verbundenen Humustheorie gehörte auch, daß man die Aschen- bestandtheile der Pflanzen entweder nur als zufällige Beimeng- ungen oder als Reizmittel betrachtete, oder sie geradezu als Er- zeugnisse der Lebenskraft in der Pflanze entstehen ließ.
In den zwanziger und dreißiger Jahren jedoch begann sich bereits von verschiedenenen Seiten her die Reaction gegen die Theorie der Lebenskraft zu regen; den Chemikern gelang es, organische Verbindungen, die man früher als die Producte der- selben betrachtet hatte, künstlich herzustellen; Dutrochet entdeckte in der Endosmose einen physikalischen Vorgang, der geeignet war, verschiedene Lebenserscheinungen der Pflanzen auf physika- lisch mechanische Principien zurückzuführen; Saussure und Andere zeigten, daß die Eigenwärme der Pflanzen ein Product der Sauerstoffathmung sei und mit dem Beginn der vierziger Jahre konnte die frühere Theorie der Lebenskraft als veraltet und abgethan angesehen werden. Nun aber kam es darauf an, die unter ihrem Einfluß und dem der Humustheorie gänzlich verkannten Resultate von Ingen-Houß und Saussure wieder in ihr Recht einzusetzen. Liebig war es, der 1840 die Humustheorie beseitigte, den Kohlenstoff der Pflanzen ganz aus- schließlich auf die atmosphärische Kohlensäure, den Stickstoffgehalt derselben auf das Ammoniak und seine Derivate zurückführte, die Aschenbestandtheile als wesentliche Faktoren der Ernährung in Anspruch nahm und von den allgemeinen Gesetzen der Chemie ausgehend, vorwiegend auf deduktivem Wege einen Einblick in die chemischen Vorgänge der Assimilation und des Stoffwechsels zu gewinnen suchte. Erst in dem Zusammenhang, den Liebig den mit der Ernährung verbundenen Erscheinungen zu geben wußte, trat jetzt der ganze theoretische Werth der von Ingen- Houß, Senebier und Saussure gefundenen Thatsachen hervor. Es kam nun plötzlich neues Leben in die Ernährungs- lehre, ein fester Boden war gewonnen, und unbeirrt durch die früheren von der Lebenskraft erhobenen Schwierigkeiten galt es nun, an der Hand der physikalischen und chemischen Kräfte die Untersuchung der Ernährungserscheinungen von Neuem weiterzu-
Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
verbundenen Humustheorie gehörte auch, daß man die Aſchen- beſtandtheile der Pflanzen entweder nur als zufällige Beimeng- ungen oder als Reizmittel betrachtete, oder ſie geradezu als Er- zeugniſſe der Lebenskraft in der Pflanze entſtehen ließ.
In den zwanziger und dreißiger Jahren jedoch begann ſich bereits von verſchiedenenen Seiten her die Reaction gegen die Theorie der Lebenskraft zu regen; den Chemikern gelang es, organiſche Verbindungen, die man früher als die Producte der- ſelben betrachtet hatte, künſtlich herzuſtellen; Dutrochet entdeckte in der Endosmoſe einen phyſikaliſchen Vorgang, der geeignet war, verſchiedene Lebenserſcheinungen der Pflanzen auf phyſika- liſch mechaniſche Principien zurückzuführen; Sauſſure und Andere zeigten, daß die Eigenwärme der Pflanzen ein Product der Sauerſtoffathmung ſei und mit dem Beginn der vierziger Jahre konnte die frühere Theorie der Lebenskraft als veraltet und abgethan angeſehen werden. Nun aber kam es darauf an, die unter ihrem Einfluß und dem der Humustheorie gänzlich verkannten Reſultate von Ingen-Houß und Sauſſure wieder in ihr Recht einzuſetzen. Liebig war es, der 1840 die Humustheorie beſeitigte, den Kohlenſtoff der Pflanzen ganz aus- ſchließlich auf die atmosphäriſche Kohlenſäure, den Stickſtoffgehalt derſelben auf das Ammoniak und ſeine Derivate zurückführte, die Aſchenbeſtandtheile als weſentliche Faktoren der Ernährung in Anſpruch nahm und von den allgemeinen Geſetzen der Chemie ausgehend, vorwiegend auf deduktivem Wege einen Einblick in die chemiſchen Vorgänge der Aſſimilation und des Stoffwechſels zu gewinnen ſuchte. Erſt in dem Zuſammenhang, den Liebig den mit der Ernährung verbundenen Erſcheinungen zu geben wußte, trat jetzt der ganze theoretiſche Werth der von Ingen- Houß, Senebier und Sauſſure gefundenen Thatſachen hervor. Es kam nun plötzlich neues Leben in die Ernährungs- lehre, ein feſter Boden war gewonnen, und unbeirrt durch die früheren von der Lebenskraft erhobenen Schwierigkeiten galt es nun, an der Hand der phyſikaliſchen und chemiſchen Kräfte die Unterſuchung der Ernährungserſcheinungen von Neuem weiterzu-
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Geſchichte der Ernährungstheorie der Pflanzen.
verbundenen Humustheorie gehörte auch, daß man die Aſchen-
beſtandtheile der Pflanzen entweder nur als zufällige Beimeng-
ungen oder als Reizmittel betrachtete, oder ſie geradezu als Er-
zeugniſſe der Lebenskraft in der Pflanze entſtehen ließ.
In den zwanziger und dreißiger Jahren jedoch begann ſich
bereits von verſchiedenenen Seiten her die Reaction gegen die
Theorie der Lebenskraft zu regen; den Chemikern gelang es,
organiſche Verbindungen, die man früher als die Producte der-
ſelben betrachtet hatte, künſtlich herzuſtellen; Dutrochet entdeckte
in der Endosmoſe einen phyſikaliſchen Vorgang, der geeignet
war, verſchiedene Lebenserſcheinungen der Pflanzen auf phyſika-
liſch mechaniſche Principien zurückzuführen; Sauſſure und
Andere zeigten, daß die Eigenwärme der Pflanzen ein Product
der Sauerſtoffathmung ſei und mit dem Beginn der vierziger
Jahre konnte die frühere Theorie der Lebenskraft als veraltet
und abgethan angeſehen werden. Nun aber kam es darauf an,
die unter ihrem Einfluß und dem der Humustheorie gänzlich
verkannten Reſultate von Ingen-Houß und Sauſſure
wieder in ihr Recht einzuſetzen. Liebig war es, der 1840 die
Humustheorie beſeitigte, den Kohlenſtoff der Pflanzen ganz aus-
ſchließlich auf die atmosphäriſche Kohlenſäure, den Stickſtoffgehalt
derſelben auf das Ammoniak und ſeine Derivate zurückführte,
die Aſchenbeſtandtheile als weſentliche Faktoren der Ernährung
in Anſpruch nahm und von den allgemeinen Geſetzen der Chemie
ausgehend, vorwiegend auf deduktivem Wege einen Einblick in
die chemiſchen Vorgänge der Aſſimilation und des Stoffwechſels
zu gewinnen ſuchte. Erſt in dem Zuſammenhang, den Liebig
den mit der Ernährung verbundenen Erſcheinungen zu geben
wußte, trat jetzt der ganze theoretiſche Werth der von Ingen-
Houß, Senebier und Sauſſure gefundenen Thatſachen
hervor. Es kam nun plötzlich neues Leben in die Ernährungs-
lehre, ein feſter Boden war gewonnen, und unbeirrt durch die
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nun, an der Hand der phyſikaliſchen und chemiſchen Kräfte die
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/497>, abgerufen am 22.11.2024.
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