Zellen sein soll. Dagegen scheint ihm eine bedeutungsvolle Aehnlichkeit der Zellenformen mit den Absonderungsgestalten der Basalte vorhanden zu sein.
Bei der Behandlung des Systems der Spiralröhren wird zuerst die Spiralfaser besprochen, die entweder ganz frei zwischen den Zellen erscheint oder auch im Inneren von Zellen; ein entschiedener Rückschritt gegenüber Bernhardi's und Tre- viranus' alten Arbeiten. Die Spiralröhren sind ihm (p. 225) cylinder- oder kegelförmige Gebilde, welche durch die spiralförmig gewundende Faser dargestellt werden, um welche sich erst später eine feine Haut bilde. Als metamorphosirte Spiralröhren faßt er die Ringgefäße, netzförmig verdickten und punktirten Röhren zusammen. Seine Auseinandersetzung über diese kann man nicht wohl anders verstehen, als daß er wirklich eine zeitliche Meta- morphose im Sinne Rudolphi's und Link's annahm; ob- gleich er später im "neuen System" I p. 140 dies für ein Mißverständniß erklärt, wobei man aber auch wieder nicht ins Reine kommt, wie er es meint; wie in der Morphologie der Organe verfehlte die Unklarheit der Metamorphosenlehre eben auch in der Phytotomie nicht, Mißverständnisse hervorzurufen. Nur die gestreiften und punctirten Gefäße im Holze läßt Meyen Luft, die eigentlichen Spiralgefäße aber Saft führen. Daß die Gefäße aus Zellen entstehen, was Mirbel bereits behauptet, Treviranus wenigstens zum Theil beobachtet hatte, wird von Meyen nur unbestimmt und schüchtern angedeutet.
Die verschiedenen Formen der milchsaftführenden Organe werden als "das Circulationssystem der Pflanzen" behandelt; in ihm sieht er das Höchste, was die Pflanze hervorbringt, in- dem er mit Schultz fest überzeugt ist, daß der Milchsaft oder wie auch er ihn nennt, der Lebenssaft, in beständiger Cirkulation, wie das Blut in den Adern begriffen sei. Die Art und Weise des Verlaufs der milchführenden Organe dagegen wird viel über- sichtlicher als früher dargestellt, im Ganzen aber mehr Sorgfalt auf die Natur des Milchsaftes, als auf die Struktur seiner Be- hälter verwendet. Daß diese letzteren zum Theil durch Zellfusion
Zellhautgerüſtes der Pflanzen
Zellen ſein ſoll. Dagegen ſcheint ihm eine bedeutungsvolle Aehnlichkeit der Zellenformen mit den Abſonderungsgeſtalten der Baſalte vorhanden zu ſein.
Bei der Behandlung des Syſtems der Spiralröhren wird zuerſt die Spiralfaſer beſprochen, die entweder ganz frei zwiſchen den Zellen erſcheint oder auch im Inneren von Zellen; ein entſchiedener Rückſchritt gegenüber Bernhardi's und Tre- viranus' alten Arbeiten. Die Spiralröhren ſind ihm (p. 225) cylinder- oder kegelförmige Gebilde, welche durch die ſpiralförmig gewundende Faſer dargeſtellt werden, um welche ſich erſt ſpäter eine feine Haut bilde. Als metamorphoſirte Spiralröhren faßt er die Ringgefäße, netzförmig verdickten und punktirten Röhren zuſammen. Seine Auseinanderſetzung über dieſe kann man nicht wohl anders verſtehen, als daß er wirklich eine zeitliche Meta- morphoſe im Sinne Rudolphi's und Link's annahm; ob- gleich er ſpäter im „neuen Syſtem“ I p. 140 dies für ein Mißverſtändniß erklärt, wobei man aber auch wieder nicht ins Reine kommt, wie er es meint; wie in der Morphologie der Organe verfehlte die Unklarheit der Metamorphoſenlehre eben auch in der Phytotomie nicht, Mißverſtändniſſe hervorzurufen. Nur die geſtreiften und punctirten Gefäße im Holze läßt Meyen Luft, die eigentlichen Spiralgefäße aber Saft führen. Daß die Gefäße aus Zellen entſtehen, was Mirbel bereits behauptet, Treviranus wenigſtens zum Theil beobachtet hatte, wird von Meyen nur unbeſtimmt und ſchüchtern angedeutet.
