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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Zellhautgerüstes der Pflanzen.
fassung der phytotomischen Probleme bei Meyen hervorzuheben;
diese tritt aber am deutlichsten in seiner mehrerwähnten "Phyto-
tomie" von 1830 hervor, und da dieselbe auch in seinen sieben
Jahre später erschienenen ersten Bande des "neuen Systems" der
Hauptsache nach festgehalten ist, so können wir unserer historischen
Betrachtung jenes Werk zu Grunde legen und dies um so mehr,
als uns eine ausführliche Würdigung seiner späteren Arbeit in
weitläufige Diskussionen über sein wissenschaftliches Verhältniß
zu Mohl verwickeln müßte. Es kommt mir hier also weniger
auf eine Würdigung der wissenschaftlichen Persönlichkeit Meyen's,
als vielmehr darauf an, zu zeigen, wie im Jahre 1830, als
Mohl eben erst angefangen hatte, sich der Phytotomie zu widmen
ohne aber noch einen bedeutenden Einfluß auf die Literatur zu
üben, die Ansichten über die Struktur der Pflanze bei einem
Manne sich gestalteten, der mit entschiedenem Talent und großem
Eifer dem Studium derselben sich hingab; wir gewinnen so einen
Maßstab für das, was in den nächsten zehn Jahren vorwiegend
durch Mohl, zum Theil durch Mirbel zu Tage gefördert
wurde. Bei der Beurtheilung seiner "Phytotomie" (1830),
deren Grundanschauungen im Folgenden vorgeführt werden sollen,
ist übrigens nicht zu vergessen, daß Meyen, als er sie schrieb,
25-26 Jahre alt war und daß für einen so jungen Mann
eine solche Leistung immer hin eine sehr beträchtliche war.

Von den Elementarorganen der Pflanze nahm Meyen drei
Grundformen an: Zellen, Spiralröhren und Lebenssaftgefäße;
durch Vereinigung gleichartiger Elementarorgane entstehen Systeme
von solchen, es giebt also ein Zellensystem, ein Spiralröhren-
system und ein System von Lebenssaftgefäßen (Gefäßsystem).
Schon an dieser Eintheilung sieht man, wie eng sich Meyen
noch 1830 an die Vorstellungen, welche vor Moldenhawer
sich gebildet hatten, anschließt. Die Aufstellung der genannten
Systeme ist gegenüber der bereits von Moldenhawer deutlich
erkannten Unterscheidung von Gefäßbündeln und Zellgewebe ge-
radezu ein Rückschritt. Jedes der Meyen'schen Systeme wird
nun ausführlicher behandelt und dann ihre Gesammtgruppirung

Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
faſſung der phytotomiſchen Probleme bei Meyen hervorzuheben;
dieſe tritt aber am deutlichſten in ſeiner mehrerwähnten „Phyto-
tomie“ von 1830 hervor, und da dieſelbe auch in ſeinen ſieben
Jahre ſpäter erſchienenen erſten Bande des „neuen Syſtems“ der
Hauptſache nach feſtgehalten iſt, ſo können wir unſerer hiſtoriſchen
Betrachtung jenes Werk zu Grunde legen und dies um ſo mehr,
als uns eine ausführliche Würdigung ſeiner ſpäteren Arbeit in
weitläufige Diskuſſionen über ſein wiſſenſchaftliches Verhältniß
zu Mohl verwickeln müßte. Es kommt mir hier alſo weniger
auf eine Würdigung der wiſſenſchaftlichen Perſönlichkeit Meyen's,
als vielmehr darauf an, zu zeigen, wie im Jahre 1830, als
Mohl eben erſt angefangen hatte, ſich der Phytotomie zu widmen
ohne aber noch einen bedeutenden Einfluß auf die Literatur zu
üben, die Anſichten über die Struktur der Pflanze bei einem
Manne ſich geſtalteten, der mit entſchiedenem Talent und großem
Eifer dem Studium derſelben ſich hingab; wir gewinnen ſo einen
Maßſtab für das, was in den nächſten zehn Jahren vorwiegend
durch Mohl, zum Theil durch Mirbel zu Tage gefördert
wurde. Bei der Beurtheilung ſeiner „Phytotomie“ (1830),
deren Grundanſchauungen im Folgenden vorgeführt werden ſollen,
iſt übrigens nicht zu vergeſſen, daß Meyen, als er ſie ſchrieb,
25-26 Jahre alt war und daß für einen ſo jungen Mann
eine ſolche Leiſtung immer hin eine ſehr beträchtliche war.

