besten ihrer Zeit nicht zu scheuen brauchten. Bei der geringen Bekanntschaft mit dem Mikroskop, welche in den dreißiger und vierziger Jahren unter den meisten Botanikern noch herrschte, war daher Niemand besser als Mohl geeignet, in kleinen Auf- sätzen über die praktischen Vorzüge eines Instrumentes zu be- lehren, Vorurtheile zu beseitigen und schließlich in seiner "Mi- krographie" 1846 eine ausführliche Anweisung zur Handhabung des Mikroskops zu geben.
Viel wichtiger war jedoch die geistige Begabung Mohl's, welche gerade in der Zeit der dreißiger und vierziger Jahre für die Anforderungen der Pflanzenanatomie kaum glücklicher gedacht werden kann. In jener Zeit, wo man auf ungenaue Beobacht- ungen phantastische Theorien baute, wo Gaudichaud das Dickenwachsthum des Holzes wieder in der von Wolff und Du Petit-Thouars angenommenen Art stattfinden ließ, wo noch Desfontaines' Ansicht vom endogenen und exogenen Wachsthum der Stämme geglaubt wurde, wo Mirbel seine alte Theorie von der Enstehung der Zellen durch neue Beob- achtungen und schöne Bilder zu stützen suchte, wo Schultz Schultzenstein die abenteuerlichsten Ansichten über die Milch- saftgefäße von der pariser Akademie mit einem Preis gekrönt sah, wo Schleiden's voreilige Zellentheorie und Befruchtungs- lehre mit großem äußeren Erfolg auftrat, war es Mohl, der immer wieder auf die genaue Beobachtung zurückging, leicht- sinnig aufgestellten Theorien durch sorgfältige monographische Arbeiten den Boden entzog und gleichzeitig eine Summe wohl constatirter Thatsachen zu Tage förderte, an welche die weitere ernste Forschung anknüpfen konnte. Jene Theorien haben längst kaum noch ein historisches Interesse, die damals entstandenen Arbeiten Mohl's aber sind noch jetzt eine reiche Fundstätte von brauchbaren Beobachtungen und wahre Muster klarer Dar- stellng.
Seiner schriftstellerischen Thätigkeit ging ein sorgfältiges Studium aller botanischen Disciplinen und der nöthigen Hilfs- wissenschaften voraus. Daß er dabei nicht bloß Kenntnisse
Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
beſten ihrer Zeit nicht zu ſcheuen brauchten. Bei der geringen Bekanntſchaft mit dem Mikroſkop, welche in den dreißiger und vierziger Jahren unter den meiſten Botanikern noch herrſchte, war daher Niemand beſſer als Mohl geeignet, in kleinen Auf- ſätzen über die praktiſchen Vorzüge eines Inſtrumentes zu be- lehren, Vorurtheile zu beſeitigen und ſchließlich in ſeiner „Mi- krographie“ 1846 eine ausführliche Anweiſung zur Handhabung des Mikroſkops zu geben.
Viel wichtiger war jedoch die geiſtige Begabung Mohl's, welche gerade in der Zeit der dreißiger und vierziger Jahre für die Anforderungen der Pflanzenanatomie kaum glücklicher gedacht werden kann. In jener Zeit, wo man auf ungenaue Beobacht- ungen phantaſtiſche Theorien baute, wo Gaudichaud das Dickenwachsthum des Holzes wieder in der von Wolff und Du Petit-Thouars angenommenen Art ſtattfinden ließ, wo noch Desfontaines' Anſicht vom endogenen und exogenen Wachsthum der Stämme geglaubt wurde, wo Mirbel ſeine alte Theorie von der Enſtehung der Zellen durch neue Beob- achtungen und ſchöne Bilder zu ſtützen ſuchte, wo Schultz Schultzenſtein die abenteuerlichſten Anſichten über die Milch- ſaftgefäße von der pariſer Akademie mit einem Preis gekrönt ſah, wo Schleiden's voreilige Zellentheorie und Befruchtungs- lehre mit großem äußeren Erfolg auftrat, war es Mohl, der immer wieder auf die genaue Beobachtung zurückging, leicht- ſinnig aufgeſtellten Theorien durch ſorgfältige monographiſche Arbeiten den Boden entzog und gleichzeitig eine Summe wohl conſtatirter Thatſachen zu Tage förderte, an welche die weitere ernſte Forſchung anknüpfen konnte. Jene Theorien haben längſt kaum noch ein hiſtoriſches Intereſſe, die damals entſtandenen Arbeiten Mohl's aber ſind noch jetzt eine reiche Fundſtätte von brauchbaren Beobachtungen und wahre Muſter klarer Dar- ſtellng.
Seiner ſchriftſtelleriſchen Thätigkeit ging ein ſorgfältiges Studium aller botaniſchen Diſciplinen und der nöthigen Hilfs- wiſſenſchaften voraus. Daß er dabei nicht bloß Kenntniſſe
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Zellhautgerüſtes der Pflanzen.
beſten ihrer Zeit nicht zu ſcheuen brauchten. Bei der geringen
Bekanntſchaft mit dem Mikroſkop, welche in den dreißiger und
vierziger Jahren unter den meiſten Botanikern noch herrſchte,
war daher Niemand beſſer als Mohl geeignet, in kleinen Auf-
ſätzen über die praktiſchen Vorzüge eines Inſtrumentes zu be-
lehren, Vorurtheile zu beſeitigen und ſchließlich in ſeiner „Mi-
krographie“ 1846 eine ausführliche Anweiſung zur Handhabung
des Mikroſkops zu geben.
Viel wichtiger war jedoch die geiſtige Begabung Mohl's,
welche gerade in der Zeit der dreißiger und vierziger Jahre für
die Anforderungen der Pflanzenanatomie kaum glücklicher gedacht
werden kann. In jener Zeit, wo man auf ungenaue Beobacht-
ungen phantaſtiſche Theorien baute, wo Gaudichaud das
Dickenwachsthum des Holzes wieder in der von Wolff und
Du Petit-Thouars angenommenen Art ſtattfinden ließ, wo
noch Desfontaines' Anſicht vom endogenen und exogenen
Wachsthum der Stämme geglaubt wurde, wo Mirbel ſeine
alte Theorie von der Enſtehung der Zellen durch neue Beob-
achtungen und ſchöne Bilder zu ſtützen ſuchte, wo Schultz
Schultzenſtein die abenteuerlichſten Anſichten über die Milch-
ſaftgefäße von der pariſer Akademie mit einem Preis gekrönt
ſah, wo Schleiden's voreilige Zellentheorie und Befruchtungs-
lehre mit großem äußeren Erfolg auftrat, war es Mohl, der
immer wieder auf die genaue Beobachtung zurückging, leicht-
ſinnig aufgeſtellten Theorien durch ſorgfältige monographiſche
Arbeiten den Boden entzog und gleichzeitig eine Summe wohl
conſtatirter Thatſachen zu Tage förderte, an welche die weitere
ernſte Forſchung anknüpfen konnte. Jene Theorien haben längſt
kaum noch ein hiſtoriſches Intereſſe, die damals entſtandenen
Arbeiten Mohl's aber ſind noch jetzt eine reiche Fundſtätte
von brauchbaren Beobachtungen und wahre Muſter klarer Dar-
ſtellng.
Seiner ſchriftſtelleriſchen Thätigkeit ging ein ſorgfältiges
Studium aller botaniſchen Diſciplinen und der nöthigen Hilfs-
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/329>, abgerufen am 21.11.2024.
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