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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Entdeckung der Sexualität der Kryptogamen.
Licht auf die gesammte morphologische Gliederung dieser Klassen
geworfen, durch welche nun erst eine Vergleichung derselben
unter sich und mit den Phanerogamen möglich wurde, und erst
jetzt gelang es, den Sexualact der Muscineen und Gefäßkrypto-
gamen in seiner Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte dieser
Pflanzen richtig zu würdigen. Hofmeister zog aus seinen Be-
obachtungen schon 1849 den Schluß: "Das Prothallium der Ge-
fäßkryptogamen sei morphologisch gleichbedeutend mit der blätter-
tragenden Moospflanze, die beblätterte Pflanze eines Farnkrauts,
eines Lycopodium, einer Rhizocarpee gleichbedeutend mit der
Moosfrucht. Bei Moosen, wie bei Farnen finde eine Unter-
brechung der vegetativen Entwicklung durch die Zeugung, ein
Generationswechsel statt: bei den Gefäßkryptogamen sehr bald
nach der Keimung, bei den Moosen um Vieles später." Es
wurde bereits in der Geschichte der Systematik auf die epoche-
machende Bedeutung dieser Entdeckung hingewiesen. Für die
Lehre von der Sexualität der Pflanzen war die von Hofmeister be-
gründete Auffassung dieser Verhältnisse nicht minder wichtig; mit
einem Schlage waren alle älteren falschen Analogieen zwischen
Phanerogamen und Kryptogamen zerstört und das wirklich Ueber-
einstimmende aufgefunden: wie in der Samenknospe der Pha-
nerogamen, so hatte Hofmeister im Archegonium der Krypto-
gamen denjenigen Körper aufgefunden, welcher sich nach der Be-
fruchtung zum Embryo ausbildet, das Keimbläschen oder die
Eizelle. Hier lag der Ausgangspunct für jede weitere metho-
dische Vergleichung bei der geschlechtlichen Fortpflanzung der
Kryptogamen und Phanerogamen. Alles andere war von secun-
därer Bedeutung, auch das, daß die Befruchtung der Eizelle bei
den Kryptogamen nicht durch einen Pollenschlauch, sondern durch
Spermatozoiden stattfindet. Es war nun leicht auch in anderen
von Hofmeister noch nicht beobachteten Fällen die entsprechenden
Generationsverhältnisse nachzuweisen.

Seine Angaben und Schlüsse wurden 1850 von Mettenius
bezüglich der Selaginella und Isoetes bestätigt und erweitert, und
1851 erschien Hofmeister's umfassendes Werk: "die vergleichenden

Entdeckung der Sexualität der Kryptogamen.
Licht auf die geſammte morphologiſche Gliederung dieſer Klaſſen
geworfen, durch welche nun erſt eine Vergleichung derſelben
unter ſich und mit den Phanerogamen möglich wurde, und erſt
jetzt gelang es, den Sexualact der Muscineen und Gefäßkrypto-
gamen in ſeiner Bedeutung für die Entwicklungsgeſchichte dieſer
Pflanzen richtig zu würdigen. Hofmeiſter zog aus ſeinen Be-
obachtungen ſchon 1849 den Schluß: „Das Prothallium der Ge-
fäßkryptogamen ſei morphologiſch gleichbedeutend mit der blätter-
tragenden Moospflanze, die beblätterte Pflanze eines Farnkrauts,
eines Lycopodium, einer Rhizocarpee gleichbedeutend mit der
Moosfrucht. Bei Mooſen, wie bei Farnen finde eine Unter-
brechung der vegetativen Entwicklung durch die Zeugung, ein
Generationswechſel ſtatt: bei den Gefäßkryptogamen ſehr bald
nach der Keimung, bei den Mooſen um Vieles ſpäter.“ Es
wurde bereits in der Geſchichte der Syſtematik auf die epoche-
machende Bedeutung dieſer Entdeckung hingewieſen. Für die
Lehre von der Sexualität der Pflanzen war die von Hofmeiſter be-
gründete Auffaſſung dieſer Verhältniſſe nicht minder wichtig; mit
einem Schlage waren alle älteren falſchen Analogieen zwiſchen
Phanerogamen und Kryptogamen zerſtört und das wirklich Ueber-
einſtimmende aufgefunden: wie in der Samenknoſpe der Pha-
nerogamen, ſo hatte Hofmeiſter im Archegonium der Krypto-
gamen denjenigen Körper aufgefunden, welcher ſich nach der Be-
fruchtung zum Embryo ausbildet, das Keimbläschen oder die
Eizelle. Hier lag der Ausgangspunct für jede weitere metho-
diſche Vergleichung bei der geſchlechtlichen Fortpflanzung der
Kryptogamen und Phanerogamen. Alles andere war von ſecun-
därer Bedeutung, auch das, daß die Befruchtung der Eizelle bei
den Kryptogamen nicht durch einen Pollenſchlauch, ſondern durch
Spermatozoiden ſtattfindet. Es war nun leicht auch in anderen
von Hofmeiſter noch nicht beobachteten Fällen die entſprechenden
Generationsverhältniſſe nachzuweiſen.

