Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sachs, Hans: Die irrfart Ulissi mit den Werbern und seiner gemahel Penelope. In: Sehr herrliche, schöne, und warhaffte Gedicht. Das dritt vnd letzt Buch. Nürnberg, 1561, S. 91b-103a.

Bild:
<< vorherige Seite
Der ander Theil/
[Spaltenumbruch] Phertino die köstlich Meerport
Sichst nit den Olbaum vnd das hol
Darinn wohn die Meergöttin wol595
Naiades sichst nit darumb
Den waldigen Berg Neritum
Sag Vlisses erkenst du dich.
Vlisses spricht.
Minerua jetz erkenn ich mich
Das ich bin in meinem Vatterlandt.600
Minerua spricht.
Jch will dich machen vnbekandt
Von gestalt geberden vnd leib
Das dich niemandt kenn noch dein Weib
Auch dir verwandeln dein Angsicht.
Vlisses spricht.
Warumb das selb verhalt mir nicht.605
Minerua spricht.
Da wiß es sind in deinem Hauß
Der edlen Söhn viel vberauß
Die all werben vmb dein gemahel
Die keusch ehrenuest wie der Stahel
Hoft noch stetigs auff dein zukunft610
Vnd zeucht auff mit list vnd vernunft
Die Werber all ins vierdte jar
Nun die Werber must du fürwar
All bestehn vnd zu todt schlagen.
Vlisses spricht.
So wird es mir in kurtzen tagen615
Ergehn wie König Agamemnon
Der in seim Hauß ward abgethon
Als er heimkom von seinen Weib.
Minerua spricht.
Vlisse gar on sorge bleib
Dein gmahel ist stät frumb vnd trew620
[Spaltenumbruch] Derhalben so hab kein abschew
Jch will dir bey gestehn durch rath
Zu enden die treffenlich that
Der Werber dich frey zu erwehren
Vnd du must erstlichen ein kehren625
Ermklich in eines Betlers gstalt
Zu Ewmeo deim Sewherten alt
Bleib bey jm biß wird kummen thun
Thelemachus dein lieber Suhn
Dem selben gib dich zu erkennen630
Must du keim menschen dich auch nennen
Biß ich widerumb zu dir kumb
Dir weiß vnd lehr gib widerumb
Nun geh vnd saumb nit lenger dich
Gen Himel will ich schwingen mich.635
Minerua geht ab.
Vlisses hebt sein hendt auff
vnnd spricht.

Der Göttin sey lob/ehr vnd preiß
Die mich so fürsichtiger weiß
Verkert hast mein gestalt all den
Das ich mich gleich jetz selb nit kenn
Zu gut mir vnd meim lieben Suhn.640
Mit fleiß will ich dir dienen nun
Ein hundert hewbtich opffer thun.
Vlisses gehet ab.

Actus 4.
Ewmeus der Sewhirdt /gehet
ein vnd redt wider sich
selber also.

