Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.Geschichte der Sexualtheorie. Principien noch aus einigen, unter sich verschiedenen Theilenzusammengesetzt sind, die jedoch ihrer Kleinheit wegen durch kein Mittel der Kunst, ihrer Figur oder sonstigen Eigenschaften nach, zu erkennen sind. Nachdem er weiter gezeigt, wie sich gewisse Principien mit einander verbinden, fährt er fort, er wolle den- selben durchaus nicht etwa ein Bewußtsein (connaissance) zu schreiben, durch welches sie sich zu vereinigen suchen; er glaube vielmehr, daß sie eine natürliche Disposition besitzen, sich reciprok gegen einander zu bewegen und in Folge dessen sich genau zu verbinden, sobald sie einander berühren; obgleich es sehr schwierig sei, die Art dieser Disposition zu bestimmen, genüge es doch zu wissen, daß sich in der Natur viele Beispiele derartiger Beweg- ungen finden: so bewegen sich die schweren Körper gegen das Centrum der Erde, das Eisen gegen den Magneten; und diese Bewegungen seien kaum schwieriger zu begreifen, als die der Planeten in ihren Kreisen oder diejenigen der Sonne um ihre eigene Axe, oder die Bewegung des Herzens in einem lebenden Thiere. Mit dieser ersten Hypothese stellt sich Mariotte, im Gegensatz zu der damals noch vielfach unter Botanikern und Physiologen herrschenden aristotelischen Lehre mit ihren Entelechieen und Zweckbegriffen, ganz auf den Boden der modernen Natur- wissenschaft mit ihrer atomistischen Grundlage und der Annahme nothwendig wirkender Anziehungskräfte. Mariotte's zweite Hypothese betrifft nun im Specielleren Geſchichte der Sexualtheorie. Principien noch aus einigen, unter ſich verſchiedenen Theilenzuſammengeſetzt ſind, die jedoch ihrer Kleinheit wegen durch kein Mittel der Kunſt, ihrer Figur oder ſonſtigen Eigenſchaften nach, zu erkennen ſind. Nachdem er weiter gezeigt, wie ſich gewiſſe Principien mit einander verbinden, fährt er fort, er wolle den- ſelben durchaus nicht etwa ein Bewußtſein (connaissance) zu ſchreiben, durch welches ſie ſich zu vereinigen ſuchen; er glaube vielmehr, daß ſie eine natürliche Dispoſition beſitzen, ſich reciprok gegen einander zu bewegen und in Folge deſſen ſich genau zu verbinden, ſobald ſie einander berühren; obgleich es ſehr ſchwierig ſei, die Art dieſer Dispoſition zu beſtimmen, genüge es doch zu wiſſen, daß ſich in der Natur viele Beiſpiele derartiger Beweg- ungen finden: ſo bewegen ſich die ſchweren Körper gegen das Centrum der Erde, das Eiſen gegen den Magneten; und dieſe Bewegungen ſeien kaum ſchwieriger zu begreifen, als die der Planeten in ihren Kreiſen oder diejenigen der Sonne um ihre eigene Axe, oder die Bewegung des Herzens in einem lebenden Thiere. Mit dieſer erſten Hypotheſe ſtellt ſich Mariotte, im Gegenſatz zu der damals noch vielfach unter Botanikern und Phyſiologen herrſchenden ariſtoteliſchen Lehre mit ihren Entelechieen und Zweckbegriffen, ganz auf den Boden der modernen Natur- wiſſenſchaft mit ihrer atomiſtiſchen Grundlage und der Annahme nothwendig wirkender Anziehungskräfte. Mariotte's zweite Hypotheſe betrifft nun im Specielleren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0512" n="500"/><fw place="top" type="header">Geſchichte der Sexualtheorie.</fw><lb/> Principien noch aus einigen, unter ſich verſchiedenen Theilen<lb/> zuſammengeſetzt ſind, die jedoch ihrer Kleinheit wegen durch kein<lb/> Mittel der Kunſt, ihrer Figur oder ſonſtigen Eigenſchaften nach,<lb/> zu erkennen ſind. 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Geſchichte der Sexualtheorie.
Principien noch aus einigen, unter ſich verſchiedenen Theilen
zuſammengeſetzt ſind, die jedoch ihrer Kleinheit wegen durch kein
Mittel der Kunſt, ihrer Figur oder ſonſtigen Eigenſchaften nach,
zu erkennen ſind. Nachdem er weiter gezeigt, wie ſich gewiſſe
Principien mit einander verbinden, fährt er fort, er wolle den-
ſelben durchaus nicht etwa ein Bewußtſein (connaissance) zu
ſchreiben, durch welches ſie ſich zu vereinigen ſuchen; er glaube
vielmehr, daß ſie eine natürliche Dispoſition beſitzen, ſich reciprok
gegen einander zu bewegen und in Folge deſſen ſich genau zu
verbinden, ſobald ſie einander berühren; obgleich es ſehr ſchwierig
ſei, die Art dieſer Dispoſition zu beſtimmen, genüge es doch zu
wiſſen, daß ſich in der Natur viele Beiſpiele derartiger Beweg-
ungen finden: ſo bewegen ſich die ſchweren Körper gegen das
Centrum der Erde, das Eiſen gegen den Magneten; und dieſe
Bewegungen ſeien kaum ſchwieriger zu begreifen, als die der
Planeten in ihren Kreiſen oder diejenigen der Sonne um ihre
eigene Axe, oder die Bewegung des Herzens in einem lebenden
Thiere. Mit dieſer erſten Hypotheſe ſtellt ſich Mariotte, im
Gegenſatz zu der damals noch vielfach unter Botanikern und
Phyſiologen herrſchenden ariſtoteliſchen Lehre mit ihren Entelechieen
und Zweckbegriffen, ganz auf den Boden der modernen Natur-
wiſſenſchaft mit ihrer atomiſtiſchen Grundlage und der Annahme
nothwendig wirkender Anziehungskräfte.
Mariotte's zweite Hypotheſe betrifft nun im Specielleren
die chemiſche Natur der Pflanzen ſelbſt; er nimmt an, daß
mehrere ſeiner principes grossiers in jeder Pflanze enthalten
ſind und zunächſt ſucht er die Herkunft derſelben nachzuweiſen:
die Luftſtäubchen, ſagt er, die durch den Blitz verbrannt, nach
Schwefel riechen, werden von meteoriſchem Waſſer in die Erde
geführt und nebſt Theilen derſelben in die Pflanze aufgenommen.
Ferner ergebe die Deſtillation bei allen Pflanzen Waſſer, welches
die Chemiker Phlegma nennen, außerdem Säuren und Ammoniak,
und wenn man den Deſtillationsrückſtand verbrennt, ſo bleibe
Aſche übrig, aus der man eine geſchmackloſe, in Waſſer nicht
lösliche Erde und fixe Salze gewinnt, die ſich unter einander
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