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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.

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Diess Kennzeichen ist im Grunde Eines mit dem ange-
gebenen Prüfsteine der Liebe gegen Gott, dem Gehor-
sam
. Wer weiss, wie viel über diess Kennzeichen ge-
stritten worden, wird es dem Jünger der Wahrheit
danken, dass er sich hierüber so bestimmt erklärt hat,
wie die Wahrheit selbst, die die guten Früchte zum
Wahrzeichen des guten Baumes gemacht hat, und
zuerst nach der Gerechtigkeit streben lehrt, und dem
Hunger nach Gerechtigkeit Sättigung verheifst. Doch
wir wollen keine kalte Lobredner des Lehrers, son-
dern Thäter der Lehre werden!

Die christliche Sittenlehre schliesst endlich keine
Tugend aus, zu der sie nicht ermahnet, und kein La-
ster, vor dem sie nicht warnet. Uebrigens, Brüder,
was wahrhaft, was ehrwürdig, was gerecht, was rein,
was liebenswürdig, was löblich ist, jede Tugend, jede
schöne That sey euer Bestreben
(Phil. IV. 8.). In diesem
Geiste ermuntert sie uns so oft, die Werke der Finster-
niss abzuthun, und als Söhne des Lichts zu wandeln
(Röm. XIII. 11-13.); mit Christus der Sünde zu ster-
ben, und mit Christus der Gerechtigkeit zu leben (Röm.
VI. 3-11.); die Glieder des Leibes nicht, als Waffen
des Unrechts, der Sünde zu leihen, sondern als Werk-
zeuge der Gerechtigkeit Gott zu übergeben (Röm. VI.
13. 14.); Freygelassene der Sünde und Knechte der
Gerechtigkeit zu werden (Röm. VI. 18.); nicht nach
dem Fleische, sondern nach dem Geiste zu wandeln
(Röm. VIII. 1-12.); nicht nach dem Weltsinne, son-
dern nach dem vollkommnen Willen Gottes zu leben

(Röm.

Dieſs Kennzeichen iſt im Grunde Eines mit dem ange-
gebenen Prüfſteine der Liebe gegen Gott, dem Gehor-
ſam
. Wer weiſs, wie viel über dieſs Kennzeichen ge-
ſtritten worden, wird es dem Jünger der Wahrheit
danken, daſs er ſich hierüber ſo beſtimmt erklärt hat,
wie die Wahrheit ſelbſt, die die guten Früchte zum
Wahrzeichen des guten Baumes gemacht hat, und
zuerſt nach der Gerechtigkeit ſtreben lehrt, und dem
Hunger nach Gerechtigkeit Sättigung verheifst. Doch
wir wollen keine kalte Lobredner des Lehrers, ſon-
dern Thäter der Lehre werden!

Die chriſtliche Sittenlehre ſchlieſst endlich keine
Tugend aus, zu der ſie nicht ermahnet, und kein La-
ſter, vor dem ſie nicht warnet. Uebrigens, Brüder,
was wahrhaft, was ehrwürdig, was gerecht, was rein,
was liebenswürdig, was löblich iſt, jede Tugend, jede
ſchöne That ſey euer Beſtreben
(Phil. IV. 8.). In dieſem
Geiſte ermuntert ſie uns ſo oft, die Werke der Finſter-
niſs abzuthun, und als Söhne des Lichts zu wandeln
(Röm. XIII. 11-13.); mit Chriſtus der Sünde zu ſter-
ben, und mit Chriſtus der Gerechtigkeit zu leben (Röm.
VI. 3-11.); die Glieder des Leibes nicht, als Waffen
des Unrechts, der Sünde zu leihen, ſondern als Werk-
zeuge der Gerechtigkeit Gott zu übergeben (Röm. VI.
13. 14.); Freygelaſſene der Sünde und Knechte der
Gerechtigkeit zu werden (Röm. VI. 18.); nicht nach
dem Fleiſche, ſondern nach dem Geiſte zu wandeln
(Röm. VIII. 1-12.); nicht nach dem Weltſinne, ſon-
dern nach dem vollkommnen Willen Gottes zu leben

(Röm.
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[79/0093] Dieſs Kennzeichen iſt im Grunde Eines mit dem ange- gebenen Prüfſteine der Liebe gegen Gott, dem Gehor- ſam. Wer weiſs, wie viel über dieſs Kennzeichen ge- ſtritten worden, wird es dem Jünger der Wahrheit danken, daſs er ſich hierüber ſo beſtimmt erklärt hat, wie die Wahrheit ſelbſt, die die guten Früchte zum Wahrzeichen des guten Baumes gemacht hat, und zuerſt nach der Gerechtigkeit ſtreben lehrt, und dem Hunger nach Gerechtigkeit Sättigung verheifst. Doch wir wollen keine kalte Lobredner des Lehrers, ſon- dern Thäter der Lehre werden! Die chriſtliche Sittenlehre ſchlieſst endlich keine Tugend aus, zu der ſie nicht ermahnet, und kein La- ſter, vor dem ſie nicht warnet. Uebrigens, Brüder, was wahrhaft, was ehrwürdig, was gerecht, was rein, was liebenswürdig, was löblich iſt, jede Tugend, jede ſchöne That ſey euer Beſtreben (Phil. IV. 8.). In dieſem Geiſte ermuntert ſie uns ſo oft, die Werke der Finſter- niſs abzuthun, und als Söhne des Lichts zu wandeln (Röm. XIII. 11-13.); mit Chriſtus der Sünde zu ſter- ben, und mit Chriſtus der Gerechtigkeit zu leben (Röm. VI. 3-11.); die Glieder des Leibes nicht, als Waffen des Unrechts, der Sünde zu leihen, ſondern als Werk- zeuge der Gerechtigkeit Gott zu übergeben (Röm. VI. 13. 14.); Freygelaſſene der Sünde und Knechte der Gerechtigkeit zu werden (Röm. VI. 18.); nicht nach dem Fleiſche, ſondern nach dem Geiſte zu wandeln (Röm. VIII. 1-12.); nicht nach dem Weltſinne, ſon- dern nach dem vollkommnen Willen Gottes zu leben (Röm.

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/93>, abgerufen am 21.11.2024.