und eine ausführliche klare Besprechung. Die Sorgfalt der Untersuchung und die größere Vorzüglichkeit seines Instruments erkennt man sofort an den Abbildungen Moldenhawer's, un- zweifelhaft den besten, welche bis zum Jahre 1812 angefertigt worden sind. Die Art, die Phytotomie zu behandeln, erinnert bei Moldenhawer vielfach an Mohl's Behandlungsweise, auch die Abbildungen, obgleich nicht von ihm selbst gemacht, thun dasselbe. Doch müßte man richtiger sagen, Mohl's Be- handlungsweise erinnert an die von Moldenhawer, denn bei der großen Achtung, welche Mohl zumal in seinen früheren Schriften für ihn an den Tag legt, ist kaum daran zu zweifeln, daß er sich an dessen Beiträgen gebildet, aus ihnen zuerst den Ernst und die Sorgfalt, welche phytotomische Arbeiten erheischen, kennen gelernt hat.
Es wurde schon erwähnt, daß ein wesentlicher Fortschritt, den die Pflanzenphysiologie Moldenhawer verdankt, darin lag, daß er zuerst sowohl die Zellen als auch die Gefäße durch Fäulniß in Wasser und nachheriges Zerdrücken und Zerfasern isolirte, ein Verfahren, welches in neuerer Zeit wenig Anwendung findet, obgleich es auch jetzt noch selbst neben der sog. Schultze'- schen Maceration mit Vortheil angewendet werden kann, beson- ders wenn man diese Präparationsmethode mit derselben Sorg- falt und Umsicht wie Moldenhawer anwendet. Die Isolirung der Elementarorgane der Pflanzen durch Maceration in Wasser mußte Moldenhawer sofort in den strengsten Gegensatz gegen Mirbel stellen, der mit Wolff die Einfachheit der Scheide- wände zwischen je zwei Zellen annahm, während Moldenhawer durch sein Verfahren die Zellen und Gefäße nach der Isolirung als geschlossene Schläuche und Säcke vorfand, die also anscheinend nothwendig in der lebenden Pflanze selbst so aneinander liegen mußten, daß die Wand zwischen je zwei Zellräumen von einer doppelten Hautlamelle gebildet wurde und Moldenhawer hebt ausdrücklich hervor, daß dies auch in sehr dünnwandigem Parenchym der Fall sei. Dieses Ergebniß blieb unanfecht- bar, so lange man nicht in der Lage war, aus der Ent-
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
und eine ausführliche klare Beſprechung. Die Sorgfalt der Unterſuchung und die größere Vorzüglichkeit ſeines Inſtruments erkennt man ſofort an den Abbildungen Moldenhawer's, un- zweifelhaft den beſten, welche bis zum Jahre 1812 angefertigt worden ſind. Die Art, die Phytotomie zu behandeln, erinnert bei Moldenhawer vielfach an Mohl's Behandlungsweiſe, auch die Abbildungen, obgleich nicht von ihm ſelbſt gemacht, thun dasſelbe. Doch müßte man richtiger ſagen, Mohl's Be- handlungsweiſe erinnert an die von Moldenhawer, denn bei der großen Achtung, welche Mohl zumal in ſeinen früheren Schriften für ihn an den Tag legt, iſt kaum daran zu zweifeln, daß er ſich an deſſen Beiträgen gebildet, aus ihnen zuerſt den Ernſt und die Sorgfalt, welche phytotomiſche Arbeiten erheiſchen, kennen gelernt hat.