Jch hab aber ein Saw geschickt
Jnt Stat das die selbt werd verschlickt
Von den Werbern den vnnützen gesten645
Den
Der ander Theil/
[Spaltenumbruch] Phertino die koͤſtlich Meerport
Sichſt nit den Olbaum vnd das hol
Darinn wohn die Meergoͤttin wol595
Naiades ſichſt nit darumb
Den waldigen Berg Neritum
Sag Vliſſes erkenſt du dich.
Vliſſes ſpꝛicht.
Minerua jetz erkeñ ich mich
Das ich bin in meinem Vatterlandt.600
Minerua ſpꝛicht.
Jch will dich machen vnbekandt
Von geſtalt geberden vnd leib
Das dich niemandt keñ noch dein Weib
Auch dir verwandeln dein Angſicht.
Vliſſes ſpꝛicht.
Warumb das ſelb verhalt mir nicht.605
Minerua ſpꝛicht.
Da wiß es ſind in deinem Hauß
Der edlen Soͤhn viel vberauß
Die all werben vmb dein gemahel
Die keuſch ehꝛenueſt wie der Stahel
Hoft noch ſtetigs auff dein zukunft610
Vnd zeucht auff mit liſt vnd vernunft
Die Werber all ins vierdte jar
Nun die Werber muſt du fuͤrwar
All beſtehn vnd zu todt ſchlagen.
Vliſſes ſpꝛicht.
So wird es mir in kurtzen tagen615
Ergehn wie Koͤnig Agamemnon
Der in ſeim Hauß ward abgethon
Als er heimkom von ſeinen Weib.
Minerua ſpꝛicht.
Vliſſe gar on ſorge bleib
Dein gmahel iſt ſtaͤt frumb vnd trew620
[Spaltenumbruch] Derhalben ſo hab kein abſchew
Jch will dir bey geſtehn durch rath
Zu enden die treffenlich that
Der Werber dich frey zu erwehꝛen
Vnd du muſt erſtlichen ein kehꝛen625
Ermklich in eines Betlers gſtalt
Zu Ewmeo deim Sewherten alt
Bleib bey jm biß wird kummen thun
Thelemachus dein lieber Suhn
Dem ſelben gib dich zu erkennen630
Muſt du keim menſchen dich auch neñen
Biß ich widerumb zu dir kumb
Dir weiß vnd lehꝛ gib widerumb
Nun geh vnd ſaumb nit lenger dich
Gen Himel will ich ſchwingen mich.635
Minerua geht ab.
Vliſſes hebt ſein hendt auff
vnnd ſpꝛicht.

Der Goͤttin ſey lob/ehꝛ vnd preiß
Die mich ſo fuͤrſichtiger weiß
Verkert haſt mein geſtalt all den
Das ich mich gleich jetz ſelb nit keñ
Zu gut mir vnd meim lieben Suhn.640
Mit fleiß will ich dir dienen nun
Ein hundert hewbtich opffer thun.
Vliſſes gehet ab.

Actus 4.
Ewmeus der Sewhirdt /gehet
ein vnd redt wider ſich
ſelber alſo.

