Gewebeform, Molecularstruktur der organischen Gewebe.
natürlich eine fruchtbare Vergleichung der Verhältnisse bei Mono- und Dicotylen abgeschnitten war. In mancher Beziehung noch schlimmer sah es in Schacht's erwähntem Buche "die Pflan- zenzelle" 1852 aus, wo die Histologie unter dem Titel: die Arten der Pflanzenzelle in folgenden coordinirten Abschnitten behandelt wurde: die Schwärmfäden der Kryptogamen, die Sporen der- selben, die Pollenkörner, die Zellen und das Gewebe der Pilze und Flechten, die Zellen und das Gewebe der Algen, das Pa- renchym und seine Zellen, das Cambium und seine Zellen, die Gefäße der Pflanze, das Holz und seine Zellen, die Bastzellen, die Spaltöffnungen, die appendiculären Organe der Oberhaut, der Kork; dann folgt ein Paragraph über den Verdickungs- ring und erst dann zum nicht geringen Erstaunen des Lesers werden die Gefäßbündel behandelt, nachdem bereits die Ge- fäße, das Holz und die Bastzellen ihre Erledigung gefunden haben. Daß dieser Darstellungsform eine ebenso unklare Einsicht des Ver- fassers in dem Gesammtbau der Pflanze zu Grunde liegt, geht aus der Lektüre des Buches ohne Weiteres hervor und auch in Schacht's Lehrbuch von 1856 findet sich noch dieselbe Begriffsverwirrung.
Viel besser ist schon die Classification der Gewebe in Unger's Lehrbuch der Anatomie und Physiologie der Pflanzen von 1855; nachdem die Lehre von der Zelle abgehandelt ist, folgt eine Haupt- abtheilung des Buches als die Lehre von den Zellcomplexen, wo die Zellenfamilien, Zellengewebe und Zellfusionen abgehandelt werden. Ein folgender Hauptabschnitt beschäftigt sich mit der Lehre von den Zellgruppen, wo die Epidermoidalbildungen, die Lufträume, Saftbehälter, Drüsen und Gefäßbündel im Einzelnen behandelt werden, bei welcher Eintheilung allerdings übersehen ist, daß man den Epidermoidalbildungen zwar die Gefäßbündel als coordinirte Begriffe entgegenstellen kann, daß ihnen jedoch Luft- räume, Saftbehälter und Drüsen nicht als gleichwerthige Theile entgegengestellt werden können. Ein letzter Hauptabschnitt Un- ger's behandelt als Lehre von den Systemen die Art und Weise, wie bei verschiedenen Pflanzen die Gefäßbündel unter einander verbunden sind und in ganz richtiger Gedankenverbindung wird
Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gewebe.
natürlich eine fruchtbare Vergleichung der Verhältniſſe bei Mono- und Dicotylen abgeſchnitten war. In mancher Beziehung noch ſchlimmer ſah es in Schacht's erwähntem Buche „die Pflan- zenzelle“ 1852 aus, wo die Hiſtologie unter dem Titel: die Arten der Pflanzenzelle in folgenden coordinirten Abſchnitten behandelt wurde: die Schwärmfäden der Kryptogamen, die Sporen der- ſelben, die Pollenkörner, die Zellen und das Gewebe der Pilze und Flechten, die Zellen und das Gewebe der Algen, das Pa- renchym und ſeine Zellen, das Cambium und ſeine Zellen, die Gefäße der Pflanze, das Holz und ſeine Zellen, die Baſtzellen, die Spaltöffnungen, die appendiculären Organe der Oberhaut, der Kork; dann folgt ein Paragraph über den Verdickungs- ring und erſt dann zum nicht geringen Erſtaunen des Leſers werden die Gefäßbündel behandelt, nachdem bereits die Ge- fäße, das Holz und die Baſtzellen ihre Erledigung gefunden haben. Daß dieſer Darſtellungsform eine ebenſo unklare Einſicht des Ver- faſſers in dem Geſammtbau der Pflanze zu Grunde liegt, geht aus der Lektüre des Buches ohne Weiteres hervor und auch in Schacht's Lehrbuch von 1856 findet ſich noch dieſelbe Begriffsverwirrung.
