setzen, also nicht einfach hinabsinken, und Pinot 1829, daß sie auch in Quecksilber eindringen, daß also Knight's Theorie wenigstens betreffs der Wurzeln ungenügend ist; eine bessere wurde jedoch selbst bis heute nicht gefunden und seine Ansicht von dem Vorgang der Aufwärtskrümmung der Stengel ist eben- falls auch heut noch nicht durch eine andere, allgemein ange- nommene ersetzt.
Bis in die zwanziger Jahre hatte sich allgemein die An- nahme erhalten, daß die Bewegungen der Pflanzentheile durch die Spiralgefäße, oder, was damals gleichbedeutend war, durch die Gefäßbündel vermittelt werden. Da war es ein Ereigniß von Bedeutung, als Dutrochet 1822 bewies, daß die Beweg- ungen der Mimosenblätter durch die wechselnde Expansion der antagonistischen Parenchymmassen ihrer Polster hervorgerufen werden, daß bei den Krümmungen der letzteren das centrale Gefäßbündel also nur passiv mitgekrümmt wird. Zu dieser An- sicht war allerdings schon 1790 Lindsay durch ganz ähnliche Versuche, wie Dutrochet gelangt; seine ungedruckte Abhandlung darüber wurde aber erst 1827 von Burnett und Mayo an's Licht gezogen. Unter dessen hatte Dutrochet auch schon er- kannt, daß das Licht die Bewegungen der Blätter in sehr ver- schiedenem Sinne beeinflußt, indem es die in dauernder Finster- niß starr gewordenen erst wieder in den normalen beweglichen Zustand versetzt, daß aber Beleuchtungswechsel auf diesen letzteren als Bewegungsreiz einwirkt.
Im Laufe der zwanziger Jahre regte sich vielseitig das In- teresse an den verschiedenen Bewegungen der Pflanzenorgane. Im Jahr 1826 stellte die medicinische Facultät in Tübingen eine Preisfrage, welche Auskunft über die Eigenschaften der Ranken und Schlingpflanzen verlangte und dabei alle diejenigen Puncte hervorhob, welche nothwendig erst bereinigt sein mußten, wenn eine tiefere Einsicht in die Bewegungen dieser Organe, die man bis dahin fast ganz vernachlässigt hatte, gewonnen werden sollte. Die beiden gekrönten Preisschriften wurden 1827 publicirt. Die eine war von Palm, die andere von Hugo Mohl, beide
Geſchichte der Phytodynamik.
ſetzen, alſo nicht einfach hinabſinken, und Pinot 1829, daß ſie auch in Queckſilber eindringen, daß alſo Knight's Theorie wenigſtens betreffs der Wurzeln ungenügend iſt; eine beſſere wurde jedoch ſelbſt bis heute nicht gefunden und ſeine Anſicht von dem Vorgang der Aufwärtskrümmung der Stengel iſt eben- falls auch heut noch nicht durch eine andere, allgemein ange- nommene erſetzt.
Bis in die zwanziger Jahre hatte ſich allgemein die An- nahme erhalten, daß die Bewegungen der Pflanzentheile durch die Spiralgefäße, oder, was damals gleichbedeutend war, durch die Gefäßbündel vermittelt werden. Da war es ein Ereigniß von Bedeutung, als Dutrochet 1822 bewies, daß die Beweg- ungen der Mimoſenblätter durch die wechſelnde Expanſion der antagoniſtiſchen Parenchymmaſſen ihrer Polſter hervorgerufen werden, daß bei den Krümmungen der letzteren das centrale Gefäßbündel alſo nur paſſiv mitgekrümmt wird. Zu dieſer An- ſicht war allerdings ſchon 1790 Lindſay durch ganz ähnliche Verſuche, wie Dutrochet gelangt; ſeine ungedruckte Abhandlung darüber wurde aber erſt 1827 von Burnett und Mayo an's Licht gezogen. Unter deſſen hatte Dutrochet auch ſchon er- kannt, daß das Licht die Bewegungen der Blätter in ſehr ver- ſchiedenem Sinne beeinflußt, indem es die in dauernder Finſter- niß ſtarr gewordenen erſt wieder in den normalen beweglichen Zuſtand verſetzt, daß aber Beleuchtungswechſel auf dieſen letzteren als Bewegungsreiz einwirkt.