Es wurde ſchon erwähnt, daß ein weſentlicher Fortſchritt, den die Pflanzenphyſiologie Moldenhawer verdankt, darin lag, daß er zuerſt ſowohl die Zellen als auch die Gefäße durch Fäulniß in Waſſer und nachheriges Zerdrücken und Zerfaſern iſolirte, ein Verfahren, welches in neuerer Zeit wenig Anwendung findet, obgleich es auch jetzt noch ſelbſt neben der ſog. Schultze'- ſchen Maceration mit Vortheil angewendet werden kann, beſon- ders wenn man dieſe Präparationsmethode mit derſelben Sorg- falt und Umſicht wie Moldenhawer anwendet. Die Iſolirung der Elementarorgane der Pflanzen durch Maceration in Waſſer mußte Moldenhawer ſofort in den ſtrengſten Gegenſatz gegen Mirbel ſtellen, der mit Wolff die Einfachheit der Scheide- wände zwiſchen je zwei Zellen annahm, während Moldenhawer durch ſein Verfahren die Zellen und Gefäße nach der Iſolirung als geſchloſſene Schläuche und Säcke vorfand, die alſo anſcheinend nothwendig in der lebenden Pflanze ſelbſt ſo aneinander liegen mußten, daß die Wand zwiſchen je zwei Zellräumen von einer doppelten Hautlamelle gebildet wurde und Moldenhawer hebt ausdrücklich hervor, daß dies auch in ſehr dünnwandigem Parenchym der Fall ſei. Dieſes Ergebniß blieb unanfecht- bar, ſo lange man nicht in der Lage war, aus der Ent-
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Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
und eine ausführliche klare Beſprechung. Die Sorgfalt der
Unterſuchung und die größere Vorzüglichkeit ſeines Inſtruments
erkennt man ſofort an den Abbildungen Moldenhawer's, un-
zweifelhaft den beſten, welche bis zum Jahre 1812 angefertigt
worden ſind. Die Art, die Phytotomie zu behandeln, erinnert
bei Moldenhawer vielfach an Mohl's Behandlungsweiſe,
auch die Abbildungen, obgleich nicht von ihm ſelbſt gemacht,
thun dasſelbe. Doch müßte man richtiger ſagen, Mohl's Be-
handlungsweiſe erinnert an die von Moldenhawer, denn bei
der großen Achtung, welche Mohl zumal in ſeinen früheren
Schriften für ihn an den Tag legt, iſt kaum daran zu zweifeln,
daß er ſich an deſſen Beiträgen gebildet, aus ihnen zuerſt den
Ernſt und die Sorgfalt, welche phytotomiſche Arbeiten erheiſchen,
kennen gelernt hat.
Es wurde ſchon erwähnt, daß ein weſentlicher Fortſchritt,
den die Pflanzenphyſiologie Moldenhawer verdankt, darin
lag, daß er zuerſt ſowohl die Zellen als auch die Gefäße durch
Fäulniß in Waſſer und nachheriges Zerdrücken und Zerfaſern
iſolirte, ein Verfahren, welches in neuerer Zeit wenig Anwendung
findet, obgleich es auch jetzt noch ſelbſt neben der ſog. Schultze'-
ſchen Maceration mit Vortheil angewendet werden kann, beſon-
ders wenn man dieſe Präparationsmethode mit derſelben Sorg-
falt und Umſicht wie Moldenhawer anwendet. Die Iſolirung
der Elementarorgane der Pflanzen durch Maceration in Waſſer
mußte Moldenhawer ſofort in den ſtrengſten Gegenſatz gegen
Mirbel ſtellen, der mit Wolff die Einfachheit der Scheide-
wände zwiſchen je zwei Zellen annahm, während Moldenhawer
durch ſein Verfahren die Zellen und Gefäße nach der Iſolirung
als geſchloſſene Schläuche und Säcke vorfand, die alſo anſcheinend
nothwendig in der lebenden Pflanze ſelbſt ſo aneinander liegen
mußten, daß die Wand zwiſchen je zwei Zellräumen von einer
doppelten Hautlamelle gebildet wurde und Moldenhawer hebt
ausdrücklich hervor, daß dies auch in ſehr dünnwandigem
Parenchym der Fall ſei. Dieſes Ergebniß blieb unanfecht-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/311>, abgerufen am 21.11.2024.
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