Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

Bild:
<< vorherige Seite

von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.
Kräuter, Sträucher und Bäume, welche mehr zerstreut und ver-
einzelt auftreten, wie z. B. die Lorbeeren (partus lauri), auch
weichen sie darin von den acinis ab, daß diese dichter gedrängt
zum Vorschein kommen -- Internodium ist, was zwischen den
Abgliederungen oder Knieen in der Mitte liegt, -- Racemus
werde für die Weintraube gebraucht, gehöre aber nicht blos dem
Weinstock, sondern auch dem Epheu, und andern Kräutern und
Sträuchern, die irgend welche Trauben tragen. -- Die meisten
derartigen Namenerklärungen betreffen die Formen des Stammes
und der Zweige; das Merkwürdigste an dem ganzen Verzeichnisse
ist aber, daß es die Worte Blüthe und Wurzel überhaupt nicht
enthält; doch findet sich bei dem Worte julus die Angabe, es ist
das, was bei dem Haselstrauch compactili callo racematim
cohaeret
und gewissermaßen ein sehr langer Wurm, der von
einem eigenthümlichen hängenden Stiel gestützt ist und der Frucht
vorausgeht. Obgleich das Wort Blüthe nicht erklärt wird, wer-
den doch einzelne Theile derselben aufgeführt: so heißt es: sta-
mina sunt, qui in medio calycis erumpunt apices, sic dicta
quod veluti filamenta intimo floris sinu prosiliant.
Schließ-
lich mag noch die Erklärung der Frucht folgen: Fructus, quod
carne et semine compactum est. Frequenter tamen pro
eo, quod involucro perinde quasi carne et semine coactum
est, accipi solet.

Der Fortschritt in dieser Richtung war langsam aber doch
kenntlich: in der letzten Ausgabe der Pemptaden des Dodonaeus 1)
vom Jahre 1616 einem Folioband von 872 Seiten sind aller-
dings nur 1 1/3 Seite der Erklärung der Pflanzentheile gewidmet;
die Auswahl der erklärten Worte jedoch, sowie der Inhalt der

1) Rembertus Dodonaeus 1517 zu Mecheln geboren; ein viel-
seitig gebildeter Mediciner; seit 1552 gab er eine Reihe botanischer Werke
heraus, z. Th. in flämischer Sprache, welche 1583 unter dem Titel Stirpium
historiae pemtades VI.
(Antwerpen) ihren Abschluß fanden. 1574--1579
war er Leibarzt des Kaisers Maximilians II. 1582 übernahm er eine
Professur in Leyden und starb 1585. (Vergl. E. Meyers Gesch. der
Botanik IV. p. 340.)

von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.
Kräuter, Sträucher und Bäume, welche mehr zerſtreut und ver-
einzelt auftreten, wie z. B. die Lorbeeren (partus lauri), auch
weichen ſie darin von den acinis ab, daß dieſe dichter gedrängt
zum Vorſchein kommen — Internodium iſt, was zwiſchen den
Abgliederungen oder Knieen in der Mitte liegt, — Racemus
werde für die Weintraube gebraucht, gehöre aber nicht blos dem
Weinſtock, ſondern auch dem Epheu, und andern Kräutern und
Sträuchern, die irgend welche Trauben tragen. — Die meiſten
derartigen Namenerklärungen betreffen die Formen des Stammes
und der Zweige; das Merkwürdigſte an dem ganzen Verzeichniſſe
iſt aber, daß es die Worte Blüthe und Wurzel überhaupt nicht
enthält; doch findet ſich bei dem Worte julus die Angabe, es iſt
das, was bei dem Haſelſtrauch compactili callo racematim
cohaeret
und gewiſſermaßen ein ſehr langer Wurm, der von
einem eigenthümlichen hängenden Stiel geſtützt iſt und der Frucht
vorausgeht. Obgleich das Wort Blüthe nicht erklärt wird, wer-
den doch einzelne Theile derſelben aufgeführt: ſo heißt es: sta-
mina sunt, qui in medio calycis erumpunt apices, sic dicta
quod veluti filamenta intimo floris sinu prosiliant.
Schließ-
lich mag noch die Erklärung der Frucht folgen: Fructus, quod
carne et semine compactum est. Frequenter tamen pro
eo, quod involucro perinde quasi carne et semine coactum
est, accipi solet.

