daß an einer und derselben Gefäßröhre in verschiedenen Theilen ihres Verlaufs Ringe und Spiralen vorkommen, was übrigens bereits Bernhardi entdeckt hatte. Die Isolirung der Gefäße gibt ihm Gelegenheit die Zusammensetzung derselben aus ver- schieden langen Gliedern besser als seine Vorgänger zu sehen, er beweist ausführlich die Existenz einer geschlossenen dünnen Gefäßmembran, deren Verdickungen er jedoch wie Hedwig auf der Außenseite sitzen läßt. Die Schwierigkeiten der gehöften Tüpfel hat Moldenhawer ebensowenig, wie später Mohl und Schleiden überwunden; auch hier war es erst die Entwicklungs- geschichte, welche Auskunft über den wahren Bau dieser Gebilde gab (Schacht 1860).
Es wurde schon in der Einleitung hervorgehoben, daß Moldenhawer die erste Periode des zwischen 1800 und 1840 liegenden Zeitraums gewissermaßen abschließt, nicht nur insoferne die Mehrzahl der bisher ventilirten Fragen bei ihm zu einem gewissen Abschluß gelangt, sondern auch äußerlich, indem auf seine Beiträge nunmehr eine Reihe von Jahren folgt, innerhalb deren ein namhafter Fortschritt auf dem Gebiet der Phytotomie nicht zu verzeichnen ist; zwar wurde in Kiefer's "Grundzügen der Anatomie der Pflanzen" 1815 eine zusammenhängende Dar- stellung der ganzen Phytotomie versucht, die aber nicht nur nichts wesentlich Neues bot, sondern sich ganz in den unfrucht- baren Redensarten der damaligen Naturphilosophie bewegte, und selbst so grobe Irrthümer, wie Hedwig's Lehre von lymphatischen Gefäßen im Gewebe der Epidermis, wieder auf- wärmte, die Moose aus Confervenfäden bestehen ließ. Eine wirkliche Bereicherung der Phytotomie war dagegen in Tre- viranus 1821 erschienen vermischten Schriften, besonders Be- treffs der Epidermis enthalten, ebenso in Amici's Entdeckung 1823, daß die Interzellularräume der Pflanzen nicht Saft, sondern Luft enthalten und daß ebenso die Gefäße vorwiegend Luft führen. Die nach 1812 und vor 1830 fallenden weiteren Publikationen Mirbel's, Schultze's, Link's, Turpin's u. a. können wir hier ruhig übergehen, da es uns nicht auf
Unterſuchung des fertigen
daß an einer und derſelben Gefäßröhre in verſchiedenen Theilen ihres Verlaufs Ringe und Spiralen vorkommen, was übrigens bereits Bernhardi entdeckt hatte. Die Iſolirung der Gefäße gibt ihm Gelegenheit die Zuſammenſetzung derſelben aus ver- ſchieden langen Gliedern beſſer als ſeine Vorgänger zu ſehen, er beweiſt ausführlich die Exiſtenz einer geſchloſſenen dünnen Gefäßmembran, deren Verdickungen er jedoch wie Hedwig auf der Außenſeite ſitzen läßt. Die Schwierigkeiten der gehöften Tüpfel hat Moldenhawer ebenſowenig, wie ſpäter Mohl und Schleiden überwunden; auch hier war es erſt die Entwicklungs- geſchichte, welche Auskunft über den wahren Bau dieſer Gebilde gab (Schacht 1860).
