zum Diebstahle sind, indem von hundert Kindern, von welchen neunzig diese Sünden treiben, vielleicht kaum zwey sich des Dieb- stahls schuldig machen?
Bey einigen Eltern und Erziehern mag es wohl die Unwissenheit, die gaenzliche Un- bekanntschaft mit diesen Sünden seyn, die ihnen die Augen so verbindet, dass sie die Gefahren nicht bemerken, unter denen die Kinder wandeln. Bey den mehresten ist es aber die -- Schamhaftigkeit. Diese faerbt das Gesicht, laehmet die Zunge, verursacht Baenglichkeit am Herzen, sobald man von den edeln Theilen reden soll, die zur Fort- pflanzung des Geschlechts bestimmt sind. Das Kind erfaehrt die Bestimmung aller sei- ner übrigen Theile, wird auch wohl unter- richtet, wie es dieselben vor Beschaedigung bewahren soll, von denen, auf deren Wohl das Glück seiner Nachkommenschaft beruht, wird ihm aber gar nichts gesagt. Ists denn Wunder, wenn es dieselben in seiner Unwis-
senheit
zum Diebſtahle ſind, indem von hundert Kindern, von welchen neunzig dieſe Sünden treiben, vielleicht kaum zwey ſich des Dieb- ſtahls ſchuldig machen?
Bey einigen Eltern und Erziehern mag es wohl die Unwiſſenheit, die gænzliche Un- bekanntſchaft mit dieſen Sünden ſeyn, die ihnen die Augen ſo verbindet, daſs ſie die Gefahren nicht bemerken, unter denen die Kinder wandeln. Bey den mehreſten iſt es aber die — Schamhaftigkeit. Dieſe færbt das Geſicht, læhmet die Zunge, verurſacht Bænglichkeit am Herzen, ſobald man von den edeln Theilen reden ſoll, die zur Fort- pflanzung des Geſchlechts beſtimmt ſind. Das Kind erfæhrt die Beſtimmung aller ſei- ner übrigen Theile, wird auch wohl unter- richtet, wie es dieſelben vor Beſchædigung bewahren ſoll, von denen, auf deren Wohl das Glück ſeiner Nachkommenſchaft beruht, wird ihm aber gar nichts geſagt. Iſts denn Wunder, wenn es dieſelben in ſeiner Unwiſ-
ſenheit
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zum Diebſtahle ſind, indem von hundert
Kindern, von welchen neunzig dieſe Sünden
treiben, vielleicht kaum zwey ſich des Dieb-
ſtahls ſchuldig machen?
Bey einigen Eltern und Erziehern mag
es wohl die Unwiſſenheit, die gænzliche Un-
bekanntſchaft mit dieſen Sünden ſeyn, die
ihnen die Augen ſo verbindet, daſs ſie die
Gefahren nicht bemerken, unter denen die
Kinder wandeln. Bey den mehreſten iſt es
aber die — Schamhaftigkeit. Dieſe færbt
das Geſicht, læhmet die Zunge, verurſacht
Bænglichkeit am Herzen, ſobald man von
den edeln Theilen reden ſoll, die zur Fort-
pflanzung des Geſchlechts beſtimmt ſind.
Das Kind erfæhrt die Beſtimmung aller ſei-
ner übrigen Theile, wird auch wohl unter-
richtet, wie es dieſelben vor Beſchædigung
bewahren ſoll, von denen, auf deren Wohl
das Glück ſeiner Nachkommenſchaft beruht,
wird ihm aber gar nichts geſagt. Iſts denn
Wunder, wenn es dieſelben in ſeiner Unwiſ-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/117>, abgerufen am 21.11.2024.
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