Viel beſſer iſt ſchon die Claſſification der Gewebe in Unger's Lehrbuch der Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen von 1855; nachdem die Lehre von der Zelle abgehandelt iſt, folgt eine Haupt- abtheilung des Buches als die Lehre von den Zellcomplexen, wo die Zellenfamilien, Zellengewebe und Zellfuſionen abgehandelt werden. Ein folgender Hauptabſchnitt beſchäftigt ſich mit der Lehre von den Zellgruppen, wo die Epidermoidalbildungen, die Lufträume, Saftbehälter, Drüſen und Gefäßbündel im Einzelnen behandelt werden, bei welcher Eintheilung allerdings überſehen iſt, daß man den Epidermoidalbildungen zwar die Gefäßbündel als coordinirte Begriffe entgegenſtellen kann, daß ihnen jedoch Luft- räume, Saftbehälter und Drüſen nicht als gleichwerthige Theile entgegengeſtellt werden können. Ein letzter Hauptabſchnitt Un- ger's behandelt als Lehre von den Syſtemen die Art und Weiſe, wie bei verſchiedenen Pflanzen die Gefäßbündel unter einander verbunden ſind und in ganz richtiger Gedankenverbindung wird
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Gewebeform, Molecularſtruktur der organiſchen Gewebe.
natürlich eine fruchtbare Vergleichung der Verhältniſſe bei Mono-
und Dicotylen abgeſchnitten war. In mancher Beziehung noch
ſchlimmer ſah es in Schacht's erwähntem Buche „die Pflan-
zenzelle“ 1852 aus, wo die Hiſtologie unter dem Titel: die Arten
der Pflanzenzelle in folgenden coordinirten Abſchnitten behandelt
wurde: die Schwärmfäden der Kryptogamen, die Sporen der-
ſelben, die Pollenkörner, die Zellen und das Gewebe der Pilze
und Flechten, die Zellen und das Gewebe der Algen, das Pa-
renchym und ſeine Zellen, das Cambium und ſeine Zellen, die
Gefäße der Pflanze, das Holz und ſeine Zellen, die Baſtzellen,
die Spaltöffnungen, die appendiculären Organe der Oberhaut,
der Kork; dann folgt ein Paragraph über den Verdickungs-
ring und erſt dann zum nicht geringen Erſtaunen des Leſers
werden die Gefäßbündel behandelt, nachdem bereits die Ge-
fäße, das Holz und die Baſtzellen ihre Erledigung gefunden haben.
Daß dieſer Darſtellungsform eine ebenſo unklare Einſicht des Ver-
faſſers in dem Geſammtbau der Pflanze zu Grunde liegt, geht aus
der Lektüre des Buches ohne Weiteres hervor und auch in Schacht's
Lehrbuch von 1856 findet ſich noch dieſelbe Begriffsverwirrung.
Viel beſſer iſt ſchon die Claſſification der Gewebe in Unger's
Lehrbuch der Anatomie und Phyſiologie der Pflanzen von 1855;
nachdem die Lehre von der Zelle abgehandelt iſt, folgt eine Haupt-
abtheilung des Buches als die Lehre von den Zellcomplexen, wo
die Zellenfamilien, Zellengewebe und Zellfuſionen abgehandelt
werden. Ein folgender Hauptabſchnitt beſchäftigt ſich mit der
Lehre von den Zellgruppen, wo die Epidermoidalbildungen, die
Lufträume, Saftbehälter, Drüſen und Gefäßbündel im Einzelnen
behandelt werden, bei welcher Eintheilung allerdings überſehen
iſt, daß man den Epidermoidalbildungen zwar die Gefäßbündel als
coordinirte Begriffe entgegenſtellen kann, daß ihnen jedoch Luft-
räume, Saftbehälter und Drüſen nicht als gleichwerthige Theile
entgegengeſtellt werden können. Ein letzter Hauptabſchnitt Un-
ger's behandelt als Lehre von den Syſtemen die Art und Weiſe,
wie bei verſchiedenen Pflanzen die Gefäßbündel unter einander
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/385>, abgerufen am 26.06.2024.
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