die Natur, Verletzbarkeit und Bestimmung, der Geschlechtstheile zu unterreden, so könn- te diess auf eine Art geschehen, dass die Auf- merksamkeit der Kinder mehr auf den gro- ssen Werth dieser Theile, die Pflichten, die man, in Rücksicht auf dieselbe, zu beobach- ten hat, und die traurigen Folgen, die aus dem Misbrauche derselben entspringen, als auf die, mit dem Gebrauch derselben ver- knüpften, angenehmen Empfindungen ge- richtet, und ihnen gleich anfaenglich deutliche Vorstellungen von diesen Theilen beyge- bracht waurden, die immer ein sehr wirksa- mes Mittel gegen die Unbaendigkeit thieri- scher Begierden sind. Diess faellt aber weg, wenn sie die Kenntniss derselben durch die Unterredungen mit dem Gesinde und ihren Mitschülern, sich erwerben. Sie werden alsdenn zuerst mit den angenehmen Empfin- dungen bekannt gemacht, die der Gebrauch derselben gewaehrt, eine Menge verworrene Vorstellungen draengen sich in die Seele, die die Einbildungskraft erhitzen, einen lech-
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(H 3)
die Natur, Verletzbarkeit und Beſtimmung, der Geſchlechtstheile zu unterreden, ſo könn- te dieſs auf eine Art geſchehen, daſs die Auf- merkſamkeit der Kinder mehr auf den gro- ſsen Werth dieſer Theile, die Pflichten, die man, in Rückſicht auf dieſelbe, zu beobach- ten hat, und die traurigen Folgen, die aus dem Misbrauche derſelben entſpringen, als auf die, mit dem Gebrauch derſelben ver- knüpften, angenehmen Empfindungen ge- richtet, und ihnen gleich anfænglich deutliche Vorſtellungen von dieſen Theilen beyge- bracht wûrden, die immer ein ſehr wirkſa- mes Mittel gegen die Unbændigkeit thieri- ſcher Begierden ſind. Dieſs fællt aber weg, wenn ſie die Kenntniſs derſelben durch die Unterredungen mit dem Geſinde und ihren Mitſchülern, ſich erwerben. Sie werden alsdenn zuerſt mit den angenehmen Empfin- dungen bekannt gemacht, die der Gebrauch derſelben gewæhrt, eine Menge verworrene Vorſtellungen drængen ſich in die Seele, die die Einbildungskraft erhitzen, einen lech-
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die Natur, Verletzbarkeit und Beſtimmung,
der Geſchlechtstheile zu unterreden, ſo könn-
te dieſs auf eine Art geſchehen, daſs die Auf-
merkſamkeit der Kinder mehr auf den gro-
ſsen Werth dieſer Theile, die Pflichten, die
man, in Rückſicht auf dieſelbe, zu beobach-
ten hat, und die traurigen Folgen, die aus
dem Misbrauche derſelben entſpringen, als
auf die, mit dem Gebrauch derſelben ver-
knüpften, angenehmen Empfindungen ge-
richtet, und ihnen gleich anfænglich deutliche
Vorſtellungen von dieſen Theilen beyge-
bracht wûrden, die immer ein ſehr wirkſa-
mes Mittel gegen die Unbændigkeit thieri-
ſcher Begierden ſind. Dieſs fællt aber weg,
wenn ſie die Kenntniſs derſelben durch die
Unterredungen mit dem Geſinde und ihren
Mitſchülern, ſich erwerben. Sie werden
alsdenn zuerſt mit den angenehmen Empfin-
dungen bekannt gemacht, die der Gebrauch
derſelben gewæhrt, eine Menge verworrene
Vorſtellungen drængen ſich in die Seele, die
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/127>, abgerufen am 24.11.2024.
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