Jch hab aber ein Saw geſchickt
Jnt Stat das die ſelbt werd verſchlickt
Von den Werbern den vnnuͤtzen geſten645
Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <sp who="#MINERUA">
          <p><pb facs="#f0011" n="XCVIb"/><fw place="top" type="header">Der ander
               Theil/</fw><cb/><placeName>Phertino</placeName> die ko&#x0364;&#x017F;tlich
             Meerport<lb/>
Sich&#x017F;t nit den Olbaum vnd das hol<lb/>
Darinn wohn die
             Meergo&#x0364;ttin wol<lb n="595"/>
Naiades &#x017F;ich&#x017F;t nit darumb<lb/>
Den
             waldigen Berg <placeName>Neritum</placeName><lb/>
Sag Vli&#x017F;&#x017F;es
             erken&#x017F;t du dich.<lb/></p>
        </sp>
        <sp who="#ULISSES">
          <speaker>Vli&#x017F;&#x017F;es</speaker>
          <stage>&#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>Minerua jetz erken&#x0303; ich mich<lb/>
Das ich bin in meinem Vatterlandt.<lb n="600"/>
</p>
        </sp>
        <sp who="#MINERUA">
          <speaker>Minerua</speaker>
          <stage>&#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>Jch will dich machen vnbekandt<lb/>
Von ge&#x017F;talt geberden vnd leib<lb/>
Das dich
             niemandt ken&#x0303; noch dein Weib<lb/>
Auch dir verwandeln dein
             Ang&#x017F;icht.<lb/></p>
        </sp>
        <sp who="#ULISSES">
          <speaker>Vli&#x017F;&#x017F;es</speaker>
          <stage>&#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>Warumb das &#x017F;elb verhalt mir nicht.<lb n="605"/>
</p>
        </sp>
        <sp who="#MINERUA">
          <speaker>Minerua</speaker>
          <stage>&#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>Da wiß es &#x017F;ind in deinem Hauß<lb/>
Der edlen So&#x0364;hn viel vberauß<lb/>
Die
             all werben vmb dein gemahel<lb/>
Die keu&#x017F;ch eh&#xA75B;enue&#x017F;t wie der
             Stahel<lb/>
Hoft noch &#x017F;tetigs auff dein zukunft<lb n="610"/>
Vnd zeucht auff mit
             li&#x017F;t vnd vernunft<lb/>
Die Werber all ins vierdte jar<lb/>
Nun die Werber
             mu&#x017F;t du fu&#x0364;rwar<lb/>
All be&#x017F;tehn vnd zu todt
             &#x017F;chlagen.<lb/></p>
        </sp>
        <sp who="#ULISSES">
          <speaker>Vli&#x017F;&#x017F;es</speaker>
          <stage>&#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>So wird es mir in kurtzen tagen<lb n="615"/>
Ergehn wie Ko&#x0364;nig Agamemnon<lb/>
Der
             in &#x017F;eim Hauß ward abgethon<lb/>
Als er heimkom von &#x017F;einen Weib.<lb/></p>
        </sp>
        <sp who="#MINERUA">
          <speaker>Minerua</speaker>
          <stage>&#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>Vli&#x017F;&#x017F;e gar on &#x017F;orge bleib<lb/>
Dein gmahel i&#x017F;t
             &#x017F;ta&#x0364;t frumb vnd trew<lb n="620"/>
<cb/>
Derhalben &#x017F;o hab kein
             ab&#x017F;chew<lb/>
Jch will dir bey ge&#x017F;tehn durch rath<lb/>
Zu enden die
             treffenlich that<lb/>
Der Werber dich frey zu erweh&#xA75B;en<lb/>
Vnd du mu&#x017F;t
             er&#x017F;tlichen ein keh&#xA75B;en<lb n="625"/>
Ermklich in eines Betlers
             g&#x017F;talt<lb/>
Zu Ewmeo deim Sewherten alt<lb/>
Bleib bey jm biß wird kummen
             thun<lb/>
Thelemachus dein lieber Suhn<lb/>
Dem &#x017F;elben gib dich zu erkennen<lb n="630"/>
Mu&#x017F;t du keim men&#x017F;chen dich auch nen&#x0303;en<lb/>
Biß ich
             widerumb zu dir kumb<lb/>
Dir weiß vnd leh&#xA75B; gib widerumb<lb/>
Nun geh vnd
             &#x017F;aumb nit lenger dich<lb/>
Gen Himel will ich &#x017F;chwingen mich.<lb n="635"/>
</p>
        </sp>
        <stage>Minerua geht ab.</stage>
        <sp who="#ULISSES">
          <speaker>Vli&#x017F;&#x017F;es</speaker>
          <stage>hebt &#x017F;ein hendt auff<lb/>
vnnd &#x017F;p&#xA75B;icht.</stage><lb/>
          <p>Der Go&#x0364;ttin &#x017F;ey lob/eh&#xA75B; vnd preiß<lb/>
Die mich &#x017F;o
