Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Zellhautgerüstes der Pflanzen. könne, wie Mirbel geglaubt hatte; es mag hier eingeschaltetwerden, daß der letztere später die Spaltöffnungen sogar für kurze, breite Haare hielt; erst Amici 1824 und Treviranus 1821 zeigten an Querschnitten der Spaltöffnungen deren wahren Bau, der dann viel später von Mohl genau untersucht wurde. Auch Moldenhawer beschäftigte sich bei Gelegenheit dieser Untersuchung mit der von Comparetti zuerst beobachteten und von den deutschen Phytotomen mehrfach besprochenen, auch in neuester Zeit mehrfach untersuchten Fähigkeit der Spaltöffnungen, sich abwechselnd zu öffnen und zu schließen. Dies Alles bei Gelegenheit der Tüpfelbildung an den Zellwänden, über deren wahre Natur Moldenhawer jedoch nicht in's Reine kam. Wie für seine Vorgänger und viele Nachfolger sind auch In dem zweiten Abschnitt von den Spiralgefäßen werden Sachs, Geschichte der Botanik. 20
Zellhautgerüſtes der Pflanzen. könne, wie Mirbel geglaubt hatte; es mag hier eingeſchaltetwerden, daß der letztere ſpäter die Spaltöffnungen ſogar für kurze, breite Haare hielt; erſt Amici 1824 und Treviranus 1821 zeigten an Querſchnitten der Spaltöffnungen deren wahren Bau, der dann viel ſpäter von Mohl genau unterſucht wurde. Auch Moldenhawer beſchäftigte ſich bei Gelegenheit dieſer Unterſuchung mit der von Comparetti zuerſt beobachteten und von den deutſchen Phytotomen mehrfach beſprochenen, auch in neueſter Zeit mehrfach unterſuchten Fähigkeit der Spaltöffnungen, ſich abwechſelnd zu öffnen und zu ſchließen. Dies Alles bei Gelegenheit der Tüpfelbildung an den Zellwänden, über deren wahre Natur Moldenhawer jedoch nicht in's Reine kam. Wie für ſeine Vorgänger und viele Nachfolger ſind auch In dem zweiten Abſchnitt von den Spiralgefäßen werden Sachs, Geſchichte der Botanik. 20
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0317" n="305"/><fw place="top" type="header">Zellhautgerüſtes der Pflanzen.</fw><lb/> könne, wie <hi rendition="#g">Mirbel</hi> geglaubt hatte; es mag hier eingeſchaltet<lb/> werden, daß der letztere ſpäter die Spaltöffnungen ſogar für<lb/> kurze, breite Haare hielt; erſt <hi rendition="#g">Amici</hi> 1824 und <hi rendition="#g">Treviranus</hi><lb/> 1821 zeigten an Querſchnitten der Spaltöffnungen deren wahren<lb/> Bau, der dann viel ſpäter von <hi rendition="#g">Mohl</hi> genau unterſucht wurde.<lb/> Auch <hi rendition="#g">Moldenhawer</hi> beſchäftigte ſich bei Gelegenheit dieſer<lb/> Unterſuchung mit der von <hi rendition="#g">Comparetti</hi> zuerſt beobachteten und<lb/> von den deutſchen Phytotomen mehrfach beſprochenen, auch in<lb/> neueſter Zeit mehrfach unterſuchten Fähigkeit der Spaltöffnungen,<lb/> ſich abwechſelnd zu öffnen und zu ſchließen. Dies Alles bei<lb/> Gelegenheit der Tüpfelbildung an den Zellwänden, über deren<lb/> wahre Natur <hi rendition="#g">Moldenhawer</hi> jedoch nicht in's Reine kam.</p><lb/> <p>Wie für ſeine Vorgänger und viele Nachfolger ſind auch<lb/> für <hi rendition="#g">Moldenhawer</hi> die ſogenannten eigenthümlichen Gefäße<lb/> (<hi rendition="#aq">vasa propria</hi>) ein Stein des Anſtoßes, inſofern er unter dieſem<lb/> Namen durch die Aehnlichkeit der Säfte verleitet, Gebilde der<lb/> verſchiedenſten Art zuſammenfaßt: auf eine ſehr gute Beſchreib-<lb/> ung des Weichbaſtes im Gefäßbündel der Maispflanze folgen<lb/> die Milchſaftſchläuche von <hi rendition="#aq">Musa,</hi> die Milchzellen von <hi rendition="#aq">Asclepias</hi><lb/> die er falſch deutet, die richtiger erkannten Milchgefäße von<lb/><hi