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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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die Ansicht abgeleitet; daß die Gefäßbündel der Monocotylen im
Centrum des Stammes entstehen und daß dieß so lange statt-
finde, bis die älteren erhärteten Bündel im Umkreis desselben
eine so feste Scheide bilden, daß sie dem Andrange der jüngeren
widerstehen, womit dann jedes weitere Dickenwachsthum desselben
aufhören müsse, und daß hierin die säulenförmige Gestalt des
monocotylen Stammes begründet sei. Diese Lehre fand allge-
meine Billigung und wurde von De Candolle dazu benutzt,
die Gefäßpflanzen überhaupt in endogene und exogene einzu-
theilen, wie denn überhaupt in der ersten Hälfte unseres Jahr-
hunderts vielfach die Neigung hervortrat, die großen Gruppen
des Pflanzenreichs durch anatomische Charaktere zu unterscheiden.
Zwar zeigte schon Du Petit-Thouars, daß manche monoco-
tylen Stämme ebenfalls unbegrenzt in die Dicke wachsen, es ge-
lang ihm aber ebensowenig, wie den späteren Beobachtungen
Mirbel's jene Theorie zu erschüttern, deren Anhänger in
solchen Fällen außer dem Centralwachsthum auch noch ein peri-
pherisches annahmen. Da klärte Mohl in der genannten Ab-
handlung den wahren Verlauf der Gefäßbündel im monocotylen
Stamm vollständig auf, womit die ganze Theorie des endo-
genen Wachsthums sofort für jeden Urtheilsfähigen beseitigt
wurde, wenn auch immerhin manche, selbst hervorragende Syste-
matiker den alten Irrthum noch lange conservirten. -- Was
Mohl in der vergleichenden Anatomie der Stämme leistete,
stützte sich vorwiegend auf eine sorgfältige Beobachtung der fer-
tigen Gewebemassen, und wo er auf die Entwicklungsgeschichte
zurückging, da pflegte er doch nicht bis auf die allerersten lehr-
reichsten Entwicklungsphasen zurückzugreifen; diesem Umstand ist
es zuzuschreiben, daß es ihm nicht gelang, die wahre Ueber-
einstimmung und Verschiedenheit im Bau der Baumfarne
und anderer Gefäßkryptogamen den Phanerogamen gegenüber
vollständig klar zu legen; nicht minder blieb er auf halbem
Wege stehen, als es sich darum handelte, das nachträgliche
Dickenwachsthum der dikotylen Stämme aus der Natur ihrer
Gefäßbündel und der Entstehung des Cambiums zu er-

Unterſuchung des fertigen
die Anſicht abgeleitet; daß die Gefäßbündel der Monocotylen im
Centrum des Stammes entſtehen und daß dieß ſo lange ſtatt-
finde, bis die älteren erhärteten Bündel im Umkreis desſelben
eine ſo feſte Scheide bilden, daß ſie dem Andrange der jüngeren
widerſtehen, womit dann jedes weitere Dickenwachsthum desſelben
aufhören müſſe, und daß hierin die ſäulenförmige Geſtalt des
monocotylen Stammes begründet ſei. Dieſe Lehre fand allge-
meine Billigung und wurde von De Candolle dazu benutzt,
die Gefäßpflanzen überhaupt in endogene und exogene einzu-
theilen, wie denn überhaupt in der erſten Hälfte unſeres Jahr-
hunderts vielfach die Neigung hervortrat, die großen Gruppen
des Pflanzenreichs durch anatomiſche Charaktere zu unterſcheiden.
Zwar zeigte ſchon Du Petit-Thouars, daß manche monoco-
tylen Stämme ebenfalls unbegrenzt in die Dicke wachſen, es ge-
lang ihm aber ebenſowenig, wie den ſpäteren Beobachtungen
Mirbel's jene Theorie zu erſchüttern, deren Anhänger in
ſolchen Fällen außer dem Centralwachsthum auch noch ein peri-
pheriſches annahmen. Da klärte Mohl in der genannten Ab-
handlung den wahren Verlauf der Gefäßbündel im monocotylen
Stamm vollſtändig auf, womit die ganze Theorie des endo-
genen Wachsthums ſofort für jeden Urtheilsfähigen beſeitigt
wurde, wenn auch immerhin manche, ſelbſt hervorragende Syſte-
matiker den alten Irrthum noch lange conſervirten. — Was
Mohl in der vergleichenden Anatomie der Stämme leiſtete,
ſtützte ſich vorwiegend auf eine ſorgfältige Beobachtung der fer-
tigen Gewebemaſſen, und wo er auf die Entwicklungsgeſchichte
zurückging, da pflegte er doch nicht bis auf die allererſten lehr-
reichſten Entwicklungsphaſen zurückzugreifen; dieſem Umſtand iſt
es zuzuſchreiben, daß es ihm nicht gelang, die wahre Ueber-
einſtimmung und Verſchiedenheit im Bau der Baumfarne
und anderer Gefäßkryptogamen den Phanerogamen gegenüber
vollſtändig klar zu legen; nicht minder blieb er auf halbem
Wege ſtehen, als es ſich darum handelte, das nachträgliche
Dickenwachsthum der dikotylen Stämme aus der Natur ihrer
Gefäßbündel und der Entſtehung des Cambiums zu er-