Der Fortſchritt in dieſer Richtung war langſam aber doch
kenntlich: in der letzten Ausgabe der Pemptaden des Dodonaeus 1)
vom Jahre 1616 einem Folioband von 872 Seiten ſind aller-
dings nur 1⅓ Seite der Erklärung der Pflanzentheile gewidmet;
die Auswahl der erklärten Worte jedoch, ſowie der Inhalt der

1) Rembertus Dodonaeus 1517 zu Mecheln geboren; ein viel-
ſeitig gebildeter Mediciner; ſeit 1552 gab er eine Reihe botaniſcher Werke
heraus, z. Th. in flämiſcher Sprache, welche 1583 unter dem Titel Stirpium
historiae pemtades VI.
(Antwerpen) ihren Abſchluß fanden. 1574—1579
war er Leibarzt des Kaiſers Maximilians II. 1582 übernahm er eine
Profeſſur in Leyden und ſtarb 1585. (Vergl. E. Meyers Geſch. der
Botanik IV. p. 340.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0035" n="23"/><fw place="top" type="header">von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.</fw><lb/>
Kräuter, Sträucher und Bäume, welche mehr zer&#x017F;treut und ver-<lb/>
einzelt auftreten, wie z. B. die Lorbeeren (<hi rendition="#aq">partus lauri</hi>), auch<lb/>
weichen &#x017F;ie darin von den <hi rendition="#aq">acinis</hi> ab, daß die&#x017F;e dichter gedrängt<lb/>
zum Vor&#x017F;chein kommen &#x2014; <hi rendition="#aq">Internodium</hi> i&#x017F;t, was zwi&#x017F;chen den<lb/>
Abgliederungen oder Knieen in der Mitte liegt, &#x2014; <hi rendition="#aq">Racemus</hi><lb/>
werde für die Weintraube gebraucht, gehöre aber nicht blos dem<lb/>
Wein&#x017F;tock, &#x017F;ondern auch dem Epheu, und andern Kräutern und<lb/>
Sträuchern, die irgend welche Trauben tragen. &#x2014; Die mei&#x017F;ten<lb/>
derartigen Namenerklärungen betreffen die Formen des Stammes<lb/>
und der Zweige; das Merkwürdig&#x017F;te an dem ganzen Verzeichni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
i&#x017F;t aber, daß es die Worte Blüthe und Wurzel überhaupt nicht<lb/>
enthält; doch findet &#x017F;ich bei dem Worte <hi rendition="#aq">julus</hi> die Angabe, es i&#x017F;t<lb/>
das, was bei dem Ha&#x017F;el&#x017F;trauch <hi rendition="#aq">compactili callo racematim<lb/>
cohaeret</hi> und gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen ein &#x017F;ehr langer Wurm, der von<lb/>
einem eigenthümlichen hängenden Stiel ge&#x017F;tützt i&#x017F;t und der Frucht<lb/>
vorausgeht. Obgleich das Wort Blüthe nicht erklärt wird, wer-<lb/>
den doch einzelne Theile der&#x017F;elben aufgeführt: &#x017F;o heißt es: <hi rendition="#aq">sta-<lb/>
mina sunt, qui in medio calycis erumpunt apices, sic dicta<lb/>
quod veluti filamenta intimo floris sinu prosiliant.</hi> Schließ-<lb/>
lich mag noch die Erklärung der Frucht folgen: <hi rendition="#aq">Fructus, quod<lb/>
carne et semine compactum est. Frequenter tamen pro<lb/>
eo, quod involucro perinde quasi carne et semine coactum<lb/>
est, accipi solet.</hi></p><lb/>
          <p>Der Fort&#x017F;chritt in die&#x017F;er Richtung war lang&#x017F;am aber doch<lb/>
kenntlich: in der letzten Ausgabe der Pemptaden des <hi rendition="#g">Dodonaeus</hi> <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Rembertus Dodonaeus</hi> 1517 zu Mecheln geboren; ein viel-<lb/>
