Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Die deutschen und niederländischen Botaniker desto mehr beachtet, ohne Bedenken aber werden verwandte Formenauseinander gerissen, wenn es sich um das künstliche Eintheilungs- prinzip handelt. Auch tritt bei diesen Schriftstellern deutlich genug hervor, daß es ihnen weit mehr um eine Form des Vortrags als um eine objectiv giltige Eintheilung zu thun ist. Es ist schlechterdings unmöglich, in unserer wissenschaftlichen Sprache dem Leser eine Vorstellung von diesen Eintheilungen zu geben, ohne diese selbst anzuführen. Um nicht allzu weitläufig zu werden, will ich nur den besten der eben genannten 3 Schriftsteller (Clusius) hervorheben 1): In der Rariorum plantarum his- toria, welche bereits 1576 erschienen war, mir aber in der Auflage von 1601 vorliegt, handelt das 1. Buch von den Bäumen, Sträuchern und Halbsträuchern, das 2. Buch von den Zwiebelpflanzen, das 3. Buch von den wohlriechenden Blumen, das 4. Buch von den nichtriechenden, das 5. Buch von den giftigen, narcotischen und scharfen Pflanzen, das 6. Buch von Milchsaftgebenden, den Umbelliferen, Farnen, Gräsern, Leguminosen und einigen Cryptogamen. Aehnlich ist die Eintheilung aber auch bei Dalechamp2), 1) Carolus Clusius (de l'Ecluse) 1526 in Arras geb. Da seine Familie in Frankreich religiösen Verfolgungen unterlag, brachte er den größten Theil seines Lebens in Deutschland und den Niederlanden zu; 1573 folgte er einem Rufe Maximilians II. nach Wien; 1593 wurde er Professor in Leyden, wo er 1609 starb. Ueber das vielbewegte Leben dieses bedeutenden Mannes vergl. Meyer Gesch. der Botanik Bd. 4. 2) Jacques Dalechamp (1513 zu Caen geb., gest. 1588) war
mehr Philolog als beobachtender Naturforscher wie Meyer (Gesch. der Bot. VI. p. 395) sagt. Die deutſchen und niederländiſchen Botaniker deſto mehr beachtet, ohne Bedenken aber werden verwandte Formenauseinander geriſſen, wenn es ſich um das künſtliche Eintheilungs- prinzip handelt. Auch tritt bei dieſen Schriftſtellern deutlich genug hervor, daß es ihnen weit mehr um eine Form des Vortrags als um eine objectiv giltige Eintheilung zu thun iſt. Es iſt ſchlechterdings unmöglich, in unſerer wiſſenſchaftlichen Sprache dem Leſer eine Vorſtellung von dieſen Eintheilungen zu geben, ohne dieſe ſelbſt anzuführen. Um nicht allzu weitläufig zu werden, will ich nur den beſten der eben genannten 3 Schriftſteller (Cluſius) hervorheben 1): In der Rariorum plantarum his- toria, welche bereits 1576 erſchienen war, mir aber in der Auflage von 1601 vorliegt, handelt das 1. Buch von den Bäumen, Sträuchern und Halbſträuchern, das 2. Buch von den Zwiebelpflanzen, das 3. Buch von den wohlriechenden Blumen, das 4. Buch von den nichtriechenden, das 5. Buch von den giftigen, narcotiſchen und ſcharfen Pflanzen, das 6. Buch von Milchſaftgebenden, den Umbelliferen, Farnen, Gräſern, Leguminoſen und einigen Cryptogamen. Aehnlich iſt die Eintheilung aber auch bei Dalechamp2), 1) Carolus Cluſius (de l'Ecluse) 1526 in Arras geb. Da ſeine Familie in Frankreich religiöſen Verfolgungen unterlag, brachte er den größten Theil ſeines Lebens in Deutſchland und den Niederlanden zu; 1573 folgte er einem Rufe Maximilians II. nach Wien; 1593 wurde er Profeſſor in Leyden, wo er 1609 ſtarb. Ueber das vielbewegte Leben dieſes bedeutenden Mannes vergl. Meyer Geſch. der Botanik Bd. 4. 2) Jacques Dalechamp (1513 zu Caen geb., geſt. 1588) war
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Die deutſchen und niederländiſchen Botaniker
deſto mehr beachtet, ohne Bedenken aber werden verwandte Formen
auseinander geriſſen, wenn es ſich um das künſtliche Eintheilungs-
prinzip handelt. Auch tritt bei dieſen Schriftſtellern deutlich
genug hervor, daß es ihnen weit mehr um eine Form des
Vortrags als um eine objectiv giltige Eintheilung zu thun iſt.
Es iſt ſchlechterdings unmöglich, in unſerer wiſſenſchaftlichen Sprache
dem Leſer eine Vorſtellung von dieſen Eintheilungen zu geben,
ohne dieſe ſelbſt anzuführen. Um nicht allzu weitläufig zu
werden, will ich nur den beſten der eben genannten 3 Schriftſteller
(Cluſius) hervorheben 1): In der Rariorum plantarum his-
toria, welche bereits 1576 erſchienen war, mir aber in der
Auflage von 1601 vorliegt, handelt
das 1. Buch von den Bäumen, Sträuchern und Halbſträuchern,
das 2. Buch von den Zwiebelpflanzen,
das 3. Buch von den wohlriechenden Blumen,
das 4. Buch von den nichtriechenden,
das 5. Buch von den giftigen, narcotiſchen und ſcharfen Pflanzen,
das 6. Buch von Milchſaftgebenden, den Umbelliferen, Farnen,
Gräſern, Leguminoſen und einigen Cryptogamen.
Aehnlich iſt die Eintheilung aber auch bei Dalechamp 2),
verwickelter und unnatürlicher in den Pemptaden des Dodo-
naeus; bei beiden aber iſt das Princip offenbar ein ähnliches
wie bei Cluſius. Wie es mit dieſen Eintheilungen gemeint
iſt, zeigen am Beſten die einleitenden Ueberſchriften, wo es z. B.
heißt (Cluſius l. c. p. 127): „Nachdem wir die Geſchichte
der Bäume, Sträucher und Halbſträucher abgehandelt und dieſe
1) Carolus Cluſius (de l'Ecluse) 1526 in Arras geb. Da ſeine
Familie in Frankreich religiöſen Verfolgungen unterlag, brachte er den
größten Theil ſeines Lebens in Deutſchland und den Niederlanden zu;
1573 folgte er einem Rufe Maximilians II. nach Wien; 1593 wurde er
Profeſſor in Leyden, wo er 1609 ſtarb. Ueber das vielbewegte Leben dieſes
bedeutenden Mannes vergl. Meyer Geſch. der Botanik Bd. 4.
2) Jacques Dalechamp (1513 zu Caen geb., geſt. 1588) war
mehr Philolog als beobachtender Naturforſcher wie Meyer (Geſch. der
Bot. VI. p. 395) ſagt.
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