Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.dem Vater, Sohn, Geiste, von Jesus Christus, seiner Nachdem das Christenvolk das Andenken an die Das B
dem Vater, Sohn, Geiſte, von Jeſus Chriſtus, ſeiner Nachdem das Chriſtenvolk das Andenken an die Das B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="17"/> dem Vater, Sohn, Geiſte, von Jeſus Chriſtus, ſeiner<lb/> Geburt, ſeinem Tode, ſeiner Auferſtehung, ſeiner Him-<lb/> melfahrt, ſeiner Herrlichkeit, ſeiner Wiederkunft, ſei-<lb/> nem Gerichte etc. abſtrahire, ſondern den <hi rendition="#i">Sinn</hi> und den<lb/><hi rendition="#i">Grund</hi> dieſes ſchönen Bekenntniſſes und die groſſen<lb/><hi rendition="#i">Pflichten, Hoffnungen, Erwartungen</hi>, die darauf ge-<lb/> bauet ſind oder darinn liegen, mit aller Treue darlege?<lb/> Es bedarf übrigens hier nicht viel <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Auslegens</hi></hi>; der<lb/> alte Sinn des Bekenntniſſes iſt ziemlich <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">klar</hi></hi> bis auf<lb/> das <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Wie</hi></hi>, und das Wie läſst ſich gar nicht mehr ausle-<lb/> gen. Wollte man aber einen neuen Sinn hineinlegen:<lb/> ſo bedarf man zwar allerdings viel künſtliche Zwangs-<lb/> mittel: es wird aber das Chriſtenthum ſolchen Ausle-<lb/> gungen nicht viel Dank wiſſen, die den alten Sinn neh-<lb/> men, und nur curſirende Zeitmeynungen geben.</p><lb/> <p>Nachdem das Chriſtenvolk das Andenken an die<lb/> Geburt, die Erſcheinung vor den Heiden, die Leiden,<lb/> das Sterben, die Auferſtehung, die Himmelfahrt und<lb/> die Geiſtesſendung Jeſu an beſtimmten <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Jahrtagen</hi></hi><lb/> feyert: ſo wird es eine billige Erwartung des Chri-<lb/> ſtenvolkes ſeyn, daſs die Prediger an dieſen Tagen<lb/> nicht von der <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Geſchichte</hi></hi> Jeſu abſtrahiren, ſondern<lb/> den wohlthätigen Inhalt und groſſen Zweck der Feyer<lb/> erklären, und die Freunde und Verehrer Jeſu noch nä-<lb/> her an Ihn anſchlieſſen. Was würde aus dem Chri-<lb/> ſtenthum werden, wenn ſogar Prediger die Menſchen<lb/> von ihrem Heilande <hi rendition="#i">wegführten</hi>, da Sinnlichkeit und<lb/> Fleiſchesluſt und Brodſorgen und irrgegangene Speku-<lb/> lation und Thorheiten aller Art etc. geſchäfftig genug<lb/> ſind, die Menſchen von ihrem wahren Heile wegzu-<lb/> führen?</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0031]
dem Vater, Sohn, Geiſte, von Jeſus Chriſtus, ſeiner
Geburt, ſeinem Tode, ſeiner Auferſtehung, ſeiner Him-
melfahrt, ſeiner Herrlichkeit, ſeiner Wiederkunft, ſei-
nem Gerichte etc. abſtrahire, ſondern den Sinn und den
Grund dieſes ſchönen Bekenntniſſes und die groſſen
Pflichten, Hoffnungen, Erwartungen, die darauf ge-
bauet ſind oder darinn liegen, mit aller Treue darlege?
Es bedarf übrigens hier nicht viel Auslegens; der
alte Sinn des Bekenntniſſes iſt ziemlich klar bis auf
das Wie, und das Wie läſst ſich gar nicht mehr ausle-
gen. Wollte man aber einen neuen Sinn hineinlegen:
ſo bedarf man zwar allerdings viel künſtliche Zwangs-
mittel: es wird aber das Chriſtenthum ſolchen Ausle-
gungen nicht viel Dank wiſſen, die den alten Sinn neh-
men, und nur curſirende Zeitmeynungen geben.
Nachdem das Chriſtenvolk das Andenken an die
Geburt, die Erſcheinung vor den Heiden, die Leiden,
das Sterben, die Auferſtehung, die Himmelfahrt und
die Geiſtesſendung Jeſu an beſtimmten Jahrtagen
feyert: ſo wird es eine billige Erwartung des Chri-
ſtenvolkes ſeyn, daſs die Prediger an dieſen Tagen
nicht von der Geſchichte Jeſu abſtrahiren, ſondern
den wohlthätigen Inhalt und groſſen Zweck der Feyer
erklären, und die Freunde und Verehrer Jeſu noch nä-
her an Ihn anſchlieſſen. Was würde aus dem Chri-
ſtenthum werden, wenn ſogar Prediger die Menſchen
von ihrem Heilande wegführten, da Sinnlichkeit und
Fleiſchesluſt und Brodſorgen und irrgegangene Speku-
lation und Thorheiten aller Art etc. geſchäfftig genug
ſind, die Menſchen von ihrem wahren Heile wegzu-
führen?
Das
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