&#x017F;eitig gebildeter Mediciner; &#x017F;eit 1552 gab er eine Reihe botani&#x017F;cher Werke<lb/>
heraus, z. Th. in flämi&#x017F;cher Sprache, welche 1583 unter dem Titel <hi rendition="#aq">Stirpium<lb/>
historiae pemtades VI.</hi> (Antwerpen) ihren Ab&#x017F;chluß fanden. 1574&#x2014;1579<lb/>
war er Leibarzt des Kai&#x017F;ers Maximilians <hi rendition="#aq">II.</hi> 1582 übernahm er eine<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;ur in Leyden und &#x017F;tarb 1585. (Vergl. E. <hi rendition="#g">Meyers</hi> Ge&#x017F;ch. der<lb/>
Botanik <hi rendition="#aq">IV. p.</hi> 340.)</note><lb/>
vom Jahre 1616 einem Folioband von 872 Seiten &#x017F;ind aller-<lb/>
dings nur 1&#x2153; Seite der Erklärung der Pflanzentheile gewidmet;<lb/>
die Auswahl der erklärten Worte jedoch, &#x017F;owie der Inhalt der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0035] von Brunfels bis auf Caspar Bauhin. Kräuter, Sträucher und Bäume, welche mehr zerſtreut und ver- einzelt auftreten, wie z. B. die Lorbeeren (partus lauri), auch weichen ſie darin von den acinis ab, daß dieſe dichter gedrängt zum Vorſchein kommen — Internodium iſt, was zwiſchen den Abgliederungen oder Knieen in der Mitte liegt, — Racemus werde für die Weintraube gebraucht, gehöre aber nicht blos dem Weinſtock, ſondern auch dem Epheu, und andern Kräutern und Sträuchern, die irgend welche Trauben tragen. — Die meiſten derartigen Namenerklärungen betreffen die Formen des Stammes und der Zweige; das Merkwürdigſte an dem ganzen Verzeichniſſe iſt aber, daß es die Worte Blüthe und Wurzel überhaupt nicht enthält; doch findet ſich bei dem Worte julus die Angabe, es iſt das, was bei dem Haſelſtrauch compactili callo racematim cohaeret und gewiſſermaßen ein ſehr langer Wurm, der von einem eigenthümlichen hängenden Stiel geſtützt iſt und der Frucht vorausgeht. Obgleich das Wort Blüthe nicht erklärt wird, wer- den doch einzelne Theile derſelben aufgeführt: ſo heißt es: sta- mina sunt, qui in medio calycis erumpunt apices, sic dicta quod veluti filamenta intimo floris sinu prosiliant. Schließ- lich mag noch die Erklärung der Frucht folgen: Fructus, quod carne et semine compactum est. Frequenter tamen pro eo, quod involucro perinde quasi carne et semine coactum est, accipi solet. Der Fortſchritt in dieſer Richtung war langſam aber doch kenntlich: in der letzten Ausgabe der Pemptaden des Dodonaeus 1) vom Jahre 1616 einem Folioband von 872 Seiten ſind aller- dings nur 1⅓ Seite der Erklärung der Pflanzentheile gewidmet; die Auswahl der erklärten Worte jedoch, ſowie der Inhalt der 1) Rembertus Dodonaeus 1517 zu Mecheln geboren; ein viel- ſeitig gebildeter Mediciner; ſeit 1552 gab er eine Reihe botaniſcher Werke heraus, z. Th. in flämiſcher Sprache, welche 1583 unter dem Titel Stirpium historiae pemtades VI. (Antwerpen) ihren Abſchluß fanden. 1574—1579 war er Leibarzt des Kaiſers Maximilians II. 1582 übernahm er eine Profeſſur in Leyden und ſtarb 1585. (Vergl. E. Meyers Geſch. der Botanik IV. p. 340.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/35
Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/35>, abgerufen am 03.12.2024.