. Sein Vermögen wurde ſo bei geringem Gehalt endlich aufgezehrt und im März 1849 machte er ſeinem

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/169>, abgerufen am 21.11.2024.