giften, und in den menschlichen Körper solche Faeulniss bringen, dass er bey der ge- ringsten Veranlassung krank niederfaellt, so wirken auch die itzo benannten Ursachen so auf die Kinder, dass sie nach und nach eine so lascive Stimmung bekommen, die sie zur Auffassung aller aeusserlichen wollüstigen Rei- zungen empfaenglich und willig macht, je- den Wink zu Ausschweifungen zu be- folgen.
In dieser gefaehrlichen Lage ist wohl der Jugend ein Freund und Rathgeber, der ihr die schrecklichen Folgen der zügello- sen Sinnlichkeit liebreich vorstellte, unum- gaenglich nöthig. Denn wenn das Kind ei- nen Weg sieht, der mit bunten Blümchen bewachsen ist, und ist niemand da, der ihm vorhersagt, dass er in Abgründe sich ver- liehre, wie kann es denn anders, als diesen Weg waehlen! Aber dieser Freund und Rath- geber fehlt fast allenthalben. Man laesst es sich wohl angelegen seyn, dem Kinde aller-
ley
(G 5)
giften, und in den menſchlichen Körper ſolche Fæulniſs bringen, daſs er bey der ge- ringſten Veranlaſſung krank niederfællt, ſo wirken auch die itzo benannten Urſachen ſo auf die Kinder, daſs ſie nach und nach eine ſo laſcive Stimmung bekommen, die ſie zur Auffaſſung aller æuſſerlichen wollüſtigen Rei- zungen empfænglich und willig macht, je- den Wink zu Ausſchweifungen zu be- folgen.
In dieſer gefæhrlichen Lage iſt wohl der Jugend ein Freund und Rathgeber, der ihr die ſchrecklichen Folgen der zügello- ſen Sinnlichkeit liebreich vorſtellte, unum- gænglich nöthig. Denn wenn das Kind ei- nen Weg ſieht, der mit bunten Blümchen bewachſen iſt, und iſt niemand da, der ihm vorherſagt, daſs er in Abgründe ſich ver- liehre, wie kann es denn anders, als dieſen Weg wæhlen! Aber dieſer Freund und Rath- geber fehlt faſt allenthalben. Man læſst es ſich wohl angelegen ſeyn, dem Kinde aller-
ley
(G 5)
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giften, und in den menſchlichen Körper
ſolche Fæulniſs bringen, daſs er bey der ge-
ringſten Veranlaſſung krank niederfællt, ſo
wirken auch die itzo benannten Urſachen ſo
auf die Kinder, daſs ſie nach und nach eine
ſo laſcive Stimmung bekommen, die ſie zur
Auffaſſung aller æuſſerlichen wollüſtigen Rei-
zungen empfænglich und willig macht, je-
den Wink zu Ausſchweifungen zu be-
folgen.
In dieſer gefæhrlichen Lage iſt wohl
der Jugend ein Freund und Rathgeber, der
ihr die ſchrecklichen Folgen der zügello-
ſen Sinnlichkeit liebreich vorſtellte, unum-
gænglich nöthig. Denn wenn das Kind ei-
nen Weg ſieht, der mit bunten Blümchen
bewachſen iſt, und iſt niemand da, der ihm
vorherſagt, daſs er in Abgründe ſich ver-
liehre, wie kann es denn anders, als dieſen
Weg wæhlen! Aber dieſer Freund und Rath-
geber fehlt faſt allenthalben. Man læſst es
ſich wohl angelegen ſeyn, dem Kinde aller-
ley
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/115>, abgerufen am 24.11.2024.
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