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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Untersuchung des fertigen
wicklungsgeschichte des Zellgewebes die ursprüngliche Einfachheit
der Scheidewände abzuleiten, oder so lange man nicht aus sehr
starken Vergrößerungen die wahre Struktur der Scheidewände
und ihre spätere Spaltung sowie die Differenzirung der ursprüng-
lich einfachen Wand in zwei trennbare Lamellen darthun konnte.
War die auf das Macerationsergebniß basirte Ansicht auch noch
nicht die richtige, so trat sie doch betreffs der fertigen Zustände
der Wahrheit näher, als die Wolff-Mirbel'sche Annahme
und was noch mehr galt, man war in der Lage, die Form der
einzelnen Elementarorgane und die Skulptur ihrer Wände viel
genauer als bisher zu studiren. Zwar hatte schon Link 1809
(Nachträge p. 1) die Zellen gelegentlich durch Knochen isolirt, auch
hatte 1811, wie erwähnt, Treviranus auf die Isolirbarkeit
mancher Parenchymzellen im natürlichen Zustand aufmerksam
gemacht; aber keiner von beiden führte diese Wahrnehmungen
methodisch weiter aus und vor Allem behält Moldenhawer
das Verdienst, die Gefäße und Holzzellen zuerst isolirt zu haben.
Wie es aber zu gehen pflegt, hat freilich auch er nicht alle Con-
sequenzen, zu denen seine Präparationsmethode berechtigte, wirk-
lich gezogen. Moldenhawer's Darstellung, welche im Grunde
die ganze Phytotomie umfaßt, kehrt immer wieder zu einer be-
stimmten Pflanzenart, dem Mais zurück, dieser liefert bei jeder
zu behandelnden Frage den Ausgangspunct; die dort gewonnenen
Ergebnisse sind die festen Stützpuncte, an welche er sich bei der
Betrachtung der verschiedensten anderen Pflanzen lehnt, um sich
sodann in sehr ausführliche vergleichende Betrachtungen einzu-
lassen. Diese Behandlungsweise war bei dem damaligen Zustand
der Wissenschaft sowohl für die Forschung, wie für die belehrende
Darstellung sehr glücklich gewählt; ein besonders glücklicher Griff
aber war es, daß Moldenhawer zu diesem Zweck gerade die
Maispflanze wählte: die früheren Phytotomen hatten sich ge-
wöhnlich an die dikotylen Stämme gewendet, mit Vorliebe sogar
an solche mit compacten Holzkörper und komplicirt gebauter Rinde,
Pflanzen, deren Untersuchung auch für einen geübten Beobachter
mit gutem Mikroskop noch heute Schwierigkeiten darbietet; ge-

Unterſuchung des fertigen
wicklungsgeſchichte des Zellgewebes die urſprüngliche Einfachheit
der Scheidewände abzuleiten, oder ſo lange man nicht aus ſehr
ſtarken Vergrößerungen die wahre Struktur der Scheidewände
und ihre ſpätere Spaltung ſowie die Differenzirung der urſprüng-
lich einfachen Wand in zwei trennbare Lamellen darthun konnte.
War die auf das Macerationsergebniß baſirte Anſicht auch noch
nicht die richtige, ſo trat ſie doch betreffs der fertigen Zuſtände
der Wahrheit näher, als die Wolff-Mirbel'ſche Annahme
und was noch mehr galt, man war in der Lage, die Form der
einzelnen Elementarorgane und die Skulptur ihrer Wände viel
genauer als bisher zu ſtudiren. Zwar hatte ſchon Link 1809
(Nachträge p. 1) die Zellen gelegentlich durch Knochen iſolirt, auch
hatte 1811, wie erwähnt, Treviranus auf die Iſolirbarkeit
mancher Parenchymzellen im natürlichen Zuſtand aufmerkſam
gemacht; aber keiner von beiden führte dieſe Wahrnehmungen
methodiſch weiter aus und vor Allem behält Moldenhawer
das Verdienſt, die Gefäße und Holzzellen zuerſt iſolirt zu haben.