Im Laufe der zwanziger Jahre regte ſich vielſeitig das In- tereſſe an den verſchiedenen Bewegungen der Pflanzenorgane. Im Jahr 1826 ſtellte die mediciniſche Facultät in Tübingen eine Preisfrage, welche Auskunft über die Eigenſchaften der Ranken und Schlingpflanzen verlangte und dabei alle diejenigen Puncte hervorhob, welche nothwendig erſt bereinigt ſein mußten, wenn eine tiefere Einſicht in die Bewegungen dieſer Organe, die man bis dahin faſt ganz vernachläſſigt hatte, gewonnen werden ſollte. Die beiden gekrönten Preisſchriften wurden 1827 publicirt. Die eine war von Palm, die andere von Hugo Mohl, beide
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Geſchichte der Phytodynamik.
ſetzen, alſo nicht einfach hinabſinken, und Pinot 1829, daß ſie
auch in Queckſilber eindringen, daß alſo Knight's Theorie
wenigſtens betreffs der Wurzeln ungenügend iſt; eine beſſere
wurde jedoch ſelbſt bis heute nicht gefunden und ſeine Anſicht
von dem Vorgang der Aufwärtskrümmung der Stengel iſt eben-
falls auch heut noch nicht durch eine andere, allgemein ange-
nommene erſetzt.
Bis in die zwanziger Jahre hatte ſich allgemein die An-
nahme erhalten, daß die Bewegungen der Pflanzentheile durch
die Spiralgefäße, oder, was damals gleichbedeutend war, durch
die Gefäßbündel vermittelt werden. Da war es ein Ereigniß
von Bedeutung, als Dutrochet 1822 bewies, daß die Beweg-
ungen der Mimoſenblätter durch die wechſelnde Expanſion der
antagoniſtiſchen Parenchymmaſſen ihrer Polſter hervorgerufen
werden, daß bei den Krümmungen der letzteren das centrale
Gefäßbündel alſo nur paſſiv mitgekrümmt wird. Zu dieſer An-
ſicht war allerdings ſchon 1790 Lindſay durch ganz ähnliche
Verſuche, wie Dutrochet gelangt; ſeine ungedruckte Abhandlung
darüber wurde aber erſt 1827 von Burnett und Mayo an's
Licht gezogen. Unter deſſen hatte Dutrochet auch ſchon er-
kannt, daß das Licht die Bewegungen der Blätter in ſehr ver-
ſchiedenem Sinne beeinflußt, indem es die in dauernder Finſter-
niß ſtarr gewordenen erſt wieder in den normalen beweglichen
Zuſtand verſetzt, daß aber Beleuchtungswechſel auf dieſen letzteren
als Bewegungsreiz einwirkt.
Im Laufe der zwanziger Jahre regte ſich vielſeitig das In-
tereſſe an den verſchiedenen Bewegungen der Pflanzenorgane.
Im Jahr 1826 ſtellte die mediciniſche Facultät in Tübingen
eine Preisfrage, welche Auskunft über die Eigenſchaften der
Ranken und Schlingpflanzen verlangte und dabei alle diejenigen
Puncte hervorhob, welche nothwendig erſt bereinigt ſein mußten,
wenn eine tiefere Einſicht in die Bewegungen dieſer Organe, die
man bis dahin faſt ganz vernachläſſigt hatte, gewonnen werden
ſollte. Die beiden gekrönten Preisſchriften wurden 1827 publicirt.
Die eine war von Palm, die andere von Hugo Mohl, beide
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/606>, abgerufen am 23.11.2024.
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