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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Die Morphologie unter dem Einfluß der
wir zwar anerkennen, daß die äußere Natur, in welche das
besondere Leben in seiner Darstellung eintritt, rufend und weckend
wirkt durch die Einflüsse, welche die Jahreszeiten, ja selbst die
Tageszeiten bringen, aber die eigentliche innere Ursache wird
doch nur gefunden werden können in dem Triebe nach Vollendung,
der jedem Wesen in seiner Art zukommt und es treibt, die ihm
fremde Außenwelt immer vollkommener sich unterzuordnen, sich
in ihr so selbstständig, als die specifische Natur es mit sich
bringt, zu gestalten." Weiterhin (p. 17) heißt es: "Der speci-
fische Bildungstrieb ist aber gleichfalls keine von außen gegebene
Richtung der Thätigkeit, sondern ein innerlich gegebener, aus
innerem Grunde als innere Bestimmung und Kraft wirkender."
Bei dieser Gelegenheit mag hier noch ein Satz aus Braun's
Abhandlung über die Polyembryonie 1860 (p. 111) herbeigezo-
gen werden: "Wenn auch der Organismus in seiner Verwirk-
lichung physicalischen Bedingungen unterworfen ist, so liegen
doch die eigentlichen Ursachen seiner morphologischen und biolo-
gischen Eigenthümlichkeit nicht in diesen Bedingungen; seine Ge-
setze gehören einer höheren Entwicklungsstufe des Daseins an,
einem Bereiche, in welchem das Vermögen der inneren Selbst-
bestimmung unzweifelhaft hervortritt. Verhält es sich so, so
erscheinen die Gesetze des Organischen gleichsam als Aufgaben,
deren Erfüllung nicht durchaus, sondern nur in Beziehung auf
Erreichung eines bestimmten Zweckes nothwendig ist; als Vor-
schriften, von deren strenger Befolgung möglicherweise auch ab-
gewichen werden kann." -- Doch kommen wir nochmals auf den
Begriff der Verjüngung zurück, so finden wir ferner (p. 18) den
Satz: "Für den Begriff der Verjüngung ziehen wir aus den
vorhergehenden Betrachtungen die Folgerung, daß das Aufgeben
bereits erreichter Gestaltungen und das Zurückgehen zu neuen
Anfängen, womit die Verjüngung beginnt, nur die äußere Seite
des Vorganges bezeichnen, während die wesentliche Seite dessel-
ben vielmehr eine innere Sammlung ist, gleichsam ein neues
Schöpfen aus dem eigenen Lebensgrund, ein erneutes Sichbesin-
nen auf die specifische Aufgabe oder eine erneute Erfassung des

Die Morphologie unter dem Einfluß der
wir zwar anerkennen, daß die äußere Natur, in welche das
beſondere Leben in ſeiner Darſtellung eintritt, rufend und weckend
wirkt durch die Einflüſſe, welche die Jahreszeiten, ja ſelbſt die
Tageszeiten bringen, aber die eigentliche innere Urſache wird
doch nur gefunden werden können in dem Triebe nach Vollendung,
der jedem Weſen in ſeiner Art zukommt und es treibt, die ihm
fremde Außenwelt immer vollkommener ſich unterzuordnen, ſich
in ihr ſo ſelbſtſtändig, als die ſpecifiſche Natur es mit ſich
bringt, zu geſtalten.“ Weiterhin (p. 17) heißt es: „Der ſpeci-
fiſche Bildungstrieb iſt aber gleichfalls keine von außen gegebene
Richtung der Thätigkeit, ſondern ein innerlich gegebener, aus
innerem Grunde als innere Beſtimmung und Kraft wirkender.“
Bei dieſer Gelegenheit mag hier noch ein Satz aus Braun's
Abhandlung über die Polyembryonie 1860 (p. 111) herbeigezo-
gen werden: „Wenn auch der Organismus in ſeiner Verwirk-
lichung phyſicaliſchen Bedingungen unterworfen iſt, ſo liegen
doch die eigentlichen Urſachen ſeiner morphologiſchen und biolo-
giſchen Eigenthümlichkeit nicht in dieſen Bedingungen; ſeine Ge-
ſetze gehören einer höheren Entwicklungsſtufe des Daſeins an,
einem Bereiche, in welchem das Vermögen der inneren Selbſt-
beſtimmung unzweifelhaft hervortritt. Verhält es ſich ſo, ſo
erſcheinen die Geſetze des Organiſchen gleichſam als Aufgaben,
deren Erfüllung nicht durchaus, ſondern nur in Beziehung auf
Erreichung eines beſtimmten Zweckes nothwendig iſt; als Vor-
ſchriften, von deren ſtrenger Befolgung möglicherweiſe auch ab-
gewichen werden kann.“ — Doch kommen wir nochmals auf den
Begriff der Verjüngung zurück, ſo finden wir ferner (p. 18) den
Satz: „Für den Begriff der Verjüngung ziehen wir aus den
vorhergehenden Betrachtungen die Folgerung, daß das Aufgeben
bereits erreichter Geſtaltungen und das Zurückgehen zu neuen
Anfängen, womit die Verjüngung beginnt, nur die äußere Seite
des Vorganges bezeichnen, während die weſentliche Seite desſel-
ben vielmehr eine innere Sammlung iſt, gleichſam ein neues
Schöpfen aus dem eigenen Lebensgrund, ein erneutes Sichbeſin-
nen auf die ſpecifiſche Aufgabe oder eine erneute Erfaſſung des

