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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.
im vorigen Buch zusammengestellt haben, wollen wir jetzt in
diesem zweiten von solchen Pflanzen handeln, welche aus einer
zwiebelartigen oder knolligen Wurzel bestehen, von denen ein
großer Theil durch die Eleganz und Mannigfaltigkeit ihrer Blu-
men aller Augen auf sich zieht und außerordentlich ergötzt, die
daher auch nicht den letzten Ort unter den Kranzpflanzen (inter
coronarias
) erhalten sollen. Wir werden aber mit den Pflanzen
von dem Liliengeschlecht anfangen wegen ihrer Größe und Schön-
heit der Blumen" u. s. w. Gelehrter und mit mehr Umschweifen
versehen sind die Einleitungen zu den einzelnen Büchern, in den
Pemptaden des Dodonaeus. Es leuchtet ein, daß die Verfasser
dieser Werke offenbar gar nicht die Absicht hatten, nach einem
objectiv giltigen Princip einzutheilen, daß es ihnen vielmehr nur
darauf ankam, ihre Einzelbeschreibungen irgendwie zu ordnen.
Daher erscheinen auch diese Abtheilungen nicht unter den Namen
von Classen und Unterabtheilungen (genera majora et minora
wie man es damals etwa würde genannt haben), sondern es
sind eben nur möglichst symetrisch gehaltene Abschnitte des ganzen
Werkes. Wollen wir das, was systematische Bedeutung wirklich
beanspruchen darf, in diesen Werken auffinden, so dürfen wir
uns also nicht an diese typographisch begrenzten Abschnitte halten,
wir müssen vielmehr innerhalb eines jeden derselben die Reihen-
folge beobachten, in welcher die Pflanzen aufgeführt werden und
da zeigt sich in der That, daß innerhalb des einmal festgesetzten
Rahmens das natürlich Verwandte, so gut es eben geht, auch
zusammengestellt wird; so finden wir z. B. in dem zweiten Buch
von Clusius' Raritäten, zuerst wirklich eine lange Reihe von
echten Liliaceen und Asphodeleen, Melantaceen, Irideen un-
unterbrochen hintereinander abgehandelt, dann folgt der Calmus,
an diesen aber schließen sich ohne irgend eine Motivirung eine
Reihe von Ranunkulaceen an, in denen die Gattung Ranuncu-
lus
und Anemone ganz gut gesondert sind, dann aber folgt
wieder ohne Weiteres die Gattung Cyclamen in verschiedenen
Arten und auf diese zahlreiche Orchideen; mitten in denselben
steht aber Orobanche und Corydalis, auf welche Helleborus

Sachs, Geschichte der Botanik. 3

von Brunfels bis auf Caspar Bauhin.
im vorigen Buch zuſammengeſtellt haben, wollen wir jetzt in
dieſem zweiten von ſolchen Pflanzen handeln, welche aus einer
zwiebelartigen oder knolligen Wurzel beſtehen, von denen ein
großer Theil durch die Eleganz und Mannigfaltigkeit ihrer Blu-
men aller Augen auf ſich zieht und außerordentlich ergötzt, die
daher auch nicht den letzten Ort unter den Kranzpflanzen (inter
coronarias
) erhalten ſollen. Wir werden aber mit den Pflanzen
von dem Liliengeſchlecht anfangen wegen ihrer Größe und Schön-
heit der Blumen“ u. ſ. w. Gelehrter und mit mehr Umſchweifen
verſehen ſind die Einleitungen zu den einzelnen Büchern, in den
Pemptaden des Dodonaeus. Es leuchtet ein, daß die Verfaſſer
dieſer Werke offenbar gar nicht die Abſicht hatten, nach einem
objectiv giltigen Princip einzutheilen, daß es ihnen vielmehr nur
darauf ankam, ihre Einzelbeſchreibungen irgendwie zu ordnen.
Daher erſcheinen auch dieſe Abtheilungen nicht unter den Namen
von Claſſen und Unterabtheilungen (genera majora et minora
wie man es damals etwa würde genannt haben), ſondern es
ſind eben nur möglichſt ſymetriſch gehaltene Abſchnitte des ganzen
Werkes. Wollen wir das, was ſyſtematiſche Bedeutung wirklich
beanſpruchen darf, in dieſen Werken auffinden, ſo dürfen wir
uns alſo nicht an dieſe typographiſch begrenzten Abſchnitte halten,
wir müſſen vielmehr innerhalb eines jeden derſelben die Reihen-
folge beobachten, in welcher die Pflanzen aufgeführt werden und
da zeigt ſich in der That, daß innerhalb des einmal feſtgeſetzten
Rahmens das natürlich Verwandte, ſo gut es eben geht, auch
zuſammengeſtellt wird; ſo finden wir z. B. in dem zweiten Buch
von Cluſius' Raritäten, zuerſt wirklich eine lange Reihe von
echten Liliaceen und Asphodeleen, Melantaceen, Irideen un-
unterbrochen hintereinander abgehandelt, dann folgt der Calmus,
an dieſen aber ſchließen ſich ohne irgend eine Motivirung eine
Reihe von Ranunkulaceen an, in denen die Gattung Ranuncu-
lus
und Anemone ganz gut geſondert ſind, dann aber folgt
wieder ohne Weiteres die Gattung Cyclamen in verſchiedenen
Arten und auf dieſe zahlreiche Orchideen; mitten in denſelben
ſteht aber Orobanche und Corydalis, auf welche Helleborus