Seine Angaben und Schlüſſe wurden 1850 von Mettenius
bezüglich der Selaginella und Isoetes beſtätigt und erweitert, und
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[475/0487] Entdeckung der Sexualität der Kryptogamen. Licht auf die geſammte morphologiſche Gliederung dieſer Klaſſen geworfen, durch welche nun erſt eine Vergleichung derſelben unter ſich und mit den Phanerogamen möglich wurde, und erſt jetzt gelang es, den Sexualact der Muscineen und Gefäßkrypto- gamen in ſeiner Bedeutung für die Entwicklungsgeſchichte dieſer Pflanzen richtig zu würdigen. Hofmeiſter zog aus ſeinen Be- obachtungen ſchon 1849 den Schluß: „Das Prothallium der Ge- fäßkryptogamen ſei morphologiſch gleichbedeutend mit der blätter- tragenden Moospflanze, die beblätterte Pflanze eines Farnkrauts, eines Lycopodium, einer Rhizocarpee gleichbedeutend mit der Moosfrucht. Bei Mooſen, wie bei Farnen finde eine Unter- brechung der vegetativen Entwicklung durch die Zeugung, ein Generationswechſel ſtatt: bei den Gefäßkryptogamen ſehr bald nach der Keimung, bei den Mooſen um Vieles ſpäter.“ Es wurde bereits in der Geſchichte der Syſtematik auf die epoche- machende Bedeutung dieſer Entdeckung hingewieſen. Für die Lehre von der Sexualität der Pflanzen war die von Hofmeiſter be- gründete Auffaſſung dieſer Verhältniſſe nicht minder wichtig; mit einem Schlage waren alle älteren falſchen Analogieen zwiſchen Phanerogamen und Kryptogamen zerſtört und das wirklich Ueber- einſtimmende aufgefunden: wie in der Samenknoſpe der Pha- nerogamen, ſo hatte Hofmeiſter im Archegonium der Krypto- gamen denjenigen Körper aufgefunden, welcher ſich nach der Be- fruchtung zum Embryo ausbildet, das Keimbläschen oder die Eizelle. Hier lag der Ausgangspunct für jede weitere metho- diſche Vergleichung bei der geſchlechtlichen Fortpflanzung der Kryptogamen und Phanerogamen. Alles andere war von ſecun- därer Bedeutung, auch das, daß die Befruchtung der Eizelle bei den Kryptogamen nicht durch einen Pollenſchlauch, ſondern durch Spermatozoiden ſtattfindet. Es war nun leicht auch in anderen von Hofmeiſter noch nicht beobachteten Fällen die entſprechenden Generationsverhältniſſe nachzuweiſen. Seine Angaben und Schlüſſe wurden 1850 von Mettenius bezüglich der Selaginella und Isoetes beſtätigt und erweitert, und 1851 erſchien Hofmeiſter's umfaſſendes Werk: „die vergleichenden

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/487>, abgerufen am 22.11.2024.