Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Untersuchung des fertigen Geschichte nicht nur dieses, sondern auch des folgenden Zeitraumsist schon oben hingewiesen worden. Indem er gewöhnlich die schon bisher bearbeiteten Fragen der Phytotomie aufnahm, besonders das feste Zellstoffgerüst der Pflanzen zum Gegenstand der eingehendsten Untersuchung machte und in dieser Beziehung die Bestrebungen seiner Vorgänger zum Abschluß brachte, legte er so zugleich einen festen Grund, auf welchem die später von Nägeli begründeten entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen vorgenommen werden konnten. An die früheren Phytotomen schließt Mohl auch in- sofern an, als bei ihm die Untersuchung der Strukturverhält- nisse sich meist in Zusammenhang mit physiologischen Fragen bewegt; ein großer Unterschied aber tritt freilich darin hervor, das er sich jederzeit darüber klar war, daß durch physiologische Ansichten das Urtheil über sichtbare Strukturverhältnisse nicht beirrt werden darf; seine sehr gründlichen physiologischen Kenntnisse benutzte er vorwiegend dazu, seinen anatomischen Untersuchungen eine bestimmtere Richtung zu geben, den Zu- sammenhang zwischen Struktur und Funktion der Organe zu be- leuchten; kaum bei einem anderen Pytotomen war das Ver- hältniß von physiologischer und anatomischer Forschung ein so gesundes und fruchtbares, wie bei ihm, dem die völlige Ab- trennung der Phytotomie von der Physiologie ebenso fremd war, wie das ungeregelte Ineinandergreifen beider, durch welches seine Vorgänger, bsonders auch Meyen, zu Mißgriffen verleitet wurden Bei seinen anatomischen Forschungen kam ihm eine seltene Lebensgeschichte war, wie de Bary sagt, die einfachste: von erster Jugend
an glüchkliche Tage, durch keinerlei ernstes Mißgeschick, von keinem außerge- wöhnlichem Ereigniß bewegt. -- Mohl war in allen Gebieten der Botanik zu Hause und weit darüber hinaus ein vielseitig und gründlich gebildeter Mann, ein Naturforscher in der besten Bedeutung des Wortes. -- Eine sehr hübsche biographische Skizze aus de Bary's Feder findet sich botan. Zeitg. 1872 Nr. 31 Unterſuchung des fertigen Geſchichte nicht nur dieſes, ſondern auch des folgenden Zeitraumsiſt ſchon oben hingewieſen worden. Indem er gewöhnlich die ſchon bisher bearbeiteten Fragen der Phytotomie aufnahm, beſonders das feſte Zellſtoffgerüſt der Pflanzen zum Gegenſtand der eingehendſten Unterſuchung machte und in dieſer Beziehung die Beſtrebungen ſeiner Vorgänger zum Abſchluß brachte, legte er ſo zugleich einen feſten Grund, auf welchem die ſpäter von Nägeli begründeten entwicklungsgeſchichtlichen Unterſuchungen vorgenommen werden konnten. An die früheren Phytotomen ſchließt Mohl auch in- ſofern an, als bei ihm die Unterſuchung der Strukturverhält- niſſe ſich meiſt in Zuſammenhang mit phyſiologiſchen Fragen bewegt; ein großer Unterſchied aber tritt freilich darin hervor, das er ſich jederzeit darüber klar war, daß durch phyſiologiſche Anſichten das Urtheil über ſichtbare Strukturverhältniſſe nicht beirrt werden darf; ſeine ſehr gründlichen phyſiologiſchen Kenntniſſe benutzte er vorwiegend dazu, ſeinen anatomiſchen Unterſuchungen eine beſtimmtere Richtung zu geben, den Zu- ſammenhang zwiſchen Struktur und Funktion der Organe zu be- leuchten; kaum bei einem anderen Pytotomen war das Ver- hältniß von phyſiologiſcher und anatomiſcher Forſchung ein ſo geſundes und fruchtbares, wie bei ihm, dem die völlige Ab- trennung der Phytotomie von der Phyſiologie ebenſo fremd war, wie das ungeregelte Ineinandergreifen beider, durch welches ſeine Vorgänger, bſonders auch Meyen, zu Mißgriffen verleitet wurden Bei ſeinen anatomiſchen Forſchungen kam ihm eine ſeltene Lebensgeſchichte war, wie de Bary ſagt, die einfachſte: von erſter Jugend
an glüchkliche Tage, durch keinerlei ernſtes Mißgeſchick, von keinem außerge- wöhnlichem Ereigniß bewegt. — Mohl war in allen Gebieten der Botanik zu Hauſe und weit darüber hinaus ein vielſeitig und gründlich gebildeter Mann, ein Naturforſcher in der beſten Bedeutung des Wortes. — Eine ſehr hübſche biographiſche Skizze aus de Bary's Feder findet ſich botan. Zeitg. 