Sachs, Geſchichte der Botanik. 3
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[33/0045] von Brunfels bis auf Caspar Bauhin. im vorigen Buch zuſammengeſtellt haben, wollen wir jetzt in dieſem zweiten von ſolchen Pflanzen handeln, welche aus einer zwiebelartigen oder knolligen Wurzel beſtehen, von denen ein großer Theil durch die Eleganz und Mannigfaltigkeit ihrer Blu- men aller Augen auf ſich zieht und außerordentlich ergötzt, die daher auch nicht den letzten Ort unter den Kranzpflanzen (inter coronarias) erhalten ſollen. Wir werden aber mit den Pflanzen von dem Liliengeſchlecht anfangen wegen ihrer Größe und Schön- heit der Blumen“ u. ſ. w. Gelehrter und mit mehr Umſchweifen verſehen ſind die Einleitungen zu den einzelnen Büchern, in den Pemptaden des Dodonaeus. Es leuchtet ein, daß die Verfaſſer dieſer Werke offenbar gar nicht die Abſicht hatten, nach einem objectiv giltigen Princip einzutheilen, daß es ihnen vielmehr nur darauf ankam, ihre Einzelbeſchreibungen irgendwie zu ordnen. Daher erſcheinen auch dieſe Abtheilungen nicht unter den Namen von Claſſen und Unterabtheilungen (genera majora et minora wie man es damals etwa würde genannt haben), ſondern es ſind eben nur möglichſt ſymetriſch gehaltene Abſchnitte des ganzen Werkes. Wollen wir das, was ſyſtematiſche Bedeutung wirklich beanſpruchen darf, in dieſen Werken auffinden, ſo dürfen wir uns alſo nicht an dieſe typographiſch begrenzten Abſchnitte halten, wir müſſen vielmehr innerhalb eines jeden derſelben die Reihen- folge beobachten, in welcher die Pflanzen aufgeführt werden und da zeigt ſich in der That, daß innerhalb des einmal feſtgeſetzten Rahmens das natürlich Verwandte, ſo gut es eben geht, auch zuſammengeſtellt wird; ſo finden wir z. B. in dem zweiten Buch von Cluſius' Raritäten, zuerſt wirklich eine lange Reihe von echten Liliaceen und Asphodeleen, Melantaceen, Irideen un- unterbrochen hintereinander abgehandelt, dann folgt der Calmus, an dieſen aber ſchließen ſich ohne irgend eine Motivirung eine Reihe von Ranunkulaceen an, in denen die Gattung Ranuncu- lus und Anemone ganz gut geſondert ſind, dann aber folgt wieder ohne Weiteres die Gattung Cyclamen in verſchiedenen Arten und auf dieſe zahlreiche Orchideen; mitten in denſelben ſteht aber Orobanche und Corydalis, auf welche Helleborus Sachs, Geſchichte der Botanik. 3

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/45>, abgerufen am 03.12.2024.