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[188/0200] Die Morphologie unter dem Einfluß der wir zwar anerkennen, daß die äußere Natur, in welche das beſondere Leben in ſeiner Darſtellung eintritt, rufend und weckend wirkt durch die Einflüſſe, welche die Jahreszeiten, ja ſelbſt die Tageszeiten bringen, aber die eigentliche innere Urſache wird doch nur gefunden werden können in dem Triebe nach Vollendung, der jedem Weſen in ſeiner Art zukommt und es treibt, die ihm fremde Außenwelt immer vollkommener ſich unterzuordnen, ſich in ihr ſo ſelbſtſtändig, als die ſpecifiſche Natur es mit ſich bringt, zu geſtalten.“ Weiterhin (p. 17) heißt es: „Der ſpeci- fiſche Bildungstrieb iſt aber gleichfalls keine von außen gegebene Richtung der Thätigkeit, ſondern ein innerlich gegebener, aus innerem Grunde als innere Beſtimmung und Kraft wirkender.“ Bei dieſer Gelegenheit mag hier noch ein Satz aus Braun's Abhandlung über die Polyembryonie 1860 (p. 111) herbeigezo- gen werden: „Wenn auch der Organismus in ſeiner Verwirk- lichung phyſicaliſchen Bedingungen unterworfen iſt, ſo liegen doch die eigentlichen Urſachen ſeiner morphologiſchen und biolo- giſchen Eigenthümlichkeit nicht in dieſen Bedingungen; ſeine Ge- ſetze gehören einer höheren Entwicklungsſtufe des Daſeins an, einem Bereiche, in welchem das Vermögen der inneren Selbſt- beſtimmung unzweifelhaft hervortritt. Verhält es ſich ſo, ſo erſcheinen die Geſetze des Organiſchen gleichſam als Aufgaben, deren Erfüllung nicht durchaus, ſondern nur in Beziehung auf Erreichung eines beſtimmten Zweckes nothwendig iſt; als Vor- ſchriften, von deren ſtrenger Befolgung möglicherweiſe auch ab- gewichen werden kann.“ — Doch kommen wir nochmals auf den Begriff der Verjüngung zurück, ſo finden wir ferner (p. 18) den Satz: „Für den Begriff der Verjüngung ziehen wir aus den vorhergehenden Betrachtungen die Folgerung, daß das Aufgeben bereits erreichter Geſtaltungen und das Zurückgehen zu neuen Anfängen, womit die Verjüngung beginnt, nur die äußere Seite des Vorganges bezeichnen, während die weſentliche Seite desſel- ben vielmehr eine innere Sammlung iſt, gleichſam ein neues Schöpfen aus dem eigenen Lebensgrund, ein erneutes Sichbeſin- nen auf die ſpecifiſche Aufgabe oder eine erneute Erfaſſung des

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/200>, abgerufen am 21.11.2024.