Es wurde ſchon in der Einleitung hervorgehoben, daß Moldenhawer die erſte Periode des zwiſchen 1800 und 1840 liegenden Zeitraums gewiſſermaßen abſchließt, nicht nur inſoferne die Mehrzahl der bisher ventilirten Fragen bei ihm zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt, ſondern auch äußerlich, indem auf ſeine Beiträge nunmehr eine Reihe von Jahren folgt, innerhalb deren ein namhafter Fortſchritt auf dem Gebiet der Phytotomie nicht zu verzeichnen iſt; zwar wurde in Kiefer's „Grundzügen der Anatomie der Pflanzen“ 1815 eine zuſammenhängende Dar- ſtellung der ganzen Phytotomie verſucht, die aber nicht nur nichts weſentlich Neues bot, ſondern ſich ganz in den unfrucht- baren Redensarten der damaligen Naturphiloſophie bewegte, und ſelbſt ſo grobe Irrthümer, wie Hedwig's Lehre von lymphatiſchen Gefäßen im Gewebe der Epidermis, wieder auf- wärmte, die Mooſe aus Confervenfäden beſtehen ließ. Eine wirkliche Bereicherung der Phytotomie war dagegen in Tre- viranus 1821 erſchienen vermiſchten Schriften, beſonders Be- treffs der Epidermis enthalten, ebenſo in Amici's Entdeckung 1823, daß die Interzellularräume der Pflanzen nicht Saft, ſondern Luft enthalten und daß ebenſo die Gefäße vorwiegend Luft führen. Die nach 1812 und vor 1830 fallenden weiteren Publikationen Mirbel's, Schultze's, Link's, Turpin's u. a. können wir hier ruhig übergehen, da es uns nicht auf
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[306/0318]
Unterſuchung des fertigen
daß an einer und derſelben Gefäßröhre in verſchiedenen Theilen
ihres Verlaufs Ringe und Spiralen vorkommen, was übrigens
bereits Bernhardi entdeckt hatte. Die Iſolirung der Gefäße
gibt ihm Gelegenheit die Zuſammenſetzung derſelben aus ver-
ſchieden langen Gliedern beſſer als ſeine Vorgänger zu ſehen,
er beweiſt ausführlich die Exiſtenz einer geſchloſſenen dünnen
Gefäßmembran, deren Verdickungen er jedoch wie Hedwig auf
der Außenſeite ſitzen läßt. Die Schwierigkeiten der gehöften
Tüpfel hat Moldenhawer ebenſowenig, wie ſpäter Mohl und
Schleiden überwunden; auch hier war es erſt die Entwicklungs-
geſchichte, welche Auskunft über den wahren Bau dieſer Gebilde
gab (Schacht 1860).
Es wurde ſchon in der Einleitung hervorgehoben, daß
Moldenhawer die erſte Periode des zwiſchen 1800 und 1840
liegenden Zeitraums gewiſſermaßen abſchließt, nicht nur inſoferne
die Mehrzahl der bisher ventilirten Fragen bei ihm zu einem
gewiſſen Abſchluß gelangt, ſondern auch äußerlich, indem auf
ſeine Beiträge nunmehr eine Reihe von Jahren folgt, innerhalb
deren ein namhafter Fortſchritt auf dem Gebiet der Phytotomie
nicht zu verzeichnen iſt; zwar wurde in Kiefer's „Grundzügen
der Anatomie der Pflanzen“ 1815 eine zuſammenhängende Dar-
ſtellung der ganzen Phytotomie verſucht, die aber nicht nur
nichts weſentlich Neues bot, ſondern ſich ganz in den unfrucht-
baren Redensarten der damaligen Naturphiloſophie bewegte,
und ſelbſt ſo grobe Irrthümer, wie Hedwig's Lehre von
lymphatiſchen Gefäßen im Gewebe der Epidermis, wieder auf-
wärmte, die Mooſe aus Confervenfäden beſtehen ließ. Eine
wirkliche Bereicherung der Phytotomie war dagegen in Tre-
viranus 1821 erſchienen vermiſchten Schriften, beſonders Be-
treffs der Epidermis enthalten, ebenſo in Amici's Entdeckung
1823, daß die Interzellularräume der Pflanzen nicht Saft,
ſondern Luft enthalten und daß ebenſo die Gefäße vorwiegend
Luft führen. Die nach 1812 und vor 1830 fallenden weiteren
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/318>, abgerufen am 22.11.2024.
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