Von den Elementarorganen der Pflanze nahm Meyen drei
Grundformen an: Zellen, Spiralröhren und Lebensſaftgefäße;
durch Vereinigung gleichartiger Elementarorgane entſtehen Syſteme
von ſolchen, es giebt alſo ein Zellenſyſtem, ein Spiralröhren-
ſyſtem und ein Syſtem von Lebensſaftgefäßen (Gefäßſyſtem).
Schon an dieſer Eintheilung ſieht man, wie eng ſich Meyen
noch 1830 an die Vorſtellungen, welche vor Moldenhawer
ſich gebildet hatten, anſchließt. Die Aufſtellung der genannten
Syſteme iſt gegenüber der bereits von Moldenhawer deutlich
erkannten Unterſcheidung von Gefäßbündeln und Zellgewebe ge-
radezu ein Rückſchritt. Jedes der Meyen'ſchen Syſteme wird
nun ausführlicher behandelt und dann ihre Geſammtgruppirung

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[311/0323] Zellhautgerüſtes der Pflanzen. faſſung der phytotomiſchen Probleme bei Meyen hervorzuheben; dieſe tritt aber am deutlichſten in ſeiner mehrerwähnten „Phyto- tomie“ von 1830 hervor, und da dieſelbe auch in ſeinen ſieben Jahre ſpäter erſchienenen erſten Bande des „neuen Syſtems“ der Hauptſache nach feſtgehalten iſt, ſo können wir unſerer hiſtoriſchen Betrachtung jenes Werk zu Grunde legen und dies um ſo mehr, als uns eine ausführliche Würdigung ſeiner ſpäteren Arbeit in weitläufige Diskuſſionen über ſein wiſſenſchaftliches Verhältniß zu Mohl verwickeln müßte. Es kommt mir hier alſo weniger auf eine Würdigung der wiſſenſchaftlichen Perſönlichkeit Meyen's, als vielmehr darauf an, zu zeigen, wie im Jahre 1830, als Mohl eben erſt angefangen hatte, ſich der Phytotomie zu widmen ohne aber noch einen bedeutenden Einfluß auf die Literatur zu üben, die Anſichten über die Struktur der Pflanze bei einem Manne ſich geſtalteten, der mit entſchiedenem Talent und großem Eifer dem Studium derſelben ſich hingab; wir gewinnen ſo einen Maßſtab für das, was in den nächſten zehn Jahren vorwiegend durch Mohl, zum Theil durch Mirbel zu Tage gefördert wurde. Bei der Beurtheilung ſeiner „Phytotomie“ (1830), deren Grundanſchauungen im Folgenden vorgeführt werden ſollen, iſt übrigens nicht zu vergeſſen, daß Meyen, als er ſie ſchrieb, 25-26 Jahre alt war und daß für einen ſo jungen Mann eine ſolche Leiſtung immer hin eine ſehr beträchtliche war. Von den Elementarorganen der Pflanze nahm Meyen drei Grundformen an: Zellen, Spiralröhren und Lebensſaftgefäße; durch Vereinigung gleichartiger Elementarorgane entſtehen Syſteme von ſolchen, es giebt alſo ein Zellenſyſtem, ein Spiralröhren- ſyſtem und ein Syſtem von Lebensſaftgefäßen (Gefäßſyſtem). Schon an dieſer Eintheilung ſieht man, wie eng ſich Meyen noch 1830 an die Vorſtellungen, welche vor Moldenhawer ſich gebildet hatten, anſchließt. Die Aufſtellung der genannten Syſteme iſt gegenüber der bereits von Moldenhawer deutlich erkannten Unterſcheidung von Gefäßbündeln und Zellgewebe ge- radezu ein Rückſchritt. Jedes der Meyen'ſchen Syſteme wird nun ausführlicher behandelt und dann ihre Geſammtgruppirung

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/323>, abgerufen am 21.11.2024.