rendition="#aq">Chelidonium</hi>. Alle dieſe <hi rendition="#aq">vasa propria</hi> nahm <hi rendition="#g">Molden</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hawer</hi> für zelligte Gefäße, welche aus in einander geöffneten<lb/> Schläuchen beſtehen; ſehr gut aber werden von ihnen die Ter-<lb/> pentingänge unterſchieden und einer derſelben von der Kiefer<lb/> richtig abgebildet, doch nimmt er innerhalb der den Kanal um-<lb/> grenzenden Zellreihen noch eine beſondere den Gang auskleidende<lb/> Haut an. Endlich geht er auf die Interzellularräume über,<lb/> welche er als Lücken in der zelligten Subſtanz auffaßt und an<lb/><hi rendition="#aq">Musa</hi> und <hi rendition="#aq">Nymphaea</hi> erläutert. Die ſchon von <hi rendition="#g">Treviranus</hi><lb/> entdeckten, das Parenchym durchziehenden engen Zwiſchenräume<lb/> beachtete <hi rendition="#g">Moldenhawer</hi> nicht weiter.</p><lb/> <p>In dem zweiten Abſchnitt von den Spiralgefäßen werden<lb/> zunächſt alle im Gefäßbündel der Maispflanze enthaltenen Ge-<lb/> fäße als Spiralgefäße zuſammengefaßt, die verſchiedenen Formen<lb/> derſelben aber gut unterſchieden und beſonders darauf hingewieſen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Sachs</hi>, Geſchichte der Botanik. 20</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [305/0317]
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
könne, wie Mirbel geglaubt hatte; es mag hier eingeſchaltet
werden, daß der letztere ſpäter die Spaltöffnungen ſogar für
kurze, breite Haare hielt; erſt Amici 1824 und Treviranus
1821 zeigten an Querſchnitten der Spaltöffnungen deren wahren
Bau, der dann viel ſpäter von Mohl genau unterſucht wurde.
Auch Moldenhawer beſchäftigte ſich bei Gelegenheit dieſer
Unterſuchung mit der von Comparetti zuerſt beobachteten und
von den deutſchen Phytotomen mehrfach beſprochenen, auch in
neueſter Zeit mehrfach unterſuchten Fähigkeit der Spaltöffnungen,
ſich abwechſelnd zu öffnen und zu ſchließen. Dies Alles bei
Gelegenheit der Tüpfelbildung an den Zellwänden, über deren
wahre Natur Moldenhawer jedoch nicht in's Reine kam.
Wie für ſeine Vorgänger und viele Nachfolger ſind auch
für Moldenhawer die ſogenannten eigenthümlichen Gefäße
(vasa propria) ein Stein des Anſtoßes, inſofern er unter dieſem
Namen durch die Aehnlichkeit der Säfte verleitet, Gebilde der
verſchiedenſten Art zuſammenfaßt: auf eine ſehr gute Beſchreib-
ung des Weichbaſtes im Gefäßbündel der Maispflanze folgen
die Milchſaftſchläuche von Musa, die Milchzellen von Asclepias
die er falſch deutet, die richtiger erkannten Milchgefäße von
Chelidonium. Alle dieſe vasa propria nahm Molden-
hawer für zelligte Gefäße, welche aus in einander geöffneten
Schläuchen beſtehen; ſehr gut aber werden von ihnen die Ter-
pentingänge unterſchieden und einer derſelben von der Kiefer
richtig abgebildet, doch nimmt er innerhalb der den Kanal um-
grenzenden Zellreihen noch eine beſondere den Gang auskleidende
Haut an. Endlich geht er auf die Interzellularräume über,
welche er als Lücken in der zelligten Subſtanz auffaßt und an
Musa und Nymphaea erläutert. Die ſchon von Treviranus
entdeckten, das Parenchym durchziehenden engen Zwiſchenräume
beachtete Moldenhawer nicht weiter.
In dem zweiten Abſchnitt von den Spiralgefäßen werden
zunächſt alle im Gefäßbündel der Maispflanze enthaltenen Ge-
fäße als Spiralgefäße zuſammengefaßt, die verſchiedenen Formen
derſelben aber gut unterſchieden und beſonders darauf hingewieſen,
Sachs, Geſchichte der Botanik. 20
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |