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Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785.

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Erster Abschnitt.
Sphäre seiner Denkkraft läge. Also keine
Spur von diesem Rechte.

4. In die Natur des Menschen, in
so ferne sie nebst dem belebenden Geiste das
sterbliche, vergängliche, irdische Princi-
pium, den Leib, mitbegreift, ist ein mächti-
ger Schauer vor dem Tode, vor der Zer-
störung gelegt, und der Schöpfer, deß
Hand die Menschennatur gebaut, hat die
Strassen des Todes mit vielen, vielen Vor-
mauern des Schreckens vermauert, um da-
durch unsre eigenmächtige Annäherung da-
zu -- zu verhüten. Also keine Spur von
dem Rechte, die Stelle des Lebens eigen-
mächtig zu verlassen.

5. Die Natur des Menschen, in so
ferne sie zur Unsterblichkeit (d) geschaffen
ist, kann, ohne gegen alle Vernunftgründe
anzustossen, kein ander Daseyn nach dem
Ende dieses Lebens erwarten, als welches
eine Folge des vorhergegangenen ist. Je

größer
(d) Für Leser, die die Bestimmung zur Unsterb-
lichkeit in der Menschennatur nicht finden
könnten, schlösse sich die Analyse des dritten
Grundes schon. n. 4.

Erſter Abſchnitt.
Sphaͤre ſeiner Denkkraft laͤge. Alſo keine
Spur von dieſem Rechte.

4. In die Natur des Menſchen, in
ſo ferne ſie nebſt dem belebenden Geiſte das
ſterbliche, vergaͤngliche, irdiſche Princi-
pium, den Leib, mitbegreift, iſt ein maͤchti-
ger Schauer vor dem Tode, vor der Zer-
ſtoͤrung gelegt, und der Schoͤpfer, deß
Hand die Menſchennatur gebaut, hat die
Straſſen des Todes mit vielen, vielen Vor-
mauern des Schreckens vermauert, um da-
durch unſre eigenmaͤchtige Annaͤherung da-
zu — zu verhuͤten. Alſo keine Spur von
dem Rechte, die Stelle des Lebens eigen-
maͤchtig zu verlaſſen.

5. Die Natur des Menſchen, in ſo
ferne ſie zur Unſterblichkeit (d) geſchaffen
iſt, kann, ohne gegen alle Vernunftgruͤnde
anzuſtoſſen, kein ander Daſeyn nach dem
Ende dieſes Lebens erwarten, als welches
eine Folge des vorhergegangenen iſt. Je

groͤßer
(d) Fuͤr Leſer, die die Beſtimmung zur Unſterb-
lichkeit in der Menſchennatur nicht finden
koͤnnten, ſchloͤſſe ſich die Analyſe des dritten
Grundes ſchon. n. 4.
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[22/0034] Erſter Abſchnitt. Sphaͤre ſeiner Denkkraft laͤge. Alſo keine Spur von dieſem Rechte. 4. In die Natur des Menſchen, in ſo ferne ſie nebſt dem belebenden Geiſte das ſterbliche, vergaͤngliche, irdiſche Princi- pium, den Leib, mitbegreift, iſt ein maͤchti- ger Schauer vor dem Tode, vor der Zer- ſtoͤrung gelegt, und der Schoͤpfer, deß Hand die Menſchennatur gebaut, hat die Straſſen des Todes mit vielen, vielen Vor- mauern des Schreckens vermauert, um da- durch unſre eigenmaͤchtige Annaͤherung da- zu — zu verhuͤten. Alſo keine Spur von dem Rechte, die Stelle des Lebens eigen- maͤchtig zu verlaſſen. 5. Die Natur des Menſchen, in ſo ferne ſie zur Unſterblichkeit (d) geſchaffen iſt, kann, ohne gegen alle Vernunftgruͤnde anzuſtoſſen, kein ander Daſeyn nach dem Ende dieſes Lebens erwarten, als welches eine Folge des vorhergegangenen iſt. Je groͤßer (d) Fuͤr Leſer, die die Beſtimmung zur Unſterb- lichkeit in der Menſchennatur nicht finden koͤnnten, ſchloͤſſe ſich die Analyſe des dritten Grundes ſchon. n. 4.

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Zitationshilfe: Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/34>, abgerufen am 21.11.2024.