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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Mikroskopische Untersuchung der Befruchtungsvorgänge etc.
häufig zerspringen und ihren Inhalt in Form einer körnig
schleimigen Masse entleeren. Es wurde bereits erwähnt, daß
Koelreuter dieser Ansicht entgegentrat, das Zerspringen für natur-
widrig erklärte, dafür aber das von den Pollenkörnern ausge-
schwitzte Oel als die befruchtende Substanz betrachtete, worin
ihm Joseph Gärtner und Konrad Sprengel folgten. Diese
Ansicht wurde indessen weniger beachtet und bis tief in die
dreißiger Jahre hinein blieb die von Needham und Gleichen
begründete in einem gewissen Ansehen. Die Frage war nun
aber, auf welche Weise diese Inhaltskörnchen des Pollens in die
Samenknospen gelangen sollten. Da bot ein Zufall einen An-
knüpfungspunct für weitere Reflexionen. Amici, der zu an-
derem Zweck die Narbenhaare von Portulaca untersuchte, sah
bei dieser Gelegenheit (1823) den Pollenschlauch aus dem Pollen-
korn hervortreten und die körnige Inhaltsmasse des letzteren, die
sogenannte Fovilla, strömende Bewegungen ähnlich der in den
Charen bekannten ausführen. Der Wunsch, diese merkwürdige
Thatsache zu prüfen und darüber Aufschluß zu gewinnen, "wie
denn eigentlich die befruchtende Substanz von der Narbe absorbirt
werde," veranlaßte Brongniart 1826, eine große Zahl mit
Pollen bedeckter Narben zu untersuchen. Es gelang ihm dabei
zu constatiren, daß die Bildung von Pollenschläuchen eine sehr
verbreitete Erscheinung sei. Mangelhafte Verfolgung des Ge-
sehenen und die Voreingenommenheit für die alte Theorie Need-
ham's hinderten ihn jedoch die Pollenschläuche in ihrem ganzen
Verlauf bis in die Samenknospe hinein kennen zu lernen; er
nahm vielmehr an, daß sie, in die Narbe eingedrungen, sich
öffnen und ihre Inhaltskörnchen entlassen, indem er ausdrücklich
behauptete, daß diese letzteren den Samenthierchen der Thiere ana-
log und der active Theil des Pollens seien. Nunmehr aber griff
Amici die Frage ernster an, er verfolgte 1830 die Pollen-
schläuche nicht nur bis in den Fruchtknoten, sondern fand auch, daß
je einer derselben in die Mikropyle einer Samenknospe eindringe.

So war die Frage plötzlich ihrer Lösung sehr nahe gerückt,
als von verschiedenen Seiten her Abwege eingeschlagen wurden.

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Mikroſkopiſche Unterſuchung der Befruchtungsvorgänge etc.
häufig zerſpringen und ihren Inhalt in Form einer körnig
ſchleimigen Maſſe entleeren. Es wurde bereits erwähnt, daß
Koelreuter dieſer Anſicht entgegentrat, das Zerſpringen für natur-
widrig erklärte, dafür aber das von den Pollenkörnern ausge-
ſchwitzte Oel als die befruchtende Subſtanz betrachtete, worin
ihm Joſeph Gärtner und Konrad Sprengel folgten. Dieſe
Anſicht wurde indeſſen weniger beachtet und bis tief in die
dreißiger Jahre hinein blieb die von Needham und Gleichen
begründete in einem gewiſſen Anſehen. Die Frage war nun
aber, auf welche Weiſe dieſe Inhaltskörnchen des Pollens in die
Samenknoſpen gelangen ſollten. Da bot ein Zufall einen An-
knüpfungspunct für weitere Reflexionen. Amici, der zu an-
derem Zweck die Narbenhaare von Portulaca unterſuchte, ſah
bei dieſer Gelegenheit (1823) den Pollenſchlauch aus dem Pollen-
korn hervortreten und die körnige Inhaltsmaſſe des letzteren, die
ſogenannte Fovilla, ſtrömende Bewegungen ähnlich der in den
Charen bekannten ausführen. Der Wunſch, dieſe merkwürdige
Thatſache zu prüfen und darüber Aufſchluß zu gewinnen, „wie
denn eigentlich die befruchtende Subſtanz von der Narbe abſorbirt
werde,“ veranlaßte Brongniart 1826, eine große Zahl mit
Pollen bedeckter Narben zu unterſuchen. Es gelang ihm dabei
zu conſtatiren, daß die Bildung von Pollenſchläuchen eine ſehr
verbreitete Erſcheinung ſei. Mangelhafte Verfolgung des Ge-
ſehenen und die Voreingenommenheit für die alte Theorie Need-
ham's hinderten ihn jedoch die Pollenſchläuche in ihrem ganzen
Verlauf bis in die Samenknoſpe hinein kennen zu lernen; er
nahm vielmehr an, daß ſie, in die Narbe eingedrungen, ſich
öffnen und ihre Inhaltskörnchen entlaſſen, indem er ausdrücklich
behauptete, daß dieſe letzteren den Samenthierchen der Thiere ana-
log und der active Theil des Pollens ſeien. Nunmehr aber griff
Amici die Frage ernſter an, er verfolgte 1830 die Pollen-
ſchläuche nicht nur bis in den Fruchtknoten, ſondern fand auch, daß
je einer derſelben in die Mikropyle einer Samenknoſpe eindringe.

