ley gute Grundsaetze beyzubringsn; aber die Anwendung davon auf das Verhalten gegen seinen Körper, und gewisse Theile desselben zu machen, unterlaesst man, man erwartet sie von dem Kinde selbst, und erwartet sie fast immer vergeblich, weil die jugendliche Flat- terhaftigkeit es zu ernstlichen Ueberlegun- gen unfaehig macht. Daher kommt es, dass die besten Grundsaetze nicht vermögend sind, die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu schützen. Dass sie bey den besten Grund- saetzen dieselben forttreiben können, ohne darinne etwas unrechtmaesiges zu finden. Diess habe ich im ersten Abschnitte hinlaeng- lich bewiesen.
Itzo frage ich nur, was mag wohl die Ursache davon seyn, dass man in Ansehung der nöthigsten und heilsamsten Erinnerungen so sehr zurückhaltend ist? dass man so nach- drücklich vor Diebstahl, fast gar nicht aber vor diesen Sünden warnt, da doch gewiss die Reizungen zu denselben weit staerker als
zum
ley gute Grundſætze beyzubringsn; aber die Anwendung davon auf das Verhalten gegen ſeinen Körper, und gewiſſe Theile deſſelben zu machen, unterlæſst man, man erwartet ſie von dem Kinde ſelbſt, und erwartet ſie faſt immer vergeblich, weil die jugendliche Flat- terhaftigkeit es zu ernſtlichen Ueberlegun- gen unfæhig macht. Daher kommt es, daſs die beſten Grundſætze nicht vermögend ſind, die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu ſchützen. Daſs ſie bey den beſten Grund- ſætzen dieſelben forttreiben können, ohne darinne etwas unrechtmæſiges zu finden. Dieſs habe ich im erſten Abſchnitte hinlæng- lich bewieſen.
Itzo frage ich nur, was mag wohl die Urſache davon ſeyn, daſs man in Anſehung der nöthigſten und heilſamſten Erinnerungen ſo ſehr zurückhaltend iſt? daſs man ſo nach- drücklich vor Diebſtahl, faſt gar nicht aber vor dieſen Sünden warnt, da doch gewiſs die Reizungen zu denſelben weit ſtærker als
zum
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0116"n="106"/>
ley gute Grundſætze beyzubringsn; aber die<lb/>
Anwendung davon auf das Verhalten gegen<lb/>ſeinen Körper, und gewiſſe Theile deſſelben<lb/>
zu machen, unterlæſst man, man erwartet ſie<lb/>
von dem Kinde ſelbſt, und erwartet ſie faſt<lb/>
immer vergeblich, weil die jugendliche Flat-<lb/>
terhaftigkeit es zu ernſtlichen Ueberlegun-<lb/>
gen unfæhig macht. Daher kommt es, daſs<lb/>
die beſten Grundſætze nicht vermögend ſind,<lb/>
die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu<lb/>ſchützen. Daſs ſie bey den beſten Grund-<lb/>ſætzen dieſelben forttreiben können, ohne<lb/>
darinne etwas unrechtmæſiges zu finden.<lb/>
Dieſs habe ich im erſten Abſchnitte hinlæng-<lb/>
lich bewieſen.</p><lb/><p>Itzo frage ich nur, was mag wohl die<lb/>
Urſache davon ſeyn, daſs man in Anſehung<lb/>
der nöthigſten und heilſamſten Erinnerungen<lb/>ſo ſehr zurückhaltend iſt? daſs man ſo nach-<lb/>
drücklich vor Diebſtahl, faſt gar nicht aber<lb/>
vor dieſen Sünden warnt, da doch gewiſs<lb/>
die Reizungen zu denſelben weit ſtærker als<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zum</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[106/0116]
ley gute Grundſætze beyzubringsn; aber die
Anwendung davon auf das Verhalten gegen
ſeinen Körper, und gewiſſe Theile deſſelben
zu machen, unterlæſst man, man erwartet ſie
von dem Kinde ſelbſt, und erwartet ſie faſt
immer vergeblich, weil die jugendliche Flat-
terhaftigkeit es zu ernſtlichen Ueberlegun-
gen unfæhig macht. Daher kommt es, daſs
die beſten Grundſætze nicht vermögend ſind,
die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu
ſchützen. Daſs ſie bey den beſten Grund-
ſætzen dieſelben forttreiben können, ohne
darinne etwas unrechtmæſiges zu finden.
Dieſs habe ich im erſten Abſchnitte hinlæng-
lich bewieſen.
Itzo frage ich nur, was mag wohl die
Urſache davon ſeyn, daſs man in Anſehung
der nöthigſten und heilſamſten Erinnerungen
ſo ſehr zurückhaltend iſt? daſs man ſo nach-
drücklich vor Diebſtahl, faſt gar nicht aber
vor dieſen Sünden warnt, da doch gewiſs
die Reizungen zu denſelben weit ſtærker als
zum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/116>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.