Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Evolutionstheorie und Epigenesis im 18. Jahrhundert. daher am Orte sein, hier zum Theil chronologisch vorgreifendauch die Ansichten des Freiherrn von Gleichen-Rußworm und die schwachen Gründe Kaspar Friedrich Wolff's gegen die Evolu- lutionstheorie zu erwähnen. Der zuerst Genannte vertrat in seinem Werk: "Das Neueste aus dem Reich der Pflanzen" u. s. w. 1764, vorwiegend auf mikroskopische Beobachtung des Inhaltes der Pollenkörner gestützt, die Ansicht, daß die kleinen Körnchen desselben den Spermatozoiden der Thiere entsprechen und in die Samenknospen eindringen, um dort zu Embryonen ausgebildet zu werden. Trotzdem war Gleichen ein eifriger Verfechter der Sexualtheorie und suchte bekannte Einwendungen gegen dieselbe durch den Hinweis auf das Vorkommen weiblicher Blüthen an männlichen Spinatpflanzen zu entkräften, auch machte er mit Mais und Hanf Experimente in dieser Richtung. Ohne zu beachten, daß gerade die Bastarde den schlagendsten Beweis gegen die Evolutionstheorie darstellen, nahm er dieselben doch ganz richtig für einen besonders starken Beweis zu Gunsten der Sexualität überhaupt in Anspruch. Was freilich seine wirkliche Kenntniß von Bastarden betraf, so stützte sie sich zum Theil auf Linne's uns bekannte Angaben, ja er beschreibt sogar einen Bastard zwischen Hirsch und Kuh u. dgl. und ärgert sich über Koelreuter, weil dieser das Vorkommen der Hybriden so sehr einschränke. So geht es, der Erste, der überhaupt Bastarde im Pflanzenreich methodisch erzeugte, mußte sich schelten lassen, daß er die ganz aus der Luft gegriffenen Bastarde seiner Zeitgenossen nicht gelten ließ. Uebrigens ist Gleichen's genanntes Buch, sowie seine auserlesenen mikroskopischen Entdeckungen von 1777 reich an guten Wahrnehmungen im Einzelnen; er war es sogar, der die Pollenschläuche von Asclepias zuerst sah und abbildete, ohne natürlich ihre Natur und Bedeutung zu ahnen. Kaspar Friedrich Wolff wird gewöhnlich als derjenige Evolutionstheorie und Epigeneſis im 18. Jahrhundert. daher am Orte ſein, hier zum Theil chronologiſch vorgreifendauch die Anſichten des Freiherrn von Gleichen-Rußworm und die ſchwachen Gründe Kaſpar Friedrich Wolff's gegen die Evolu- lutionstheorie zu erwähnen. Der zuerſt Genannte vertrat in ſeinem Werk: „Das Neueſte aus dem Reich der Pflanzen“ u. ſ. w. 1764, vorwiegend auf mikroſkopiſche Beobachtung des Inhaltes der Pollenkörner geſtützt, die Anſicht, daß die kleinen Körnchen desſelben den Spermatozoiden der Thiere entſprechen und in die Samenknoſpen eindringen, um dort zu Embryonen ausgebildet zu werden. Trotzdem war Gleichen ein eifriger Verfechter der Sexualtheorie und ſuchte bekannte Einwendungen gegen dieſelbe durch den Hinweis auf das Vorkommen weiblicher Blüthen an männlichen Spinatpflanzen zu entkräften, auch machte er mit Mais und Hanf Experimente in dieſer Richtung. Ohne zu beachten, daß gerade die Baſtarde den ſchlagendſten Beweis gegen die Evolutionstheorie darſtellen, nahm er dieſelben doch ganz richtig für einen beſonders ſtarken Beweis zu Gunſten der Sexualität überhaupt in Anſpruch. Was freilich ſeine wirkliche Kenntniß von Baſtarden betraf, ſo ſtützte ſie ſich zum Theil auf Linné's uns bekannte Angaben, ja er beſchreibt ſogar einen Baſtard zwiſchen Hirſch und Kuh u. dgl. und ärgert ſich über Koelreuter, weil dieſer das Vorkommen der Hybriden ſo ſehr einſchränke. So geht es, der Erſte, der überhaupt Baſtarde im Pflanzenreich methodiſch erzeugte, mußte ſich ſchelten laſſen, daß er die ganz aus der Luft gegriffenen Baſtarde ſeiner Zeitgenoſſen nicht gelten ließ. Uebrigens iſt Gleichen's genanntes Buch, ſowie ſeine auserleſenen mikroſkopiſchen Entdeckungen von 1777 reich an guten Wahrnehmungen im Einzelnen; er war es ſogar, der die Pollenſchläuche von Asclepias zuerſt ſah und abbildete, ohne natürlich ihre Natur und Bedeutung zu ahnen. 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Evolutionstheorie und Epigeneſis im 18. Jahrhundert.