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[332/0344] Unterſuchung des fertigen die Anſicht abgeleitet; daß die Gefäßbündel der Monocotylen im Centrum des Stammes entſtehen und daß dieß ſo lange ſtatt- finde, bis die älteren erhärteten Bündel im Umkreis desſelben eine ſo feſte Scheide bilden, daß ſie dem Andrange der jüngeren widerſtehen, womit dann jedes weitere Dickenwachsthum desſelben aufhören müſſe, und daß hierin die ſäulenförmige Geſtalt des monocotylen Stammes begründet ſei. Dieſe Lehre fand allge- meine Billigung und wurde von De Candolle dazu benutzt, die Gefäßpflanzen überhaupt in endogene und exogene einzu- theilen, wie denn überhaupt in der erſten Hälfte unſeres Jahr- hunderts vielfach die Neigung hervortrat, die großen Gruppen des Pflanzenreichs durch anatomiſche Charaktere zu unterſcheiden. Zwar zeigte ſchon Du Petit-Thouars, daß manche monoco- tylen Stämme ebenfalls unbegrenzt in die Dicke wachſen, es ge- lang ihm aber ebenſowenig, wie den ſpäteren Beobachtungen Mirbel's jene Theorie zu erſchüttern, deren Anhänger in ſolchen Fällen außer dem Centralwachsthum auch noch ein peri- pheriſches annahmen. Da klärte Mohl in der genannten Ab- handlung den wahren Verlauf der Gefäßbündel im monocotylen Stamm vollſtändig auf, womit die ganze Theorie des endo- genen Wachsthums ſofort für jeden Urtheilsfähigen beſeitigt wurde, wenn auch immerhin manche, ſelbſt hervorragende Syſte- matiker den alten Irrthum noch lange conſervirten. — Was Mohl in der vergleichenden Anatomie der Stämme leiſtete, ſtützte ſich vorwiegend auf eine ſorgfältige Beobachtung der fer- tigen Gewebemaſſen, und wo er auf die Entwicklungsgeſchichte zurückging, da pflegte er doch nicht bis auf die allererſten lehr- reichſten Entwicklungsphaſen zurückzugreifen; dieſem Umſtand iſt es zuzuſchreiben, daß es ihm nicht gelang, die wahre Ueber- einſtimmung und Verſchiedenheit im Bau der Baumfarne und anderer Gefäßkryptogamen den Phanerogamen gegenüber vollſtändig klar zu legen; nicht minder blieb er auf halbem Wege ſtehen, als es ſich darum handelte, das nachträgliche Dickenwachsthum der dikotylen Stämme aus der Natur ihrer Gefäßbündel und der Entſtehung des Cambiums zu er-

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/344>, abgerufen am 22.11.2024.