1872 Nr. 31 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0328" n="316"/><fw place="top" type="header">Unterſuchung des fertigen</fw><lb/> Geſchichte nicht nur dieſes, ſondern auch des folgenden Zeitraums<lb/> iſt ſchon oben hingewieſen worden. Indem er gewöhnlich die ſchon<lb/> bisher bearbeiteten Fragen der Phytotomie aufnahm, beſonders das<lb/> feſte Zellſtoffgerüſt der Pflanzen zum Gegenſtand der eingehendſten<lb/> Unterſuchung machte und in dieſer Beziehung die Beſtrebungen<lb/> ſeiner Vorgänger zum Abſchluß brachte, legte er ſo zugleich einen<lb/> feſten Grund, auf welchem die ſpäter von <hi rendition="#g">Nägeli</hi> begründeten<lb/> entwicklungsgeſchichtlichen Unterſuchungen vorgenommen werden<lb/> konnten. An die früheren Phytotomen ſchließt <hi rendition="#g">Mohl</hi> auch in-<lb/> ſofern an, als bei ihm die Unterſuchung der Strukturverhält-<lb/> niſſe ſich meiſt in Zuſammenhang mit phyſiologiſchen Fragen<lb/> bewegt; ein großer Unterſchied aber tritt freilich darin hervor,<lb/> das er ſich jederzeit darüber klar war, daß durch phyſiologiſche<lb/> Anſichten das Urtheil über ſichtbare Strukturverhältniſſe nicht<lb/> beirrt werden darf; ſeine ſehr gründlichen phyſiologiſchen<lb/> Kenntniſſe benutzte er vorwiegend dazu, ſeinen anatomiſchen<lb/> Unterſuchungen eine beſtimmtere Richtung zu geben, den Zu-<lb/> ſammenhang zwiſchen Struktur und Funktion der Organe zu be-<lb/> leuchten; kaum bei einem anderen Pytotomen war das Ver-<lb/> hältniß von phyſiologiſcher und anatomiſcher Forſchung ein ſo<lb/> geſundes und fruchtbares, wie bei ihm, dem die völlige Ab-<lb/> trennung der Phytotomie von der Phyſiologie ebenſo fremd war,<lb/> wie das ungeregelte Ineinandergreifen beider, durch welches ſeine<lb/> Vorgänger, bſonders auch <hi rendition="#g">Meyen</hi>, zu Mißgriffen verleitet<lb/> wurden</p><lb/> <p>Bei ſeinen anatomiſchen Forſchungen kam ihm eine ſeltene<lb/> techniſche Kenntniß des Mikroſkops zu ſtatten; er ſelbſt verſtand<lb/> Linſen zu ſchleifen und zu faſſen, welche den Vergleich mit den<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> <note xml:id="seg2pn_6_2" prev="#seg2pn_6_1" place="foot" n="1)">Lebensgeſchichte war, wie <hi rendition="#g">de Bary</hi> ſagt, die einfachſte: von erſter Jugend<lb/> an glüchkliche Tage, durch keinerlei ernſtes Mißgeſchick, von keinem außerge-<lb/> wöhnlichem Ereigniß bewegt. — <hi rendition="#g">Mohl</hi> war in allen Gebieten der Botanik<lb/> zu Hauſe und weit darüber hinaus ein vielſeitig und gründlich gebildeter<lb/> Mann, ein Naturforſcher in der beſten Bedeutung des Wortes. — Eine ſehr<lb/> hübſche biographiſche Skizze aus <hi rendition="#g">de Bary</hi>'s Feder findet ſich botan.<lb/> Zeitg. 1872 Nr. 31</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0328]
Unterſuchung des fertigen
Geſchichte nicht nur dieſes, ſondern auch des folgenden Zeitraums
iſt ſchon oben hingewieſen worden. Indem er gewöhnlich die ſchon
bisher bearbeiteten Fragen der Phytotomie aufnahm, beſonders das
feſte Zellſtoffgerüſt der Pflanzen zum Gegenſtand der eingehendſten
Unterſuchung machte und in dieſer Beziehung die Beſtrebungen
ſeiner Vorgänger zum Abſchluß brachte, legte er ſo zugleich einen
feſten Grund, auf welchem die ſpäter von Nägeli begründeten
entwicklungsgeſchichtlichen Unterſuchungen vorgenommen werden
konnten. An die früheren Phytotomen ſchließt Mohl auch in-
ſofern an, als bei ihm die Unterſuchung der Strukturverhält-
niſſe ſich meiſt in Zuſammenhang mit phyſiologiſchen Fragen
bewegt; ein großer Unterſchied aber tritt freilich darin hervor,
das er ſich jederzeit darüber klar war, daß durch phyſiologiſche
Anſichten das Urtheil über ſichtbare Strukturverhältniſſe nicht
beirrt werden darf; ſeine ſehr gründlichen phyſiologiſchen
Kenntniſſe benutzte er vorwiegend dazu, ſeinen anatomiſchen
Unterſuchungen eine beſtimmtere Richtung zu geben, den Zu-
ſammenhang zwiſchen Struktur und Funktion der Organe zu be-
leuchten; kaum bei einem anderen Pytotomen war das Ver-
hältniß von phyſiologiſcher und anatomiſcher Forſchung ein ſo
geſundes und fruchtbares, wie bei ihm, dem die völlige Ab-
trennung der Phytotomie von der Phyſiologie ebenſo fremd war,
wie das ungeregelte Ineinandergreifen beider, durch welches ſeine
Vorgänger, bſonders auch Meyen, zu Mißgriffen verleitet
wurden
Bei ſeinen anatomiſchen Forſchungen kam ihm eine ſeltene
techniſche Kenntniß des Mikroſkops zu ſtatten; er ſelbſt verſtand
Linſen zu ſchleifen und zu faſſen, welche den Vergleich mit den
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1) Lebensgeſchichte war, wie de Bary ſagt, die einfachſte: von erſter Jugend
an glüchkliche Tage, durch keinerlei ernſtes Mißgeſchick, von keinem außerge-
wöhnlichem Ereigniß bewegt. — Mohl war in allen Gebieten der Botanik
zu Hauſe und weit darüber hinaus ein vielſeitig und gründlich gebildeter
Mann, ein Naturforſcher in der beſten Bedeutung des Wortes. — Eine ſehr
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