Sachs, Hans: Die irrfart Ulissi mit den Werbern und seiner gemahel Penelope. In: Sehr herrliche, schöne, und warhaffte Gedicht. Das dritt vnd letzt Buch. Nürnberg, 1561, S. 91b-103a.Weltlich vnd Poetisch histori. [Spaltenumbruch]
Den ich kaumb genug Sew kan
mestenJch wolt das sie den Ketsch dran fressen Auff das sie darnach nichts mehr essen. Vlisses
kombt vnd spricht.
O alter ich bitt dich durch Gott Gib mir ein Suppen vnd ein Brodt650 Auff das deß hungers ich mich wehr. Ewmeus der Sewhirdt.
Komb herein Gast vnd mit mir zer Jch theil dir mit was ich vermag Jch sitz gleich da vnd seuftz vnd klag Das mein frumer Fürst Vlisses655 Auch etwan Betlers weiß dir gmeß Vmb zeucht muß sich in armut nehren Dieweil mit vberfluß verzeren Jm frembde freßling all sein gut Das selb bekümert mir mein mut660 Das ich mag nit mehr frölich sein. Vlisses
spricht.
Sag mir wer ist der Herre dein. Wann ich zeuch auch weit vmb im landt Ob er mir etwan stieß zu handt. Ewemeus
spricht.
Ach Gott er ist vor zweintzig jaren665 Mit den Griechen für Troya gfaren Nun hat man seit her nit vernummen Ein bottschaft wo er hin sey kummen Ob er sey lebendt oder todt. Vlisses
hebt zwen Finger auff vnnd spricht. Hör alter ich schwer dir bey Gott670 Das Vlisses der Fürste hoch Verhanden ist vnd lebet noch Vnd wird auch noch in diesem iar [Spaltenumbruch] Haimkummen in sein landt fürwar Vnd sich auch an all denen rechen675 Die in seim Hof schlemen vnd zechen Vnd seim gmahel vnd lieben Sohn So schwerlich belaidigen thon Gwiß vnd fürwar ich dir das sag. Ewmeus
spricht.
O solt ich erleben den tag680 Das mein Vlisses wider khem Vnd sein herrschaft wider einnemb Kein grösser frewd kündt ich mehr haben Denn so er die vnuerschembten Knaben Hinrichtet zu irem verderben685 Denn wolt ich dester senfter sterben Jch hab aber sorg du felest weit Weil vil landtfahrer diese zeit Haben gsagt sie haben in nehen Mein Herren Vlissem gesehen690 Doch als erlogen vnd erdicht Welches doch in dem grundt war nicht Zu erlangen gut bottenbrodt. Vlisses
spricht.
Jch merck es ist on alle noth Das ich vil schwür in dieser frist695 Weil du so gar vnglaubig bist Nun hab ich je gar in der nehen Dein Herren frisch vnd gsundt gesehen Der sagt mir auch von seinem Suhn Thelemacho/sag mir auch nun700 Wo der selb sein Sohn jetzundt ist Das het sein Vatter gern gewist. Vlissi r
Weltlich vnd Poetisch histori. [Spaltenumbruch]
Den ich kaumb genug Sew kan
meſtenJch wolt das ſie den Ketſch dran freſſen Auff das ſie darnach nichts mehꝛ eſſen. Vliſſes
kombt vnd ſpꝛicht.
O alter ich bitt dich durch Gott Gib mir ein Suppen vnd ein Brodt650 Auff das deß hungers ich mich wehꝛ. Ewmeus der Sewhirdt.
Komb herein Gaſt vnd mit mir zer Jch theil dir mit was ich vermag Jch ſitz gleich da vnd ſeuftz vnd klag Das mein frumer Fuͤrſt Vliſſes655 Auch etwan Betlers weiß dir gmeß Vmb zeucht muß ſich in armut nehꝛen Dieweil mit vberfluß verzeren Jm frembde freßling all ſein gut Das ſelb bekuͤmert mir mein mut660 Das ich mag nit mehꝛ froͤlich ſein. Vliſſes
ſpꝛicht.
Sag mir wer iſt der Herꝛe dein. Wañ ich zeuch auch weit vmb im landt Ob er mir etwan ſtieß zu handt. Ewemeus
ſpꝛicht.
Ach Gott er iſt vor zweintzig jaren665 Mit den Griechen fuͤr Troya gfaren Nun hat man ſeit her nit vernummen Ein bottſchaft wo er hin ſey kummen Ob er ſey lebendt oder todt. Vliſſes
hebt zwen Finger auff vnnd ſpꝛicht. Hoͤr alter ich ſchwer dir bey Gott670 Das Vliſſes der Fuͤrſte hoch Verhanden iſt vnd lebet noch Vnd wird auch noch in dieſem iar [Spaltenumbruch] Haimkummen in ſein landt fuͤrwar Vnd ſich auch an all denen rechen675 Die in ſeim Hof ſchlemen vnd zechen Vnd ſeim gmahel vnd lieben Sohn So ſchwerlich belaidigen thon Gwiß vnd fuͤrwar ich dir das ſag. Ewmeus
ſpꝛicht.