Die verſchiedenen Formen der milchſaftführenden Organe werden als „das Circulationsſyſtem der Pflanzen“ behandelt; in ihm ſieht er das Höchſte, was die Pflanze hervorbringt, in- dem er mit Schultz feſt überzeugt iſt, daß der Milchſaft oder wie auch er ihn nennt, der Lebensſaft, in beſtändiger Cirkulation, wie das Blut in den Adern begriffen ſei. Die Art und Weiſe des Verlaufs der milchführenden Organe dagegen wird viel über- ſichtlicher als früher dargeſtellt, im Ganzen aber mehr Sorgfalt auf die Natur des Milchſaftes, als auf die Struktur ſeiner Be- hälter verwendet. Daß dieſe letzteren zum Theil durch Zellfuſion
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Zellhautgerüſtes der Pflanzen
Zellen ſein ſoll. Dagegen ſcheint ihm eine bedeutungsvolle
Aehnlichkeit der Zellenformen mit den Abſonderungsgeſtalten der
Baſalte vorhanden zu ſein.
Bei der Behandlung des Syſtems der Spiralröhren wird
zuerſt die Spiralfaſer beſprochen, die entweder ganz frei zwiſchen
den Zellen erſcheint oder auch im Inneren von Zellen; ein
entſchiedener Rückſchritt gegenüber Bernhardi's und Tre-
viranus' alten Arbeiten. Die Spiralröhren ſind ihm (p. 225)
cylinder- oder kegelförmige Gebilde, welche durch die ſpiralförmig
gewundende Faſer dargeſtellt werden, um welche ſich erſt ſpäter
eine feine Haut bilde. Als metamorphoſirte Spiralröhren faßt
er die Ringgefäße, netzförmig verdickten und punktirten Röhren
zuſammen. Seine Auseinanderſetzung über dieſe kann man nicht
wohl anders verſtehen, als daß er wirklich eine zeitliche Meta-
morphoſe im Sinne Rudolphi's und Link's annahm; ob-
gleich er ſpäter im „neuen Syſtem“ I p. 140 dies für ein
Mißverſtändniß erklärt, wobei man aber auch wieder nicht ins
Reine kommt, wie er es meint; wie in der Morphologie der
Organe verfehlte die Unklarheit der Metamorphoſenlehre eben
auch in der Phytotomie nicht, Mißverſtändniſſe hervorzurufen.
Nur die geſtreiften und punctirten Gefäße im Holze läßt Meyen
Luft, die eigentlichen Spiralgefäße aber Saft führen. Daß die
Gefäße aus Zellen entſtehen, was Mirbel bereits behauptet,
Treviranus wenigſtens zum Theil beobachtet hatte, wird von
Meyen nur unbeſtimmt und ſchüchtern angedeutet.
Die verſchiedenen Formen der milchſaftführenden Organe
werden als „das Circulationsſyſtem der Pflanzen“ behandelt;
in ihm ſieht er das Höchſte, was die Pflanze hervorbringt, in-
dem er mit Schultz feſt überzeugt iſt, daß der Milchſaft oder wie
auch er ihn nennt, der Lebensſaft, in beſtändiger Cirkulation,
wie das Blut in den Adern begriffen ſei. Die Art und Weiſe
des Verlaufs der milchführenden Organe dagegen wird viel über-
ſichtlicher als früher dargeſtellt, im Ganzen aber mehr Sorgfalt
auf die Natur des Milchſaftes, als auf die Struktur ſeiner Be-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/325>, abgerufen am 22.11.2024.
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