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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entwicklungsgeschichte der Zelle, Entstehung der
handlung beginnt mit einigen Auseinandersetzungen über das
allgemeine Grundgesetz der menschlichen Vernunft u. s. w., be-
handelt die Literatur über die Zellbildung auf einigen Zeilen,
wo Mohl's zahlreiche Beobachtungen nicht erwähnt werden,
geht dann auf das allgemeine Vorkommen des Zellkerns über,
der bei dieser Gelegenheit umgetauft wird, beschäftigt sich dann
mit Gummi, Zucker, Stärkemehl, um schließlich zur Sache selbst
überzugehen. Zwei Stellen in der Pflanze seien es, wo sich am
leichtesten und sichersten die Bildung neuer Organisation beobachten
läßt, nämlich im Embryosack und im Ende des Pollenschlauchs,
in welchem nach Schleiden's Befruchtungstheorie die ersten
Zellen des Embryos entstehen sollen, wo jedoch thatsächlich gar keine
Zellen entstehen. An beiden Orten bilden sich nun nach Schlei-
den im Gummischleim sehr bald kleine Körnchen, wodurch die
bis dahin homogene Gummilösung sich trübt. Dann zeigen sich
einzelne größere, schärfer gezeichnete Körnchen, die Kernkörperchen
und bald nachher treten auch die Cytoblasten auf, die gleichsam
als granulöse Coagulationen aus jener Körnermasse erscheinen;
in diesem freien Zustand wachsen die Cytoblasten noch bedeutend,
sobald sie aber ihre völlige Größe erreicht haben, erhebt sich auf
ihnen ein feines durchsichtiges Bläschen; dies ist die junge Zelle
die anfangs ein sehr flaches Kugelsegment darstellt, dessen plane
Seite vom Cytoblasten, dessen konvexe von der jungen Zelle
(der Zellhaut) gebildet wird, die auf jenem ungefähr wie ein
Uhrglas auf einer Uhr aufsitzt. Allmählig dehnt sich aber das
Bläschen mehr aus, wird consistenter und die Wandung besteht
nun mit Ausnahme des Cytoblasten, der stets einen Theil der
Wand bildet, aus Galerte. Nach und nach wächst die Zelle
über den Rand des Cytoblasten hinaus und wird rasch so groß,
daß der letztere nur noch als ein kleiner, in einer der Seiten-
wände eingeschlossener Körper erscheint. Bei fortschreitendem
Wachsthum und bedingt durch den gegenseitigen Druck der Zellen
wird ihre Gestalt regelmäßiger und geht dabei häufig in die von
Kieser aus naturphilosophischen Gründen angenommene Grund-
form des Rhombendodekaeders über. Erst nach der Resorption

Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der
handlung beginnt mit einigen Auseinanderſetzungen über das
allgemeine Grundgeſetz der menſchlichen Vernunft u. ſ. w., be-
handelt die Literatur über die Zellbildung auf einigen Zeilen,
wo Mohl's zahlreiche Beobachtungen nicht erwähnt werden,
geht dann auf das allgemeine Vorkommen des Zellkerns über,
der bei dieſer Gelegenheit umgetauft wird, beſchäftigt ſich dann
mit Gummi, Zucker, Stärkemehl, um ſchließlich zur Sache ſelbſt
überzugehen. Zwei Stellen in der Pflanze ſeien es, wo ſich am
leichteſten und ſicherſten die Bildung neuer Organiſation beobachten
läßt, nämlich im Embryoſack und im Ende des Pollenſchlauchs,
in welchem nach Schleiden's Befruchtungstheorie die erſten
Zellen des Embryos entſtehen ſollen, wo jedoch thatſächlich gar keine
Zellen entſtehen. An beiden Orten bilden ſich nun nach Schlei-
den im Gummiſchleim ſehr bald kleine Körnchen, wodurch die
bis dahin homogene Gummilöſung ſich trübt. Dann zeigen ſich
einzelne größere, ſchärfer gezeichnete Körnchen, die Kernkörperchen
und bald nachher treten auch die Cytoblaſten auf, die gleichſam
als granulöſe Coagulationen aus jener Körnermaſſe erſcheinen;
in dieſem freien Zuſtand wachſen die Cytoblaſten noch bedeutend,
ſobald ſie aber ihre völlige Größe erreicht haben, erhebt ſich auf
ihnen ein feines durchſichtiges Bläschen; dies iſt die junge Zelle
die anfangs ein ſehr flaches Kugelſegment darſtellt, deſſen plane
Seite vom Cytoblaſten, deſſen konvexe von der jungen Zelle
(der Zellhaut) gebildet wird, die auf jenem ungefähr wie ein
Uhrglas auf einer Uhr aufſitzt. Allmählig dehnt ſich aber das
Bläschen mehr aus, wird conſiſtenter und die Wandung beſteht
nun mit Ausnahme des Cytoblaſten, der ſtets einen Theil der
Wand bildet, aus Galerte. Nach und nach wächſt die Zelle
über den Rand des Cytoblaſten hinaus und wird raſch ſo groß,
daß der letztere nur noch als ein kleiner, in einer der Seiten-
wände eingeſchloſſener Körper erſcheint. Bei fortſchreitendem
Wachsthum und bedingt durch den gegenſeitigen Druck der Zellen
wird ihre Geſtalt regelmäßiger und geht dabei häufig in die von
Kieſer aus naturphiloſophiſchen Gründen angenommene Grund-
form des Rhombendodekaëders über. Erſt nach der Reſorption