O ſolt ich erleben den tag680 Das mein Vliſſes wider khem Vnd ſein herꝛſchaft wider einnemb Kein groͤſſer frewd kuͤndt ich mehꝛ haben Deñ ſo er die vnuerſchembten Knaben Hinrichtet zu irem verderben685 Deñ wolt ich deſter ſenfter ſterben Jch hab aber ſorg du feleſt weit Weil vil landtfahꝛer dieſe zeit Haben gſagt ſie haben in nehen Mein Herꝛen Vliſſem geſehen690 Doch als erlogen vnd erdicht Welches doch in dem grundt war nicht Zu erlangen gut bottenbꝛodt. Vliſſes
ſpꝛicht.
Jch merck es iſt on alle noth Das ich vil ſchwuͤr in dieſer friſt695 Weil du ſo gar vnglaubig biſt Nun hab ich je gar in der nehen Dein Herꝛen friſch vnd gſundt geſehen Der ſagt mir auch von ſeinem Suhn Thelemacho/ſag mir auch nun700 Wo der ſelb ſein Sohn jetzundt iſt Das het ſein Vatter gern gewiſt. Vliſſi r
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Weltlich vnd Poetisch histori.
Den ich kaumb genug Sew kan meſten
Jch wolt das ſie den Ketſch dran freſſen
Auff das ſie darnach nichts mehꝛ eſſen.
Vliſſes kombt vnd ſpꝛicht.
O alter ich bitt dich durch Gott
Gib mir ein Suppen vnd ein Brodt 650
Auff das deß hungers ich mich wehꝛ.
Ewmeus der Sewhirdt.
Komb herein Gaſt vnd mit mir zer
Jch theil dir mit was ich vermag
Jch ſitz gleich da vnd ſeuftz vnd klag
Das mein frumer Fuͤrſt Vliſſes 655
Auch etwan Betlers weiß dir gmeß
Vmb zeucht muß ſich in armut nehꝛen
Dieweil mit vberfluß verzeren
Jm frembde freßling all ſein gut
Das ſelb bekuͤmert mir mein mut 660
Das ich mag nit mehꝛ froͤlich ſein.
Vliſſes ſpꝛicht.
Sag mir wer iſt der Herꝛe dein.
Wañ ich zeuch auch weit vmb im landt
Ob er mir etwan ſtieß zu handt.
Ewemeus ſpꝛicht.
Ach Gott er iſt vor zweintzig jaren 665
Mit den Griechen fuͤr Troya gfaren
Nun hat man ſeit her nit vernummen
Ein bottſchaft wo er hin ſey kummen
Ob er ſey lebendt oder todt.
Vliſſes hebt zwen Finger
auff vnnd ſpꝛicht.
Hoͤr alter ich ſchwer dir bey Gott 670
Das Vliſſes der Fuͤrſte hoch
Verhanden iſt vnd lebet noch
Vnd wird auch noch in dieſem iar
Haimkummen in ſein landt fuͤrwar
Vnd ſich auch an all denen rechen 675
Die in ſeim Hof ſchlemen vnd zechen
Vnd ſeim gmahel vnd lieben Sohn
So ſchwerlich belaidigen thon
Gwiß vnd fuͤrwar ich dir das ſag.
Ewmeus ſpꝛicht.
O ſolt ich erleben den tag 680
Das mein Vliſſes wider khem
Vnd ſein herꝛſchaft wider einnemb
Kein groͤſſer frewd kuͤndt ich mehꝛ haben
Deñ ſo er die vnuerſchembten Knaben
Hinrichtet zu irem verderben 685
Deñ wolt ich deſter ſenfter ſterben
Jch hab aber ſorg du feleſt weit
Weil vil landtfahꝛer dieſe zeit
Haben gſagt ſie haben in nehen
Mein Herꝛen Vliſſem geſehen 690
Doch als erlogen vnd erdicht
Welches doch in dem grundt war nicht
Zu erlangen gut bottenbꝛodt.
Vliſſes ſpꝛicht.
Jch merck es iſt on alle noth
Das ich vil ſchwuͤr in dieſer friſt 695
Weil du ſo gar vnglaubig biſt
Nun hab ich je gar in der nehen
Dein Herꝛen friſch vnd gſundt geſehen
Der ſagt mir auch von ſeinem Suhn
Thelemacho/ſag mir auch nun 700
Wo der ſelb ſein Sohn jetzundt iſt
Das het ſein Vatter gern gewiſt.
Ewmeus ſpꝛicht.
Man ſagt er ſey in kurtzen tagen
Gefahꝛn nach ſeim Vatter zu fragen
Gen Pilum vnd auch gen Sparta 705
Nun iſt die ſag von Jtaca
Sein die Werber gezogen/auß
Vliſſi
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Hans Sachs: kritische Neuedition der "Comedi" "Die irrfart Ulissi" (1555), herausgegeben von Nathanael Busch und Hans Rudolf Velten, Universität Siegen
: Bereitstellung der Texttranskription.
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nathanael Busch, Hans Rudolf Velten: Bearbeitung der digitalen Edition.
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