Wie es aber zu gehen pflegt, hat freilich auch er nicht alle Con-
ſequenzen, zu denen ſeine Präparationsmethode berechtigte, wirk-
lich gezogen. Moldenhawer's Darſtellung, welche im Grunde
die ganze Phytotomie umfaßt, kehrt immer wieder zu einer be-
ſtimmten Pflanzenart, dem Mais zurück, dieſer liefert bei jeder
zu behandelnden Frage den Ausgangspunct; die dort gewonnenen
Ergebniſſe ſind die feſten Stützpuncte, an welche er ſich bei der
Betrachtung der verſchiedenſten anderen Pflanzen lehnt, um ſich
ſodann in ſehr ausführliche vergleichende Betrachtungen einzu-
laſſen. Dieſe Behandlungsweiſe war bei dem damaligen Zuſtand
der Wiſſenſchaft ſowohl für die Forſchung, wie für die belehrende
Darſtellung ſehr glücklich gewählt; ein beſonders glücklicher Griff
aber war es, daß Moldenhawer zu dieſem Zweck gerade die
Maispflanze wählte: die früheren Phytotomen hatten ſich ge-
wöhnlich an die dikotylen Stämme gewendet, mit Vorliebe ſogar
an ſolche mit compacten Holzkörper und komplicirt gebauter Rinde,
Pflanzen, deren Unterſuchung auch für einen geübten Beobachter
mit gutem Mikroskop noch heute Schwierigkeiten darbietet; ge-

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[300/0312] Unterſuchung des fertigen wicklungsgeſchichte des Zellgewebes die urſprüngliche Einfachheit der Scheidewände abzuleiten, oder ſo lange man nicht aus ſehr ſtarken Vergrößerungen die wahre Struktur der Scheidewände und ihre ſpätere Spaltung ſowie die Differenzirung der urſprüng- lich einfachen Wand in zwei trennbare Lamellen darthun konnte. War die auf das Macerationsergebniß baſirte Anſicht auch noch nicht die richtige, ſo trat ſie doch betreffs der fertigen Zuſtände der Wahrheit näher, als die Wolff-Mirbel'ſche Annahme und was noch mehr galt, man war in der Lage, die Form der einzelnen Elementarorgane und die Skulptur ihrer Wände viel genauer als bisher zu ſtudiren. Zwar hatte ſchon Link 1809 (Nachträge p. 1) die Zellen gelegentlich durch Knochen iſolirt, auch hatte 1811, wie erwähnt, Treviranus auf die Iſolirbarkeit mancher Parenchymzellen im natürlichen Zuſtand aufmerkſam gemacht; aber keiner von beiden führte dieſe Wahrnehmungen methodiſch weiter aus und vor Allem behält Moldenhawer das Verdienſt, die Gefäße und Holzzellen zuerſt iſolirt zu haben. Wie es aber zu gehen pflegt, hat freilich auch er nicht alle Con- ſequenzen, zu denen ſeine Präparationsmethode berechtigte, wirk- lich gezogen. Moldenhawer's Darſtellung, welche im Grunde die ganze Phytotomie umfaßt, kehrt immer wieder zu einer be- ſtimmten Pflanzenart, dem Mais zurück, dieſer liefert bei jeder zu behandelnden Frage den Ausgangspunct; die dort gewonnenen Ergebniſſe ſind die feſten Stützpuncte, an welche er ſich bei der Betrachtung der verſchiedenſten anderen Pflanzen lehnt, um ſich ſodann in ſehr ausführliche vergleichende Betrachtungen einzu- laſſen. Dieſe Behandlungsweiſe war bei dem damaligen Zuſtand der Wiſſenſchaft ſowohl für die Forſchung, wie für die belehrende Darſtellung ſehr glücklich gewählt; ein beſonders glücklicher Griff aber war es, daß Moldenhawer zu dieſem Zweck gerade die Maispflanze wählte: die früheren Phytotomen hatten ſich ge- wöhnlich an die dikotylen Stämme gewendet, mit Vorliebe ſogar an ſolche mit compacten Holzkörper und komplicirt gebauter Rinde, Pflanzen, deren Unterſuchung auch für einen geübten Beobachter mit gutem Mikroskop noch heute Schwierigkeiten darbietet; ge-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/312>, abgerufen am 22.11.2024.