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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Morphologie und Systematik unter dem Einfluß der
und seine 1847 erschienenen "neuen Algensysteme" sowie die
1849 publicirten "Gattungen einzelliger Algen" waren die ersten
und erfolgreichen Versuche, auf diesem bisher zwar nicht vernach-
lässigtem aber seit Vaucher nicht mehr methodisch bearbeitetem
Gebiet ernste Forschung dem bloßen Sammeleifer entgegenzu-
stellen; in diesem Sinne brachte auch Alexander Braun in
seiner Verjüngung ein reiches Material neuer Beobachtungen
über die Lebensweise und die damit eng verknüpften morpholo-
gischen Verhältnisse der Algen, Arbeiten, denen sich in den näch-
sten Jahren die wichtigen Untersuchungen von Thuret, Prings-
heim, De Bary u. a. anschlossen, auf die ich weiter unten
zurückkomme.

Noch bevor die Untersuchung der Algen und bald darauf
auch die der Pilze zu ihren großen Ergebnissen führte, erfuhr
aber die Systematik der höheren Pflanzen eine tiefgreifende Um-
gestaltung durch die methodisch durchgeführte Embryologie der
Muscineen und Gefäßkryptogamen.

Unter den Kryptogamen waren die Muscineen und Gefäß-
kryptogamen seit dem vorigen Jahrhundert vielfach von guten
Beobachtern sorgfältig studirt worden; auch ohne in das Eigen-
thümliche ihrer Organisation tiefer einzudringen, hatten die Syste-
matiker die Arten und Gattungen, die Familien und selbst
höheren Abtheilungen dieser Gruppen leidlich in Ordnung
gebracht; schon lagen umfangreiche, systematisch geordnete Cataloge
dieser Pflanzen vor, auch hatte man versucht, von den bei den
Phanerogamen geltenden Gesichtspuncten aus sich über die mor-
phologische Gliederung der Muscineen und Gefäßkryptogamen zu
orientiren; für die ersteren lagen selbst schon aus dem vorigen
Jahrhundert recht schätzenswerthe Arbeiten von Schmidel1)
1750 über die Lebermoose, ganz besonders aber von Hedwig
über die Laubmoose 1782 vor, denen sich 1835 ausführliche

1) Casimir Christoph Schmidel geb. 1718, gest. 1792 war Professor
der Medizin in Erlangen; er beschrieb zuerst die Sexualorgane verschiedener
Lebermoose.

Morphologie und Syſtematik unter dem Einfluß der
und ſeine 1847 erſchienenen „neuen Algenſyſteme“ ſowie die
1849 publicirten „Gattungen einzelliger Algen“ waren die erſten
und erfolgreichen Verſuche, auf dieſem bisher zwar nicht vernach-
läſſigtem aber ſeit Vaucher nicht mehr methodiſch bearbeitetem
Gebiet ernſte Forſchung dem bloßen Sammeleifer entgegenzu-
ſtellen; in dieſem Sinne brachte auch Alexander Braun in
ſeiner Verjüngung ein reiches Material neuer Beobachtungen
über die Lebensweiſe und die damit eng verknüpften morpholo-
giſchen Verhältniſſe der Algen, Arbeiten, denen ſich in den näch-
ſten Jahren die wichtigen Unterſuchungen von Thuret, Prings-
heim, De Bary u. a. anſchloſſen, auf die ich weiter unten
zurückkomme.

Noch bevor die Unterſuchung der Algen und bald darauf
auch die der Pilze zu ihren großen Ergebniſſen führte, erfuhr
aber die Syſtematik der höheren Pflanzen eine tiefgreifende Um-
geſtaltung durch die methodiſch durchgeführte Embryologie der
Muscineen und Gefäßkryptogamen.

Unter den Kryptogamen waren die Muscineen und Gefäß-
kryptogamen ſeit dem vorigen Jahrhundert vielfach von guten
Beobachtern ſorgfältig ſtudirt worden; auch ohne in das Eigen-
thümliche ihrer Organiſation tiefer einzudringen, hatten die Syſte-
matiker die Arten und Gattungen, die Familien und ſelbſt
höheren Abtheilungen dieſer Gruppen leidlich in Ordnung
gebracht; ſchon lagen umfangreiche, ſyſtematiſch geordnete Cataloge
dieſer Pflanzen vor, auch hatte man verſucht, von den bei den
Phanerogamen geltenden Geſichtspuncten aus ſich über die mor-
phologiſche Gliederung der Muscineen und Gefäßkryptogamen zu
orientiren; für die erſteren lagen ſelbſt ſchon aus dem vorigen
Jahrhundert recht ſchätzenswerthe Arbeiten von Schmidel1)
1750 über die Lebermooſe, ganz beſonders aber von Hedwig
über die Laubmooſe 1782 vor, denen ſich 1835 ausführliche

1) Caſimir Chriſtoph Schmidel geb. 1718, geſt. 1792 war Profeſſor
der Medizin in Erlangen; er beſchrieb zuerſt die Sexualorgane verſchiedener
Lebermooſe.
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[212/0224] Morphologie und Syſtematik unter dem Einfluß der und ſeine 1847 erſchienenen „neuen Algenſyſteme“ ſowie die 1849 publicirten „Gattungen einzelliger Algen“ waren die erſten und erfolgreichen Verſuche, auf dieſem bisher zwar nicht vernach- läſſigtem aber ſeit Vaucher nicht mehr methodiſch bearbeitetem Gebiet ernſte Forſchung dem bloßen Sammeleifer entgegenzu- ſtellen; in dieſem Sinne brachte auch Alexander Braun in ſeiner Verjüngung ein reiches Material neuer Beobachtungen über die Lebensweiſe und die damit eng verknüpften morpholo- giſchen Verhältniſſe der Algen, Arbeiten, denen ſich in den näch- ſten Jahren die wichtigen Unterſuchungen von Thuret, Prings- heim, De Bary u. a. anſchloſſen, auf die ich weiter unten zurückkomme. Noch bevor die Unterſuchung der Algen und bald darauf auch die der Pilze zu ihren großen Ergebniſſen führte, erfuhr aber die Syſtematik der höheren Pflanzen eine tiefgreifende Um- geſtaltung durch die methodiſch durchgeführte Embryologie der Muscineen und Gefäßkryptogamen. Unter den Kryptogamen waren die Muscineen und Gefäß- kryptogamen ſeit dem vorigen Jahrhundert vielfach von guten Beobachtern ſorgfältig ſtudirt worden; auch ohne in das Eigen- thümliche ihrer Organiſation tiefer einzudringen, hatten die Syſte- matiker die Arten und Gattungen, die Familien und ſelbſt höheren Abtheilungen dieſer Gruppen leidlich in Ordnung gebracht; ſchon lagen umfangreiche, ſyſtematiſch geordnete Cataloge dieſer Pflanzen vor, auch hatte man verſucht, von den bei den Phanerogamen geltenden Geſichtspuncten aus ſich über die mor- phologiſche Gliederung der Muscineen und Gefäßkryptogamen zu orientiren; für die erſteren lagen ſelbſt ſchon aus dem vorigen Jahrhundert recht ſchätzenswerthe Arbeiten von Schmidel 1) 1750 über die Lebermooſe, ganz beſonders aber von Hedwig über die Laubmooſe 1782 vor, denen ſich 1835 ausführliche 1) Caſimir Chriſtoph Schmidel geb. 1718, geſt. 1792 war Profeſſor der Medizin in Erlangen; er beſchrieb zuerſt die Sexualorgane verſchiedener Lebermooſe.

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/224>, abgerufen am 21.11.2024.