daher am Orte ſein, hier zum Theil chronologiſch vorgreifend
auch die Anſichten des Freiherrn von Gleichen-Rußworm und die
ſchwachen Gründe Kaſpar Friedrich Wolff's gegen die Evolu-
lutionstheorie zu erwähnen. Der zuerſt Genannte vertrat in
ſeinem Werk: „Das Neueſte aus dem Reich der Pflanzen“ u. ſ. w.
1764, vorwiegend auf mikroſkopiſche Beobachtung des Inhaltes
der Pollenkörner geſtützt, die Anſicht, daß die kleinen Körnchen
desſelben den Spermatozoiden der Thiere entſprechen und in die
Samenknoſpen eindringen, um dort zu Embryonen ausgebildet zu
werden. Trotzdem war Gleichen ein eifriger Verfechter der
Sexualtheorie und ſuchte bekannte Einwendungen gegen dieſelbe
durch den Hinweis auf das Vorkommen weiblicher Blüthen an
männlichen Spinatpflanzen zu entkräften, auch machte er mit
Mais und Hanf Experimente in dieſer Richtung. Ohne zu
beachten, daß gerade die Baſtarde den ſchlagendſten Beweis
gegen die Evolutionstheorie darſtellen, nahm er dieſelben doch
ganz richtig für einen beſonders ſtarken Beweis zu Gunſten der
Sexualität überhaupt in Anſpruch. Was freilich ſeine wirkliche
Kenntniß von Baſtarden betraf, ſo ſtützte ſie ſich zum Theil auf
Linné's uns bekannte Angaben, ja er beſchreibt ſogar einen
Baſtard zwiſchen Hirſch und Kuh u. dgl. und ärgert ſich über
Koelreuter, weil dieſer das Vorkommen der Hybriden ſo ſehr
einſchränke. So geht es, der Erſte, der überhaupt Baſtarde im
Pflanzenreich methodiſch erzeugte, mußte ſich ſchelten laſſen, daß
er die ganz aus der Luft gegriffenen Baſtarde ſeiner Zeitgenoſſen
nicht gelten ließ. Uebrigens iſt Gleichen's genanntes Buch, ſowie
ſeine auserleſenen mikroſkopiſchen Entdeckungen von 1777 reich
an guten Wahrnehmungen im Einzelnen; er war es ſogar, der
die Pollenſchläuche von Asclepias zuerſt ſah und abbildete, ohne
natürlich ihre Natur und Bedeutung zu ahnen.
Kaſpar Friedrich Wolff wird gewöhnlich als derjenige
bezeichnet, der die Evolutionstheorie zuerſt widerlegt habe. An-
zuerkennen iſt jedenfalls, daß er ſchon in ſeiner Doktordiſſertation
1759, der bekannten Theoria generationis, entſchieden gegen
die Evolution auftrat; was aber das Gewicht ſeiner Gründe
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