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[350/0362] Entwicklungsgeſchichte der Zelle, Entſtehung der handlung beginnt mit einigen Auseinanderſetzungen über das allgemeine Grundgeſetz der menſchlichen Vernunft u. ſ. w., be- handelt die Literatur über die Zellbildung auf einigen Zeilen, wo Mohl's zahlreiche Beobachtungen nicht erwähnt werden, geht dann auf das allgemeine Vorkommen des Zellkerns über, der bei dieſer Gelegenheit umgetauft wird, beſchäftigt ſich dann mit Gummi, Zucker, Stärkemehl, um ſchließlich zur Sache ſelbſt überzugehen. Zwei Stellen in der Pflanze ſeien es, wo ſich am leichteſten und ſicherſten die Bildung neuer Organiſation beobachten läßt, nämlich im Embryoſack und im Ende des Pollenſchlauchs, in welchem nach Schleiden's Befruchtungstheorie die erſten Zellen des Embryos entſtehen ſollen, wo jedoch thatſächlich gar keine Zellen entſtehen. An beiden Orten bilden ſich nun nach Schlei- den im Gummiſchleim ſehr bald kleine Körnchen, wodurch die bis dahin homogene Gummilöſung ſich trübt. Dann zeigen ſich einzelne größere, ſchärfer gezeichnete Körnchen, die Kernkörperchen und bald nachher treten auch die Cytoblaſten auf, die gleichſam als granulöſe Coagulationen aus jener Körnermaſſe erſcheinen; in dieſem freien Zuſtand wachſen die Cytoblaſten noch bedeutend, ſobald ſie aber ihre völlige Größe erreicht haben, erhebt ſich auf ihnen ein feines durchſichtiges Bläschen; dies iſt die junge Zelle die anfangs ein ſehr flaches Kugelſegment darſtellt, deſſen plane Seite vom Cytoblaſten, deſſen konvexe von der jungen Zelle (der Zellhaut) gebildet wird, die auf jenem ungefähr wie ein Uhrglas auf einer Uhr aufſitzt. Allmählig dehnt ſich aber das Bläschen mehr aus, wird conſiſtenter und die Wandung beſteht nun mit Ausnahme des Cytoblaſten, der ſtets einen Theil der Wand bildet, aus Galerte. Nach und nach wächſt die Zelle über den Rand des Cytoblaſten hinaus und wird raſch ſo groß, daß der letztere nur noch als ein kleiner, in einer der Seiten- wände eingeſchloſſener Körper erſcheint. Bei fortſchreitendem Wachsthum und bedingt durch den gegenſeitigen Druck der Zellen wird ihre Geſtalt regelmäßiger und geht dabei häufig in die von Kieſer aus naturphiloſophiſchen Gründen angenommene Grund- form des Rhombendodekaëders über. Erſt nach der Reſorption

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/362>, abgerufen am 23.11.2024.