Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt.
Seneka.Der christliche Weise.
sem Leben nach den Maaßre-
geln der weisesten Liebe be-
stimmet hat.
Das machts
allein, daß
man über das
Leben nicht
klagen kann:
es hält nie-
manden auf
.
Gefällts dir zu
leben, lebe.
Gefällts dir
nicht, darfst
nur hingehen,
wo du herkom-
men bist.
Das macht uns das Leben
zur Freude, und dem, der
daran glaubt, alle Klage un-
möglich, daß die ganze Bahn
desselben, Anfang, Mittel,
Ende, von dem Finger der
ersten Weisheit gezeichnet,
und alle Schritte darauf von
der ersten Liebe geleitet,
und auch sogar die Fehltritte
von der ersten Macht in den
Plan der höchsten Menschen-
beseligung eingeflochten sind.
Wenn man einem Wie-
genkind das Recht einräumen
wollte, den Plan zu seiner
Erziehung zu entwerfen, und
die Skizzen seines ganzen
non placet? licet eo reverti, unde venisti. --

Ut dolorem capitis levares, sanguinem sae-

künf-
pe

Dritter Abſchnitt.
Seneka.Der chriſtliche Weiſe.
ſem Leben nach den Maaßre-
geln der weiſeſten Liebe be-
ſtimmet hat.
Das machts
allein, daß
man uͤber das
Leben nicht
klagen kann:
es haͤlt nie-
manden auf
.
Gefaͤllts dir zu
leben, lebe.
Gefaͤllts dir
nicht, darfſt
nur hingehen,
wo du herkom-
men biſt.
Das macht uns das Leben
zur Freude, und dem, der
daran glaubt, alle Klage un-
moͤglich, daß die ganze Bahn
deſſelben, Anfang, Mittel,
Ende, von dem Finger der
erſten Weisheit gezeichnet,
und alle Schritte darauf von
der erſten Liebe geleitet,
und auch ſogar die Fehltritte
von der erſten Macht in den
Plan der hoͤchſten Menſchen-
beſeligung eingeflochten ſind.
Wenn man einem Wie-
genkind das Recht einraͤumen
wollte, den Plan zu ſeiner
Erziehung zu entwerfen, und
die Skizzen ſeines ganzen
non placet? licet eo reverti, unde veniſti.

Ut dolorem capitis levares, ſanguinem ſae-

kuͤnf-
pe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0204" n="192"/><fw place="top" type="header">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/><table><row><cell><hi rendition="#fr">Seneka</hi>.</cell><cell><hi rendition="#fr">Der chri&#x017F;tliche Wei&#x017F;e</hi>.</cell></row><lb/><row><cell/><cell>&#x017F;em Leben nach den Maaßre-<lb/>
geln der wei&#x017F;e&#x017F;ten Liebe be-<lb/>
&#x017F;timmet hat.</cell></row><lb/><row><cell>Das machts<lb/>
allein, daß<lb/>
man u&#x0364;ber das<lb/>
Leben nicht<lb/>
klagen kann:<lb/>
es <hi rendition="#fr">ha&#x0364;lt nie-<lb/>
manden auf</hi>.<lb/>
Gefa&#x0364;llts dir zu<lb/>
leben, lebe.<lb/>
Gefa&#x0364;llts dir<lb/>
nicht, darf&#x017F;t<lb/>
nur hingehen,<lb/>
wo du herkom-<lb/>
men bi&#x017F;t.</cell><cell>Das macht uns das Leben<lb/>
zur Freude, und dem, der<lb/>
daran glaubt, alle Klage un-<lb/>
mo&#x0364;glich, daß die ganze Bahn<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, Anfang, Mittel,<lb/>
Ende, von dem Finger der<lb/><hi rendition="#fr">er&#x017F;ten Weisheit gezeichnet</hi>,<lb/>
und alle Schritte darauf von<lb/><hi rendition="#fr">der er&#x017F;ten Liebe geleitet</hi>,<lb/>
und auch &#x017F;ogar die Fehltritte<lb/>
von der <hi rendition="#fr">er&#x017F;ten Macht</hi> in den<lb/>
Plan der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Men&#x017F;chen-<lb/>
be&#x017F;eligung eingeflochten &#x017F;ind.</cell></row><lb/><row><cell/><cell>Wenn man einem Wie-<lb/>
genkind das Recht einra&#x0364;umen<lb/>
wollte, den Plan zu &#x017F;einer<lb/>
Erziehung zu entwerfen, und<lb/>
die Skizzen &#x017F;eines ganzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ku&#x0364;nf-</fw></cell></row><lb/></table><hi rendition="#aq">non placet? licet eo reverti, unde veni&#x017F;ti.</hi> &#x2014;</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#aq">Ut dolorem capitis levares, &#x017F;anguinem &#x017F;ae-</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">pe</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0204] Dritter Abſchnitt. Seneka. Der chriſtliche Weiſe. ſem Leben nach den Maaßre- geln der weiſeſten Liebe be- ſtimmet hat. Das machts allein, daß man uͤber das Leben nicht klagen kann: es haͤlt nie- manden auf. Gefaͤllts dir zu leben, lebe. Gefaͤllts dir nicht, darfſt nur hingehen, wo du herkom- men biſt. Das macht uns das Leben zur Freude, und dem, der daran glaubt, alle Klage un- moͤglich, daß die ganze Bahn deſſelben, Anfang, Mittel, Ende, von dem Finger der erſten Weisheit gezeichnet, und alle Schritte darauf von der erſten Liebe geleitet, und auch ſogar die Fehltritte von der erſten Macht in den Plan der hoͤchſten Menſchen- beſeligung eingeflochten ſind. Wenn man einem Wie- genkind das Recht einraͤumen wollte, den Plan zu ſeiner Erziehung zu entwerfen, und die Skizzen ſeines ganzen kuͤnf- non placet? licet eo reverti, unde veniſti. — Ut dolorem capitis levares, ſanguinem ſae- pe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/204
Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/204>, abgerufen am 24.11.2024.