So war die Frage plötzlich ihrer Löſung ſehr nahe gerückt,
als von verſchiedenen Seiten her Abwege eingeſchlagen wurden.

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[467/0479] Mikroſkopiſche Unterſuchung der Befruchtungsvorgänge etc. häufig zerſpringen und ihren Inhalt in Form einer körnig ſchleimigen Maſſe entleeren. Es wurde bereits erwähnt, daß Koelreuter dieſer Anſicht entgegentrat, das Zerſpringen für natur- widrig erklärte, dafür aber das von den Pollenkörnern ausge- ſchwitzte Oel als die befruchtende Subſtanz betrachtete, worin ihm Joſeph Gärtner und Konrad Sprengel folgten. Dieſe Anſicht wurde indeſſen weniger beachtet und bis tief in die dreißiger Jahre hinein blieb die von Needham und Gleichen begründete in einem gewiſſen Anſehen. Die Frage war nun aber, auf welche Weiſe dieſe Inhaltskörnchen des Pollens in die Samenknoſpen gelangen ſollten. Da bot ein Zufall einen An- knüpfungspunct für weitere Reflexionen. Amici, der zu an- derem Zweck die Narbenhaare von Portulaca unterſuchte, ſah bei dieſer Gelegenheit (1823) den Pollenſchlauch aus dem Pollen- korn hervortreten und die körnige Inhaltsmaſſe des letzteren, die ſogenannte Fovilla, ſtrömende Bewegungen ähnlich der in den Charen bekannten ausführen. Der Wunſch, dieſe merkwürdige Thatſache zu prüfen und darüber Aufſchluß zu gewinnen, „wie denn eigentlich die befruchtende Subſtanz von der Narbe abſorbirt werde,“ veranlaßte Brongniart 1826, eine große Zahl mit Pollen bedeckter Narben zu unterſuchen. Es gelang ihm dabei zu conſtatiren, daß die Bildung von Pollenſchläuchen eine ſehr verbreitete Erſcheinung ſei. Mangelhafte Verfolgung des Ge- ſehenen und die Voreingenommenheit für die alte Theorie Need- ham's hinderten ihn jedoch die Pollenſchläuche in ihrem ganzen Verlauf bis in die Samenknoſpe hinein kennen zu lernen; er nahm vielmehr an, daß ſie, in die Narbe eingedrungen, ſich öffnen und ihre Inhaltskörnchen entlaſſen, indem er ausdrücklich behauptete, daß dieſe letzteren den Samenthierchen der Thiere ana- log und der active Theil des Pollens ſeien. Nunmehr aber griff Amici die Frage ernſter an, er verfolgte 1830 die Pollen- ſchläuche nicht nur bis in den Fruchtknoten, ſondern fand auch, daß je einer derſelben in die Mikropyle einer Samenknoſpe eindringe. So war die Frage plötzlich ihrer Löſung ſehr nahe gerückt, als von verſchiedenen Seiten her Abwege eingeſchlagen wurden. 30*

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/479>, abgerufen am 22.11.2024.