             fu&#x0364;r&#x017F;ichtiger weiß<lb/>
Verkert ha&#x017F;t mein ge&#x017F;talt all
             den<lb/>
Das ich mich gleich jetz &#x017F;elb nit ken&#x0303;<lb/>
Zu gut mir vnd meim
             lieben Suhn.<lb n="640"/>
Mit fleiß will ich dir dienen nun<lb/>
Ein hundert hewbtich
             opffer thun.<lb/></p>
        </sp>
        <stage>Vli&#x017F;&#x017F;es gehet ab.</stage><lb/>
      </div>
      <div type="act" n="1">
        <head>Actus 4.</head>
        <sp who="#EWMEUS">
          <speaker>Ewmeus der Sewhirdt</speaker>
          <stage>/gehet<lb/>
ein vnd redt wider &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elber al&#x017F;o.</stage><lb/>
          <p>Jch hab aber ein Saw ge&#x017F;chickt<lb/>
Jnt Stat das die &#x017F;elbt werd
             ver&#x017F;chlickt<lb/>
Von den Werbern den vnnu&#x0364;tzen ge&#x017F;ten<lb n="645"/>
<fw place="bottom" type="catch">Den</fw>
</p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XCVIb/0011] Der ander Theil/ Phertino die koͤſtlich Meerport Sichſt nit den Olbaum vnd das hol Darinn wohn die Meergoͤttin wol 595 Naiades ſichſt nit darumb Den waldigen Berg Neritum Sag Vliſſes erkenſt du dich. Vliſſes ſpꝛicht. Minerua jetz erkeñ ich mich Das ich bin in meinem Vatterlandt. 600 Minerua ſpꝛicht. Jch will dich machen vnbekandt Von geſtalt geberden vnd leib Das dich niemandt keñ noch dein Weib Auch dir verwandeln dein Angſicht. Vliſſes ſpꝛicht. Warumb das ſelb verhalt mir nicht. 605 Minerua ſpꝛicht. Da wiß es ſind in deinem Hauß Der edlen Soͤhn viel vberauß Die all werben vmb dein gemahel Die keuſch ehꝛenueſt wie der Stahel Hoft noch ſtetigs auff dein zukunft 610 Vnd zeucht auff mit liſt vnd vernunft Die Werber all ins vierdte jar Nun die Werber muſt du fuͤrwar All beſtehn vnd zu todt ſchlagen. Vliſſes ſpꝛicht. So wird es mir in kurtzen tagen 615 Ergehn wie Koͤnig Agamemnon Der in ſeim Hauß ward abgethon Als er heimkom von ſeinen Weib. Minerua ſpꝛicht. Vliſſe gar on ſorge bleib Dein gmahel iſt ſtaͤt frumb vnd trew 620 Derhalben ſo hab kein abſchew Jch will dir bey geſtehn durch rath Zu enden die treffenlich that Der Werber dich frey zu erwehꝛen Vnd du muſt erſtlichen ein kehꝛen 625 Ermklich in eines Betlers gſtalt Zu Ewmeo deim Sewherten alt Bleib bey jm biß wird kummen thun Thelemachus dein lieber Suhn Dem ſelben gib dich zu erkennen 630 Muſt du keim menſchen dich auch neñen Biß ich widerumb zu dir kumb Dir weiß vnd lehꝛ gib widerumb Nun geh vnd ſaumb nit lenger dich Gen Himel will ich ſchwingen mich. 635 Minerua geht ab. Vliſſes hebt ſein hendt auff vnnd ſpꝛicht. Der Goͤttin ſey lob/ehꝛ vnd preiß Die mich ſo fuͤrſichtiger weiß Verkert haſt mein geſtalt all den Das ich mich gleich jetz ſelb nit keñ Zu gut mir vnd meim lieben Suhn. 640 Mit fleiß will ich dir dienen nun Ein hundert hewbtich opffer thun. Vliſſes gehet ab. Actus 4. Ewmeus der Sewhirdt /gehet ein vnd redt wider ſich ſelber alſo. Jch hab aber ein Saw geſchickt Jnt Stat das die ſelbt werd verſchlickt Von den Werbern den vnnuͤtzen geſten 645 Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Hans Sachs: kritische Neuedition der "Comedi" "Die irrfart Ulissi" (1555), herausgegeben von Nathanael Busch und Hans Rudolf Velten, Universität Siegen : Bereitstellung der Texttranskription. Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nathanael Busch, Hans Rudolf Velten: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-11-22T14:29:24Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat/ formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_ulisses_1561
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_ulisses_1561/11
Zitationshilfe: Sachs, Hans: Die irrfart Ulissi mit den Werbern und seiner gemahel Penelope. In: Sehr herrliche, schöne, und warhaffte Gedicht. Das dritt vnd letzt Buch. Nürnberg, 1561, S. 91b-103a, S. XCVIb. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_ulisses_1561/11>, abgerufen am 04.12.2024.