nehmen muß, er scheint auch die verdickten Längs- und Quer- kanten von Zellen und Gefäßen für solche Fasern gehalten zu haben. Der üble Eindruck dieser Theorie mußte noch dadurch erhöht werden, daß Moldenhawer sein Phantasiegebilde von Fasernetzen, welche die Zellen und Gefäße zusammenhalten sollen, mit dem längst anders gebrauchten Namen Zellengewebe belegte, während er das Parenchym selbst als zelligte Substanz bezeichnete eine Nomenclatur, in welcher ihm glücklicherweise Niemand ge- folgt ist, die aber gewiß dazu beigetragen hat, Moldenhawer's große Verdienste um die Phytotomie später in Mißkredit zu bringen.
Seine "Beiträge zur Anatomie der Pflanzen" zerfallen in zwei Hauptabschnitte, deren erster von den Umgebungen der Spiralgefäße, der zweite von diesen selbst handelt.
Im ersten werden die Theile des Gefäßbündels im Mais- stamme, bezüglich ihrer Lagerung und Gesammtform sehr gut beschrieben; zunächst die aus stark verdickten Fasern bestehende Hülle des ganzen Bündels richtig erkannt, die eigene Membran jeder dieser Zellen und ihre allseitige Geschlossenheit hervorge- hoben, ihre Aehnlichkeit mit dem Bast und den faserigen Ele- menten des dikotylen Holzes betont. Gelegentlich wird auch der gefächerten Holzzellen und der reihenförmig geordneten Holz- parenchymzellen gedacht. -- Unter dem Namen der fibrösen Röhren faßte er die Zellen der Sklerenchymscheide vieler Gefäß- bündel, den ächten Bast und die Holzfasern zusammen, welch' letztere nach Moldenhawer dem Coniferenholze fehlen. Das nachträgliche Dickenwachsthum der Rinde und des Bastes er- läuterte er an der Weinrebe, wo er auch die Markkrone und die Spiralgefäße derselben richtig erkannte; bei krautigen Diko- tylen fand er die Gefäßbündel aus einem Bast- und einem Holztheil zusammengesetzt und den compacten Holzkörper der eigentlichen Holzpflanzen ließ er durch Verschmelzung der Holz- theile dieser einzelnen Bündel entstehen.
Bei der Behandlung des parenchymatischen Zellgewebes wird die von Sprengel und Treviranus angenommene
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
nehmen muß, er ſcheint auch die verdickten Längs- und Quer- kanten von Zellen und Gefäßen für ſolche Faſern gehalten zu haben. Der üble Eindruck dieſer Theorie mußte noch dadurch erhöht werden, daß Moldenhawer ſein Phantaſiegebilde von Faſernetzen, welche die Zellen und Gefäße zuſammenhalten ſollen, mit dem längſt anders gebrauchten Namen Zellengewebe belegte, während er das Parenchym ſelbſt als zelligte Subſtanz bezeichnete eine Nomenclatur, in welcher ihm glücklicherweiſe Niemand ge- folgt iſt, die aber gewiß dazu beigetragen hat, Moldenhawer's große Verdienſte um die Phytotomie ſpäter in Mißkredit zu bringen.
Seine „Beiträge zur Anatomie der Pflanzen“ zerfallen in zwei Hauptabſchnitte, deren erſter von den Umgebungen der Spiralgefäße, der zweite von dieſen ſelbſt handelt.
Im erſten werden die Theile des Gefäßbündels im Mais- ſtamme, bezüglich ihrer Lagerung und Geſammtform ſehr gut beſchrieben; zunächſt die aus ſtark verdickten Faſern beſtehende Hülle des ganzen Bündels richtig erkannt, die eigene Membran jeder dieſer Zellen und ihre allſeitige Geſchloſſenheit hervorge- hoben, ihre Aehnlichkeit mit dem Baſt und den faſerigen Ele- menten des dikotylen Holzes betont. Gelegentlich wird auch der gefächerten Holzzellen und der reihenförmig geordneten Holz- parenchymzellen gedacht. — Unter dem Namen der fibröſen Röhren faßte er die Zellen der Sklerenchymſcheide vieler Gefäß- bündel, den ächten Baſt und die Holzfaſern zuſammen, welch' letztere nach Moldenhawer dem Coniferenholze fehlen. Das nachträgliche Dickenwachsthum der Rinde und des Baſtes er- läuterte er an der Weinrebe, wo er auch die Markkrone und die Spiralgefäße derſelben richtig erkannte; bei krautigen Diko- tylen fand er die Gefäßbündel aus einem Baſt- und einem Holztheil zuſammengeſetzt und den compacten Holzkörper der eigentlichen Holzpflanzen ließ er durch Verſchmelzung der Holz- theile dieſer einzelnen Bündel entſtehen.
Bei der Behandlung des parenchymatiſchen Zellgewebes wird die von Sprengel und Treviranus angenommene
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Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
nehmen muß, er ſcheint auch die verdickten Längs- und Quer-
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haben. Der üble Eindruck dieſer Theorie mußte noch dadurch
erhöht werden, daß Moldenhawer ſein Phantaſiegebilde von
Faſernetzen, welche die Zellen und Gefäße zuſammenhalten ſollen,
mit dem längſt anders gebrauchten Namen Zellengewebe belegte,
während er das Parenchym ſelbſt als zelligte Subſtanz bezeichnete
eine Nomenclatur, in welcher ihm glücklicherweiſe Niemand ge-
folgt iſt, die aber gewiß dazu beigetragen hat, Moldenhawer's
große Verdienſte um die Phytotomie ſpäter in Mißkredit zu
bringen.
Seine „Beiträge zur Anatomie der Pflanzen“ zerfallen in
zwei Hauptabſchnitte, deren erſter von den Umgebungen der
Spiralgefäße, der zweite von dieſen ſelbſt handelt.
Im erſten werden die Theile des Gefäßbündels im Mais-
ſtamme, bezüglich ihrer Lagerung und Geſammtform ſehr gut
beſchrieben; zunächſt die aus ſtark verdickten Faſern beſtehende
Hülle des ganzen Bündels richtig erkannt, die eigene Membran
jeder dieſer Zellen und ihre allſeitige Geſchloſſenheit hervorge-
hoben, ihre Aehnlichkeit mit dem Baſt und den faſerigen Ele-
menten des dikotylen Holzes betont. Gelegentlich wird auch der
gefächerten Holzzellen und der reihenförmig geordneten Holz-
parenchymzellen gedacht. — Unter dem Namen der fibröſen
Röhren faßte er die Zellen der Sklerenchymſcheide vieler Gefäß-
bündel, den ächten Baſt und die Holzfaſern zuſammen, welch'
letztere nach Moldenhawer dem Coniferenholze fehlen. Das
nachträgliche Dickenwachsthum der Rinde und des Baſtes er-
läuterte er an der Weinrebe, wo er auch die Markkrone und
die Spiralgefäße derſelben richtig erkannte; bei krautigen Diko-
tylen fand er die Gefäßbündel aus einem Baſt- und einem
Holztheil zuſammengeſetzt und den compacten Holzkörper der
eigentlichen Holzpflanzen ließ er durch Verſchmelzung der Holz-
theile dieſer einzelnen Bündel entſtehen.
Bei der Behandlung des parenchymatiſchen Zellgewebes
wird die von Sprengel und Treviranus angenommene
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/315>, abgerufen am 22.11.2024.
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