zum Empfangen und Gebaehren gesunder Kinder untüchtig, um schlank zu scheinen, und verderben das Herz, damit der Geschmack gebildet werde.
Ob nun gleich diess alles so wahr ist, dass es keines weitern Zeugnisses bedarf, so will ich doch noch ein paar Zeugnisse von mir unbekannten, aber mit warmen Eifer für das Wahre und Gute erfüllten Maennern, beysetzen, um meine Leser zu überzeugen, dass auch andere mir beystimmen.
I.
Mag auch vielleicht schon seit langen Jahren diess Laster unter der Jugend aller Staende herum geschlichen seyn; so ist es doch gewiss, dass jetzt dem Beobach- ter die Wirkungen desselben vorzüglich in die Augen fallen. Es laesst sich das gut erklaeren: die jetzige Generation ist die erste, die von der Wiege an mit Weichlichkeit genaehrt ist. Unsere Vaeter wuchsen noch bey kalten Ge- traenken auf; wir sind die ersten, die die Mut-
termilch
zum Empfangen und Gebæhren geſunder Kinder untüchtig, um ſchlank zu ſcheinen, und verderben das Herz, damit der Geſchmack gebildet werde.
Ob nun gleich dieſs alles ſo wahr iſt, daſs es keines weitern Zeugniſſes bedarf, ſo will ich doch noch ein paar Zeugniſſe von mir unbekannten, aber mit warmen Eifer für das Wahre und Gute erfüllten Mænnern, beyſetzen, um meine Leſer zu überzeugen, daſs auch andere mir beyſtimmen.
I.
Mag auch vielleicht ſchon ſeit langen Jahren dieſs Laſter unter der Jugend aller Stænde herum geſchlichen ſeyn; ſo iſt es doch gewiſs, daſs jetzt dem Beobach- ter die Wirkungen deſſelben vorzüglich in die Augen fallen. Es læſst ſich das gut erklæren: die jetzige Generation iſt die erſte, die von der Wiege an mit Weichlichkeit genæhrt iſt. Unſere Væter wuchſen noch bey kalten Ge- trænken auf; wir ſind die erſten, die die Mut-
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zum Empfangen und Gebæhren geſunder
Kinder untüchtig, um ſchlank zu ſcheinen,
und verderben das Herz, damit der Geſchmack
gebildet werde.
Ob nun gleich dieſs alles ſo wahr iſt,
daſs es keines weitern Zeugniſſes bedarf, ſo
will ich doch noch ein paar Zeugniſſe von
mir unbekannten, aber mit warmen Eifer
für das Wahre und Gute erfüllten Mænnern,
beyſetzen, um meine Leſer zu überzeugen,
daſs auch andere mir beyſtimmen.
I.
Mag auch vielleicht ſchon ſeit langen
Jahren dieſs Laſter unter der Jugend aller
Stænde herum geſchlichen ſeyn; ſo iſt
es doch gewiſs, daſs jetzt dem Beobach-
ter die Wirkungen deſſelben vorzüglich in die
Augen fallen. Es læſst ſich das gut erklæren:
die jetzige Generation iſt die erſte, die von
der Wiege an mit Weichlichkeit genæhrt iſt.
Unſere Væter wuchſen noch bey kalten Ge-
trænken auf; wir ſind die erſten, die die Mut-
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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/136>, abgerufen am 21.11.2024.
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